Es dauerte nur wenige Minuten, da war das Anmeldeportal für den Triathlon am Wörthsee (an diesem Sonntag) auch schon wieder geschlossen: Alle Plä tze vergeben. Immer mehr Hobbysportler scheinen Gefallen an dem Ausdauersport zu finden, der längst zum Trend geworden ist. Doch was macht den Reiz der Aneinanderreihung von Schwimmen, Radfahren und Laufen aus und für wen ist Triathlon überhaupt geeignet? Sonja Geisler, 54, aus Seefeld ist nebenberuflich Lauftrainerin und selbst leidenschaftliche Läuferin und Triathletin. Sie hat an Wettkämpfen auf der ganzen Welt teilgenommen, unter anderem dreimal am Ironman in der Mitteldistanz. Selbstverständlich war die Immobilienverwalterin auch schon mehrmals beim Wörthsee-Triathlon am Start.
SZ: Triathlon boomt. Woran liegt das?
Sonja Geisler: Es ist die Abwechslung, die dieser Sport bietet. Speziell auf der Volksdistanz geht es schnell: Nach 600 Metern schwimmen geht es schon aufs Rad und nach 20 Radkilometern auf die Laufstrecke. Triathlon vereint alle drei Grundausdauersportarten und ist deutlich gelenkschonender, als der reine Laufsport.
Ist Triathlon ein Sport für Einsteiger oder für Sportler, die eine neue Herausforderung suchen?
Die meisten Triathleten kommen vom Radfahren, an zweiter Stelle wechseln Langstreckenläufer in diesen Sport. Die wollen nicht mehr nur stur und einsam ihre Strecken runterreißen. Schwimmer gibt es nur wenige, die zum Triathlon wechseln – weshalb es kaum richtig gute Schwimmer unter den Triathleten gibt. Einsteiger, die zuvor noch keinen Kontakt zu einer der Disziplinen hatten, gibt es eigentlich kaum.
Früher war Triathlon ein Extremsport, inzwischen ist es eher Lifestyle. Würden Sie zustimmen?
Ja schon. Wer sagt, er macht Triathlon, der sagt auch: Ich mache richtig Sport, nicht Minigolf. Das hat schon einen Coolness-Faktor. Es klingt jedenfalls besser, als „Ich mache Zehn-Kilometer-Läufe“. Manch einer braucht das fürs Ego.
Geht es auch darum, Teil dieser Sportler-Szene um Stars wie Jan Frodeno und Anne Haug zu werden?
Natürlich. Für viele ist der gemeinschaftliche Aspekt der entscheidende Grund, zum Triathlon zu wechseln. Manchmal werden Trainingsgruppen gebildet, doch viele müssen alleine trainieren. Umso schöner ist es, wenn man sich auf einer Veranstaltung trifft und die Freude am Sport teilen kann.
Nachdem der Wörthsee-Triathlon so schnell ausgebucht war: Gibt es zu wenige Wettkämpfe?
Rund um München gibt es definitiv zu wenig. Zumindest von solchen Veranstaltungen, die mit der Volksdistanz und der Olympischen Distanz die Masse ansprechen. Da gibt es einfach zusätzlich zu denen, die seit Jahren dabei sind, zu viele Sportler, die das mal ausprobieren wollen. Am Wörthsee kommt dazu, dass die Strecken landschaftlich ein Traum sind und auch recht anspruchsvoll, das spricht sich natürlich schnell herum. Es ist ein bisschen schade, dass es gerade im Fünfseenland nicht mehr Triathlons gibt, wo die Voraussetzungen geradezu ideal sind. Klar müssen die Gemeinden mitziehen. Es müssen Straßen gesperrt werden und es braucht viele engagierte Menschen und freiwillige Helfer, die mitarbeiten. Aber die Nachfrage ist sicherlich da.
Ist ein Triathlon denn für jeden zu schaffen?
An die Volksdistanz kann sich jeder ranwagen. Das ist auch für Einsteiger zu schaffen. Man muss nicht kraulen, sondern kann auch Brustschwimmen und ein normales Rad und ein Paar Laufschuhe hat fast jeder. Es ist wirklich aufregend, dann beim Wettkampf alles organisiert zu kriegen mit den Wechseln: Wo ist das Rad? Wohin mit den nassen Klamotten und in welche Richtung geht es weiter? Die Wechselzone gilt nicht umsonst als vierte Disziplin.
Mit dem Alltagsrad tritt allerdings kaum jemand an. Vielmehr scheint der Sport zu einer Materialschlacht zu werden. Wie teuer ist das?
Wenn man dabei bleibt, wird es schon teuer. Ein Zeitfahrrad kostet zwischen 3000 und 8000 Euro, ein Neoprenanzug ein paar hundert Euro. Da ist das Laufen noch das Günstigste. Dazu kommen dann noch die Startgebühren und die Reisen zu den Wettkämpfen und Übernachtungen, das läppert sich.
Braucht es ein besonderes Training für einen Triathlon oder geht das aus dem Stand?
Was man vor einem Start mal trainiert haben sollte, sind die Wechsel: Wie fühlt sich das an, nass aufs Rad zu steigen? Und wie merkwürdig eierig läuft es sich nach zig Kilometern auf dem Rad! Erst im nächsten Schritt kann man dann gezielt daran gehen, an den Zeiten zu schrauben.
Tennisspieler fürchten den Tennisarm. Gibt es auch eine typische Triathleten-Verletzung?
Nein. Beim Schwimmen werden vor allem Schultern und Arme beansprucht, beim Radfahren Hüfte und Rücken, beim Laufen leiden die Knie. Der eine spürt es mehr hier, der andere mehr dort.