Seeshaupt:Mitarbeit gefragt

Der neue Seeshaupter Gemeinderat will die Bürger stärker an Entscheidungen beteiligen und gründet Referate für Feuerwehr, Umwelt und Energie

Von Kiah Ahrndsen, Seeshaupt

Gut besucht war die konstituierende Gemeinderatssitzung in der Seeshaupter Mehrzweckhalle. Das Ambiente mit Basketballkörben an der Decke und der Plastikabtrennung zur anderen Hälfte der Turnhalle hin ist zwar wenig anheimelnd, doch immerhin gab es bequeme Sitzgelegenheiten für die Zuschauer: gebrauchte samtgepolsterte Bankettstühle, die die Gemeinde günstig bekommen hatte. Das Interesse war rege, die Stühle reichten nicht aus, einige Zuhörer standen an den Wänden oder saßen auf dem Boden.

Auch die Ratsmitglieder mussten nicht mehr auf den gefürchteten alten Klappstühlen Platz nehmen: Der Bauhof hatte ausgemusterte Holzstühle eines früheren Sportheimwirtes vom Dachboden geholt. Max Amon, der bisherige Dritte Bürgermeister, begrüßte den neu gewählten Gemeinderat mit seinen sechs Neulingen und rief zur Zusammenarbeit auf. Nach den Wahlen 2008 und 2014 habe es jeweils mehr als ein Jahr lang gedauert, bis sich das Gremium gleichsam gefunden habe. Parteizugehörigkeit sollte in der Gemeinderatsarbeit keine Rolle spielen, sagte Amon, der kurz vor Ende der Amtsperiode aus der CSU ausgetreten und nun für die PfB gewählt worden ist.

Armin Mell (FDP) fiel als Ältestem unter den Ratsmitgliedern die Aufgabe zu, dem neu gewählten Bürgermeister Fritz Egold (CSU) den Amtseid abzunehmen, die Amtskette musste der sich, Corona-geschuldet, selbst umhängen. In seiner ersten Ansprache begrüßte der neue Rathauschef den Gemeinderat als Schicksalsgemeinschaft, die in eine schwierige Zeit starte. Die Auswirkungen der Pandemie auf die Gemeindefinanzen seien noch gar nicht abzusehen, dennoch stünden viele Aufgaben an. Man werde sich natürlich im Gremium nicht immer verstehen, er lade aber dazu ein, Kompromisse zu erarbeiten.

Neu vereidigt wurden außerdem Tine Helfenbein und Andreas Rilk, die den Eid gemeinsam sprachen, um zu unterstreichen, dass ihre GrAS-Fraktion immer an einem Strang ziehen werde, sowie Reinhard Weber (SPD), Benedikt Fischer (FDP), Dorothee von Jungenfeld (CSU) und Christian Höck (PfB). Damit sitzen im Seeshaupter Gemeinderat künftig drei Frauen.

Bernd Habich (PfB) war der einzige Kandidat für den Posten des Zweiten Bürgermeisters, er wurde mit einer Enthaltung einstimmig gewählt, bei der Wahl des Dritten Rathauschefs gab es zwei Bewerber. Habich hatte Max Amon vorgeschlagen. Auch wenn dann beide Stellvertreter aus derselben Fraktion kämen, zähle doch dessen langjährige Erfahrung. Christian Tomulla (CSU) nominierte dagegen Armin Mell, den sein Fraktionskollege Benedikt Fischer unterstützte: Mell sei der ehrlichste Mensch, den er kenne, sagte der neu gewählte Fischer, das jüngste Mitglied im Rat. Mell habe bei der Wahl die meisten Stimmen bekommen - und viel Zeit. Neun zu acht hieß es am Ende für Armin Mell. Er werde sich bemühen, das Vertrauen des gesamten Gremiums zu verdienen, sagte er.

Max Amon verzichtet künftig auf einen Sitz im Rechnungsprüfungsausschuss, Georg Leininger (PfB) löst ihn als Vorsitzenden ab, außerdem gehören dem Gremium Bernd Habich (PfB), Daniel Frey, Jan von Gruchalla (beide CSU) und Andreas Rilk (GrAS) an. Benedikt Fischer (FDP) vertritt die Fraktionsgemeinschaft aus Liberalen und SPD. Im Planungsausschuss sitzen künftig für die PfB Christian Höck und Stefan Müller, für die CSU Jan von Gruchalla und Christian Tomulla, für die GrAS Petra Eberle und Tine Helfenbein sowie für die FDP/SPD Gemeinschaft Armin Mell. Der Bauausschuss wird von der PfB mit Stefan Müller und Christian Höck besetzt, von der CSU mit Daniel Frey und Christian Tomulla, von der GrAS mit Tine Helfenbein und Peter Blaut sowie mit Reinhard Weber (SPD) für die Fraktionsgemeinschaft. Im Finanzausschuss sitzen Max Amon und Bernd Habich (PfB), Jan von Gruchalla und Dorothee von Jungenfeld (CSU), Andi Rilk und Peter Blaut (GrAS) sowie Armin Mell (FDP mit SPD).

Bürgermeister Egold möchte künftig die Gemeinderatsarbeit wieder "mehr bei den Bürgern verankern", dafür sollen insgesamt 20 Referate sorgen, die sich etwa mit der Feuerwehr, dem Gärtnereiquartier oder Umwelt und Energie befassen. Bürger mit besonderer Expertise sollen zum Teil als Bindeglieder fungieren. Stefan Müller fand jedoch, dass die Besetzung eines Referats mit bis zu vier Personen unpraktisch sein könne. Tine Helfenbein erinnerte daran, dass alle Parteien im Wahlkampf mehr Bürgernähe versprochen hätten. Egold beteuerte, er habe dem Publikum einen harmonischen Gemeinderat präsentieren wollen, deshalb sei alles eigentlich vorbesprochen worden. "Schade, dass das nicht funktioniert hat", sagte er. Ungeachtet der Debatte wurden die Referate einstimmig gebilligt. Bürgerbeteiligung wünscht sich der Bürgermeister auch für die Dorfzeitung und den Künstlermarkt. Beide bräuchten Unterstützung.

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