Süddeutsche Zeitung

Seefeld:Umwege mit dem Fahrrad

Die Gemeinde Seefeld scheitert mit dem Vorschlag, eine Einbahnregelung aufzuheben

Von Christine Setzwein, Seefeld

Es kommt selten vor, dass Gemeinderäte quer durch alle Fraktionen gleichzeitig ungläubig den Kopf schütteln. In Seefeld war das der Fall, als es um den Radweg über die Staatsstraße in Hechendorf ging. So nicht, lautete die einhellige Meinung in Richtung Landratsamt. Die Vorschläge aus Starnberg fanden die Gemeinderäte einfach nur "doof".

Worum geht es? Radler, die aus Richtung Herrsching kommen und in Hechendorf von der Seestraße auf den Aubachweg wollen, können nicht geradeaus fahren. Denn die ersten 100 Meter Seestraße von der Einmündung der Staatsstraße 2070 aus sind Einbahnstraße. Auto- und Radfahrer müssen also nach rechts abbiegen, nach etwa 200 Metern die Staatsstraße queren und auf der anderen Seite wieder zurück bis zum Aubachweg fahren. Der Radweg entlang der St 2070 gegenüber der Ausfahrt Seestraße liegt unterhalb einer steilen Böschung. Ein Unding, befand ein Bürger und fragte in der Seefelder Verwaltung an, ob die Einbahnregelung für Radfahrer aufgehoben werden könne.

Im Rathaus ließ man sich nicht lange bitten und nahm Kontakt auf zum Landratsamt, Staatlichen Bauamt Weilheim und zur Polizei. Bauamt und Ordnungshüter sind sich einig: keine Öffnung der Einbahnstraße für Radfahrer. Das Landratsamt stimmte dem zu und schlug vor, dann wenigstens an der St 2070 auf Höhe der südlichen Seestraße beidseitig das Schild "Achtung kreuzende Radfahrer" aufzustellen. Außerdem soll der Grünstreifen gegenüber der Ausfahrt Seestraße befestigt werden. Dann müssten die Radfahrer nicht mehr auf der Staatsstraße zurückfahren zum Aubachweg.

Unmöglich, meinten die Seefelder. Zum einen befinde sich die neue Querungsmöglichkeit außerhalb der Ortschaft, wo theoretisch mit Tempo 100 gefahren werden darf. Zum anderen müssten die Radler nach der Querung ein starkes Gefälle überwinden. Seefeld regte stattdessen an, das Ortseingangsschild zu versetzen und eine Querungshilfe zu schaffen.

Diese Vorschläge wurden aber abgelehnt, mit Schreiben vom 5. Oktober informierte das Landratsamt die Gemeinde darüber, dass die verkehrsrechtliche Anordnung zur Aufstellung der Schilder "Achtung kreuzende Radfahrer" erlassen wurde und die Befestigung des Grünstreifens durch die Gemeinde in Abstimmung mit dem Staatlichen Bauamt erfolgen solle.

Aber die Seefelder geben nicht auf. Sie bezweifeln, dass die Radfahrer, vor allem die ortskundigen, den größeren, gefährlicheren und steileren Umweg in Kauf nehmen werden. Die Rathausverwaltung wurde beauftragt, weiter mit dem Landratsamt Starnberg nach einer Lösung zu suchen.

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Quelle:
SZ vom 06.11.2015
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