Serie: Genuss Erleben:Mehr Bayern als im Gasthaus Georg Ludwig geht nicht

Maising: Gasthof Georg Ludwig

Der Garten des Gasthauses Georg Ludwig

(Foto: Nila Thiel)

Die Wirtschaft in Maising setzt auf Tradition und auf bodenständige Küche aus der Region.

Von Wolfgang Prochaska

Das Gasthaus Georg Ludwig ist in Maising nicht zu übersehen. Nicht nur, weil es an der einzigen großen Straße mitten im Dorf liegt, sondern weil es ein stattliches Gebäude ist. Gleich daneben stehen noch Kirche und Maibaum. Mehr Bayern geht nicht. Schon allein dieses Ambiente zeigt: Hier wird Tradition noch groß geschrieben. Das gilt auch für die jungen Betreiber des Gasthauses, Monika und Thomas Schmötzl. Sie setzen ganz auf "frische und bodenständige Küche".

Thomas Schmötzl, 36, gelernter Koch und Restaurantfachmann, umschreibt das Konzept so: "Wir wollen alte Gerichte aufleben lassen." Dazu gehören für ihn - zum Beispiel - die "geschmorten Ochsenbacken", ein Angebot, das in vielen Wirtschaften schon lange von der Speisekarte verschwunden ist. Maising, das etwas abseits oberhalb des Starnberger Sees liegt und einen kleinen Moorsee vorweisen kann, ist eine Entdeckung wert, nicht nur wegen seiner herrlichen Lage, sondern auch wegen "dem Ludwig", wie die Einheimischen die Traditionsgaststätte nennen.

Das ursprüngliche Haus ist historisch, es steht seit 1803. Vor zwei Jahren bauten die Schmötzls stark um. Wer nun glaubt, der gute alte Ludwig ist nicht mehr wiederzuerkennen, der wird freudig feststellen, dass die Wirtsleute sehr zurückhaltend und bei Wahrung der Tradition vergrößert und umgebaut haben.

Der alte Schuppen wurde zwar abgerissen, aber das Holz zur weiteren Verwendung aufgearbeitet und findet sich nun in den neuen Zimmern und im neuen Gastraum und an vielen weiteren Stellen im ganzen Haus wieder. Eine moderne Küche für größere Kapazitäten kam hinzu, des weiteren 160 Sitzplätze, ein neuer Spielplatz, eine Terrasse, ein neuer Eingang mit Rezeption und eben die elf Fremdenzimmer. Gut ein Jahr hat der Umbau gedauert, dabei ist einiges Geld geflossen. Nicht angetastet, höchstens aufgefrischt, wurde die alte Gaststube. Und auch der ursprüngliche Eingang mit der kleinen, gekiesten Terrasse direkt an der Straße blieb.

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SZ-Karte

Dass der Ludwig nicht irgendein bayerisches Wirtshaus ist und sich die Schmötzls dieser Tradition bewusst sind, lässt sich auch an dem schönen Obstgarten erkennen, wo sich an Tischen, die auf der Streuobstwiese verteilt sind, gut essen lässt. Auch er blieb unangetastet und strahlt den Charme zünftigen Landlebens aus. Geblieben ist auch die historische Holzkegelbahn aus der Jahrhundertwende, die immer noch gern genutzt wird. Überhaupt beklagt sich Thomas Schmötzl nicht über zu wenig Gäste und Nachfrage. Ganz im Gegenteil: "Wir haben nicht gedacht, dass der Umbau so gut ankommt."

Es liegt wohl auch an den Preisen. Diese bewegen sich im bürgerlichen Bereich, der Schweinebraten, der frisch mit zwei ordentlichen Fleischstücken samt Knödel und Kraut auf einem ovalen Teller serviert wird, kostet unter zehn Euro. Die Halbe Bier, ein schönes Maisacher, kommt für 3,20 Euro auf den Tisch. Damit lässt sich leben. Ungewöhnlich ist auch das Angebot an Fischgerichten: Renken, Forellen oder Saiblinge werden nur als ganze Fische serviert. So kostet der Salat mit ganzer Forelle keine 15 Euro.

Warum die Wirtsleute keine Pommes servieren

Da alles frisch gekocht wird, muss man ein bisschen Wartezeit einräumen. Die lässt sich mit einem Maisacher Hell oder mit einem ordentlichen Grünen Veltliner (0,2 Liter für 4,20 Euro) gut überbrücken. Die Speisekarte, die einmal in der Woche wechselt, weist auch andere bayerische Spezialitäten aus, die bei den Brotzeiten vom Wurstsalat über Kalter Braten bis zum Radibrettl mit Schnittlauchbroten beziehungsweise Obazda reichen, und bei den Hauptspeisen auch Spinatknödel und Tafelspitz anbieten. Es ist eine ehrliche Küche, die einen nicht hungrig zurücklässt.

Wie konsequent bayerisch die Schmötzls ihr Lokal betreiben, zeigt sich in einem besonderen Fall, der bei Familien mit Kindern höchstes Erstaunen auslöst: "Bei uns gibt es keine Pommes Frites", sagt Thomas Schmötzl. Die habe es noch nie hier gegeben und so soll es auch bleiben - trotz vieler Anfragen und Bitten. "Wir bleiben aber bei unserer Linie." Es gehöre eben zum Konzept. Als Alternative stünden Nudeln mit Tomatensoße auf der Speisekarte.

Ähnlich konsequent teilt sich das Ehepaar auch die Arbeit auf: Monika Schmötzl, 31, ist für die Küche und für die Zubereitung der Speisen zuständig, während sich ihr Mann um den Service, die Rezeption und die Buchhaltung kümmert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das Geschäft brummt, auch die Hotelzimmer sind gut gebucht. Ein günstiger Umstand hat das Geschäft zusätzlich belebt: Maising liegt am Jakobsweg, sodass immer mehr Pilger im Ludwig Halt machen und dort auch übernachten.

Gasthaus Georg Ludwig

Qualität: ●●●●●●●●○○

Service: ●●●●●●●●○○

Ambiente: ●●●●●●●●●●

Preis/Leistung: ●●●●●●●●●○

Adresse: Ortsstraße 16, Pöcking, Ortsteil Maising

Telefon: 08151/3445

Internet: www.gasthaus-georg-ludwig.de

Anfahrt: über die B 2 Ri. Pöcking-Maxhof

Öffnungszeiten: Donnerstag bis Montag 11 - 23 Uhr, am Wochenende durchgehend warme Küche

Eine weitere Besonderheit durchbricht allerdings die bayerische Tradition dieses Hauses: Auch am Montag ist das Wirtshaus geöffnet. Es dürfte das einzige bayerische Lokal weit und breit sein, das nicht geschlossen ist. "Das Geschäft ist am Montag genauso groß wie am Sonntag", hat Schmötzl festgestellt.

14 Angestellte und sechs bis acht Aushilfen arbeiten im Ludwig, je nach Gästedichte. Dafür ist am Dienstag und am Mittwoch geschlossen. Einmal müssen die jungen Wirtsleute und ihr Sohn Lukas auch mal durchschnaufen. Bekanntlich wird gerade in der Gastronomie hart gearbeitet. Auch für die Schmötzls ist es daher nicht leicht, neues Personal zu finden. "Wir werden in Zukunft Personalwohnungen bauen müssen." Da ist es fast ein Glücksfall, dass sich die beiden über den Weg gelaufen sind. Thomas Schmötzl ist kein Hiesiger, er stammt aus Nordrhein-Westfalen und hat den Namen seiner Frau angenommen.

Kennengelernt haben sie sich 2004 im Luxushotel Bareiss im Schwarzwald, wo sie arbeiteten. Bis nach New York zog es den Maisinger Wirt. "Mir ist es noch nie schwergefallen, woanders hinzugehen", kommentiert er seine Wanderschaft. Da passt es, dass seine Frau und er "gleich gestrickt" seien. So arbeiteten sie zusammen auf dem Kreuzfahrtschiff Sea-Cloud, ehe sie endgültig in Maising vor Anker gingen.

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