Seeshaupt:Harlekin vor Hügellandschaft

Ernst Grünwald und Fritz Wagner stellen ihre Arbeiten in der Seeresidenz Alte Post in Seeshaupt aus

Von Katja Sebald, Seeshaupt

In der Seeresidenz in der ehemaligen "Alten Post" in Seeshaupt ist am vergangenen Wochenende eine Ausstellung eröffnet worden, die sich nicht um Zeitgeistströmungen und erst recht nicht um das marktschreierische Getriebe des Kunstmarkts schert: figurative Bildhauerei von Ernst Grünwald und Landschaftsmalerei von Fritz Wagner.

Ernst Grünwald, der 1956 in München geboren wurde und nach einer Bronzegießerlehre an der Münchner Akademie Bildhauerei bei Erich Koch studierte, lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Ammerland. Seine Arbeiten sind stets gegenständlich und naturalistisch, sehr genaue Beobachtungen von Mensch und Tier. Ausgeführt werden sie entweder als extrem kleinformatige Bronzen oder aber als monumentale Skulpturen aus Eichenholz.

Grünwald und Wagner in der Seeresidenz

Wuchtig: Der Münchner Bildhauer Ernst Grünwald vor seinem hölzernen "Minotaurus".

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der verspielte "Harlekin", eine zierliche Figur, die auf einer Kugel balanciert, ist sozusagen Ernst Grünwalds Markenzeichen geworden. Jetzt hat er ihn noch einmal als winzige Bronze ausgeführt. Zusammen mit einem "Wegweiser", einem Raucher, einem Zeitungsleser, einer nackten Schwangeren und einer kleinen, ebenfalls nackten Frauenfigur, die mit gesenktem Kopf gefährlich instabil an der Kante des hohen weißen Sockels sitzt und schwer an ihrem Titel "Allein" zu tragen scheint, gehört der Harlekin in Seeshaupt zu einer Gruppe kleiner Bronzen im Eingangsbereich. Diese Arbeiten könnten stellvertretend für Menschen in verschiedenen Lebenssituationen stehen. Jede einzelne ist ganz auf einen bestimmten Moment, eine Geste, eine Stimmung reduziert. Auch das Thema der "letzten Zigarette", den Raucher, der ohne den Glimmstengel nicht bestehen kann, hat Grünwald sowohl im kleinen Format als auch in einer überlebensgroßen Holzfigur ausgeführt, dennoch sind es zwei völlig unterschiedliche Arbeiten. Die Holzskulpturen sind massig aus einem schweren Eichenstamm herausgearbeitet, mit großem Respekt vor dem Material.

Grünwald und Wagner in der Seeresidenz

"Riesenzickezacke" hat der Grafiker und Maler Fritz Wagner diese Komposition genannt.

(Foto: Franz X. Fuchs)

Fritz Wagner, Jahrgang 1952, absolvierte seine Ausbildung zum Grafiker in einer Zeit, in der Fertigkeiten im Zeichnen noch zu diesem Beruf gehörten. Den versierten Bildgestalter und die geübte Hand verrät jedes einzelne seiner Blätter. In Seeshaupt zeigt er einige wenige seiner ungegenständlich-dekorativen Kompositionen, denen er Titel wie "Großes Zickezacke" oder "Blaues Zickezacke" gibt. Sein Herz, so scheint es, hängt jedoch mehr an der Darstellung von Landschaften und Naturstimmungen.

Diese fängt er, zumeist auf eher kleinen Formaten, in der Umgebung seines Wohnorts Ambach, in Berg bei Eurasburg, in Meilenberg, auf dem Weg nach Oberambach oder in Attenkam ein. Er ist aber auch im Isartal unterwegs, malt etwa die "Zeller Kirche" oder "Kastanien bei Holzen". Wer die Gegend kennt, dem werden die Motive vertraut erscheinen. Weitere Arbeiten entstanden auf Reisen nach Italien oder nach Mallorca. Immer fängt Wagner mit einigen wenigen Strichen eine reizvolle Situation ein: ein barockes Kirchlein, ein Haus inmitten einer italienischen Hügellandschaft oder einfach nur einen Stadel auf einem Feld, eine Baumgruppe, eine herbstliche Stimmung am Waldrand und immer wieder Wege, Straßen und Alleen, die in sanftem Schwung in die Bildtiefe führen. Ebenso gekonnt werden diese Motive dann koloriert, stets in harmonischer Farbgebung und bevorzugt in warmer Herbststimmung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: