Recycling:Kegelbahn zu verkaufen

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Das Inventar im Siemens-Schulungszentrum wird vor dem Abriss verkauft. Darunter auch zwei Meter hohe Stehleuchten, die für 1500 Euro angeboten werden. (Foto: Siemens)

Wie die Firma Siemens Inventar und Bauteile ihres Schulungszentrums in Feldafing vor dem Abriss loswird. Die Einnahmen werden gespendet.

Von Michael Berzl, Feldafing

Der Billardtisch für 800 Euro ist schon weg, ebenso die Sauna sowie zwei Aufzüge und mehr als ein halbes Dutzend Fitnessgeräte zum Schnäppchenpreis von jeweils 100 Euro. Doch einiges ist auch noch zu haben, darunter ein Urinal für 14 Euro, eine Kegelbahn, verschiedene Türen, Vorhänge und Stühle. Vor dem bevorstehenden Abriss wird das Siemens-Schulungszentrum in Feldafing noch ausgeweidet. Bauteile und Inventar sollen so wiederverwertet statt weggeworfen werden. Ökologische und nicht finanzielle Aspekte spielten bei diesem ungewöhnlichen Ausverkauf die Hauptrolle, betont das Unternehmen.

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Der Hintergrund: Das mehr als 50 Jahre alte Schulungszentrum für Führungskräfte wird abgerissen, um Platz zu schaffen für einen Neubau. Innerhalb der kommenden vier Jahre soll auf dem etwa 3,6 Hektar großen Grundstück an der Siemensstraße ein Gebäude in Massivholzbauweise entstehen. In Konzernpapieren ist die Rede von einem "Leuchtturmprojekt der Nachhaltigkeit". Und dieser Gedanke der Nachhaltigkeit spielt nun schon vor dem Abriss des Altbaus eine Rolle. In dem dreistöckigen Gebäude findet sich einiges, was noch brauchbar ist.

So sieht das Siemens-Schulungszentrum für Führungskräfte in Feldafing von oben aus. (Foto: Foto: Siemens)
Das Terrassen-Mobiliar des Schulungszentrums in Feldafing. (Foto: Foto: Siemens)

Siemens arbeitet dabei mit der Firma Concular mit Hauptsitz in Stuttgart zusammen, die auf die Verwertung von Material und Inventar spezialisiert ist. Zirkuläres Bauen nennt sich das in der Branche. Dabei würden "Materialkreisläufe konsequent geschlossen und die Umwelt entlastet", heißt es in einem Firmeninfo der Verwerter. Schließlich sei die Baubranche der größte Umweltverschmutzer der Welt. Bisher werde nur ein Prozent verbauter Materialien wiederverwendet. Jedes Bauteil, das vermittelt wird, vermeide Abfall sowie den Ausstoß von Kohlendioxin, außerdem würden Ressourcen geschont. Ähnliche Verkaufsaktionen des Stuttgarter Verwerters gibt es gerade im ehemaligen Kaufhof in Osnabrück und im Behrensbau in Düsseldorf. In Germering haben sie beim Recycling von Teilen eines Edeka-Ladens mitgeholfen.

Verkauf läuft noch bis Ende Oktober

In Feldafing hat der Verkauf im August begonnen und läuft noch bis Ende Oktober. Am Freitag und Samstag, 11. und 12. November, können die Sachen dann abgeholt werden. Bei diesen Verkaufsaktionen lässt sich via Internet wie in einem Katalog blättern, teils mit Impressionen aus vergangenen Stilepochen. Fast 200 Posten aus zweiter Hand waren zum Auftakt im Angebot, Siemens-Mitarbeiter hatten intern den ersten Zugriff. Das meiste ist aber noch zu haben, angefangen vom Granitpflasterstein zum Quadratmeterpreis von 7,50 Euro. Zu den teuersten Objekten zählen eine Automatik-Schiebetür, die sich derzeit im Eingang zum "Global Leadership Center" befindet, mit einem angegebenen Preis von 1250 Euro und eine zwei Meter hohe Stehleuchte mit Textilbespannung für 1500 Euro. Bei der Kegelbahn geht es nach Gebot.

Der finanzielle Aspekt spiele bei der Online-Auktion in Feldafing aber keine Rolle, betont ein Siemenssprecher: "Wir wollen damit kein Geld verdienen". Gewinne aus dem Verkauf würden gespendet. Ein Teil gehe an den Verein "Siemens Caring Hands", der verschiedene Projekte unterstützt und derzeit etwa ukrainischen Familien hilft. Ein Teil des Geldes soll auch lokal in Feldafing gespendet werden.

Wer sich für altes Siemens-Inventar interessiert, findet im Internet, was noch zu haben ist: Kategorien - Concular . Fragen zu Verkauf oder zur Abholung per E-Mail an material@concular.de .

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