Sommerliches, Buntes und Kunsthandwerkliches ist derzeit in der „Seeresidenz Alte Post“ in Seeshaupt zu sehen: Unter dem Titel „Schnittstellen“ zeigt Anna Bellmann ihre dekorativen Scherenschnitte zusammen mit den fröhlichen Schnitzfigürchen von Katharina Haebler.
Für Anna Bellmann, die 1984 in Starnberg geboren wurde, auf einem Bauernhof in Holzhausen aufwuchs und nach der Schule eine Ausbildung zur Bankkauffrau absolvierte, ist es bereits die zweite Ausstellung in der Seeresidenz. 2015 zeigte sie dort kunstvoll in weiße Papierbögen eingeritzte und aufgefaltete Stadtpläne sowie detailgenaue Darstellungen von Blüten, Blättern und Gräsern, die sie zu einer „Löwenzahnwiese“, einem „Wald“ oder einem „geheimen Garten“ arrangierte. Lag der Reiz ihrer Arbeiten früher in einer völlig unprätentiösen Kunstfertigkeit und in einem zarten Schattenspiel auf dem weißen Untergrund, so sorgen mittlerweile farbiges Papier, metallisch glänzende Oberflächen, goldfarbene Flächen und irisierende Folien für jede Menge zusätzliche Effekte.
Stark vereinfachte Formen sind an die Stelle der naturgetreuen Detailverliebtheit getreten, so etwa bei den fliegenden Kranichen über einer angedeuteten Landschaftsdarstellung oder bei den „Wasserwesen“. Vielfach wiederholte Einzelmotive fügen sich zu großen Ornamentbildern und Mandalas. Außerdem zeigt Bellmann auch diesmal wieder eine Reihe von Cyanotypien: Der sogenannte Blaudruck ist ein altes fotografisches Verfahren auf Eisensalzbasis. Die während der Belichtungszeit auf das Trägermaterial aufgelegten Pflanzenteile, etwa ein Farnblatt, hinterlassen weiße Flächen, die einen hübschen Kontrast zum leuchtend blauen Hintergrund ergeben.
Die 1981 in München geborene Katharina Haebler absolvierte eine Ausbildung an der Schule für Holz und Gestaltung in Garmisch-Partenkirchen, die sie 2007 mit dem Gesellenbrief als Holzbildhauerin abschloss. Von 2008 bis 2017 studierte sie Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste in München, zuletzt in der Klasse von Olaf Nicolai. Heute lebt und arbeitet Haebler in Herrsching am Ammersee. Für ihre kleinformatigen, aus Lindenholz geschnitzten und anschließend bemalten Figuren ist sie wieder zu ihrer ursprünglichen handwerklichen Ausbildung zurückgekehrt: Sie stellt mehr oder weniger naturgetreu dar, was sie direkt vor ihrer Haustür sieht.
Beinahe in Lebensgröße oder etwas kleiner zeigt sie in Seeshaupt eine Reihe von Gartenvögeln. Dompfaff, Kernbeißer, Pirol und Distelfink sind vorrangig an ihrem mit Pinsel und Farbe aufgebrachten Federkleid zu erkennen. Fuchs und Hase sind spielzeugklein, auch das Nashorn oder das Pony hätten Platz in einem Kinderzimmer. Mit den geschnitzten Menschenfiguren in liebevoll aufgemalter Badekleidung haben sie gemeinsam, dass sie fest mit einer etwas plumpen und unproportionierten Stele verbunden sind. Sehr schematisch hinsichtlich Körperhaltung, Physiognomie und Bemalung wirken die Büsten von Frauen, manche von ihnen als Geisha mit weißem Gesicht dargestellt. Und als dritte Werkgruppe gibt es schließlich noch Mischwesen aus Mensch und Tier, als „Frau Flamingo“ oder „Frau Gans“ betitelt.
Die Ausstellung „Schnittstellen“ von Anna Bellmann und Katharina Haebler ist noch bis zum 15. September in der Seeresidenz Alte Post in Seeshaupt zu sehen.
