Seeshaupt:Von der Gärtnerei zum Wohngebiet

Städteplaner stellt Konzept für Gelände in Seeshaupt vor

Von Kiah Ahrndsen, Seeshaupt

Das Interesse war groß an der Informationsveranstaltung zum geplanten Gärtnereiquartier, nicht alle Besucher fanden im Gemeindesaal einen Sitzplatz. Sie alle wollten vom Städteplaner Bernhard Landbrecht aus erster Hand hören, was aus dem Gelände werden soll, auf dem Wolfgang Kopf derzeit noch seine Gärtnerei betreibt. Regierungsbaumeister Landbrecht, seit Anfang 2017 Heimatpfleger der Stadt München, erfahrener Architekt und Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung, ist in Fachkreisen für seine Kompetenz bekannt, davon konnten sich auch die Zuhörer in Seeshaupt überzeugen. Landbrecht betonte, dass die Rückkoppelung zwischen dem Grundstück und der Umgebung für ihn am wichtigsten sei. Deshalb habe er seinen Rahmenplan auch nicht auf die 1,5 Hektar große Fläche des Gärtnereibetriebs beschränkt, sondern die umliegenden Grundstücke in die Überlegungen einbezogen.

Der Rahmenplan gebe grobe Richtlinien vor, vergleichbar einem Zielkorridor, in dem dann der Bebauungsplan entstehen könne. Deshalb seien auch die von ihm eingezeichneten Häuser nicht als endgültige Vorgaben zu sehen. Landbrecht sieht im westlichen Teil des Grundstücks drei mehrstöckige Gebäude mit Etagenwohnungen vor, gegenüber mehrere Reihenhäuser, den Rest der Fläche will er für freistehende Einfamilienhäuser verwenden, diese allerdings mit zwei Wohneinheiten, die später einmal teilbar wären. Die Erschließung über eine durchgehende Straße sei einer Sackgasse vorzuziehen. Er schlägt dafür sogenannte "Wohnwege" vor: Ein eher schmaler Asphaltstreifen wird flankiert von sickerfähig ausgebauten Ausweichflächen. Als verkehrsberuhigte Zone ausgewiesen, wären die Straße für einen möglichen Durchgangsverkehr uninteressant.

Die Erschließung ist tatsächlich das umstrittene Thema - für die Durchfahrt zur St. Heinricherstraße muss eine bisher private Stichstraße umgewidmet werden, ein geplanter Fußweg Richtung Rosenstraße erfordert eine Grundabtretung. Dessen Eigentümer hat mehrfach erklärt, dass er das nicht wolle. Die Anwohnergemeinschaft, die sich mittlerweile zusammengetan hat, warnt immer wieder vor einer möglichen Enteignung. Der Dritte Bürgermeister Max Amon (CSU) versicherte, dass Privateigentum für ihn höchstes Gut sei. Das Wort Enteignung nahmen weder er noch Bürgermeister Michael Bernwieser (PfB) in den Mund.

Amon warnte aber vor der Gefahr eines Immobilienentwicklers: Wenn das Areal komplett an einen Investor ginge, könnten die Einflussmöglichkeiten der Gemeinde sehr klein werden. Zu der Veranstaltung waren nicht nur Skeptiker gekommen: Eine Frau wollte wissen, wie lange das Projekt noch dauern werde - sie wolle Baugrund kaufen, jeder Tag Wartezeit bedeute für sie finanziellen Schaden. Bernwieser entgegnete, man arbeite weder für die Grundeigentümerin noch eventuelle Bauwerber, es gehe einzig ums Wohl der Gemeinde. Gärtnereibetreiber Wolfgang Kopf schloss sich dem an: Sonderangebote wegen Geschäftsauflösung gebe es bei ihm noch lange nicht.

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