Ausblick:Sex, Cello und Puppenspiel

Die Kulturmacher von Schloss Seefeld setzen im neuen Jahr auf Kontraste. Auf dem Programm stehen Kindertheater und ein Hoagartn, Klassik, Jazz mit den "Echoes of Swing" und Kabarett mit Christian Springer und Michael Krebs

Von Gerhard Summer, Seefeld

Der Auftakt ist sehr lustig, das Finale eher ernst, und zwischendrin wird's ernsthaft komisch. Die Seefelder Harmonisten treten im Februar zur Gruppentherapie an, das Buchfink Theater erzählt eineinhalb Wochen später die schöne Geschichte von der langwimprigen Sau Josephine, die sich in das Wildschwein Parcival verliebt und verhindert, dass Jägermeister Spieß aus Parcivals Rotte Würstchen macht. Und im März kommt Christian Springer ins Schloss und erklärt, was der grundlegende Unterschied zwischen der deutschen Nationalhymne und dem Faschingsschlager "Heidewitzka, Herr Kapitän" ist und warum es sich trotzdem lohnen könnte, Fremden die deutsche Kultur zu erklären.

Kabarett, Klassik, Kindertheater - die drei K's sind die Grundpfeiler des Seefelder Kulturprogramms im ersten Halbjahr 2017. Aber natürlich gibt es auch fast alles, was sonst noch auf dem Wunschzettel des Publikums steht: Jazz, unter anderem mit dem mehrfach ausgezeichneten Quartett Echoes of Swing. Eine musikalische Lesung, die mit Auszügen aus der Korrespondenz zwischen Clara und Robert Schumann das Leben, Glück und Leid zweier Genies Revue passieren lässt (25. März, 19 Uhr). Ja sogar einen Hoagartn im Sudhaus des Schlosses, natürlich nicht mit verwässerten Zwiefachen, sondern mit echter bayerischer Musik (2. April, 19 Uhr).

Ausblick: Christian Springer gibt in Seefeld sein Programm "Trotzdem".

Christian Springer gibt in Seefeld sein Programm "Trotzdem".

(Foto: Arlet Ulfers)

Für einen Start nach Maß dürfte am Sonntag, 22. Januar, Michael Krebs sorgen, der Rock'n'Roller unter den Musikkabarettisten, der so schön erklären kann, was die wahren Qualitäten des "Mädchens von der Jungen Union" sind. Der gelernte Jazzpianist aus Schwäbisch Hall gibt sein "Jubiläumskonzert". Und er quirlt dabei gern zusammen, was sonst nicht so leicht miteinander in Verbindung zu bringen ist, beispielsweise JU und Sex, und singt gegen die elenden Phrasen der Werbung an. Michael Krebs sei trotz seiner Erfolge "immer Mensch geblieben", heißt es übrigens im Seefelder Programmheft, was schön ist, weil man ihn sich gar nicht erst als Klavier vorstellen mag.

Mit dem Klassikprogramm, das sich im nächsten Jahr ganz ums Violoncello dreht, geht es weiter: Lionel Cottet, der neue Solocellist im Symphonieorchester des BR, und Korbinian Altenberger, Konzertmeister der zweiten Violinen im selben Orchester, spielen am 28. Januar große Werke der Duoliteratur von Ravel, Kodály und anderen. Cottet war schon einmal im Sudhaus zu hören gewesen, nämlich 2009. Damals gastierte er in einer Reihe für Jungstars, die sich "Young Hearts for Music" nennt.

josephine und parcival (kindertheater im Puc am 2.12.)

Das Buchfink Theater zeigt, dass auch Schweine gern fernsehen.

(Foto: oh)

Nach den Echoes of Swing, die mittlerweile seit zwei Jahrzehnten in unveränderter Besetzung spielen und ihr neues Programm "Dancing" im Gepäck haben (5. Februar) und dem Benefizabend der Seefelder Harmonisten (11. Februar, 20 Uhr, Eintritt frei) kommt das nächste Klassik-Duo auf die Bühne: Raphaela Gromes und Julian Riem. Die Cellistin aus München, die 2013 den internationalen Concorso Fiorindo in Turin und heuer den Deutschen Musikwettbewerb gewonnen hat, und ihr Klavierpartner treten seit drei Jahren zusammen auf. Unter anderem waren sie schon beim Festival Ammerseerenade zu hören. Was sie am 12. Februar im Schloss spielen werden, ist dem Programmheft nicht zu entnehmen. Die Zwei hatten auf ihrer Debüt-CD Sonaten von Strauss und Mendelssohn interpretiert, ihre neue Platte mit Werken der italienischen Spätromantik soll 2017 bei Sony erscheinen.

Die letzte Februarwoche und den März sollten sich kleine und große Kinder vormerken: Erst steht die Abenteuergeschichte "Josephine und Parcifal" auf dem Plan (21. Februar, 16 Uhr), dann Prokofjews Musikmärchen "Peter und der Wolf" mit Mitgliedern der Münchner Philharmoniker, dem unermüdlichen Heinrich Klug und Sprecher Stefan Wilkening (11. März, 16 Uhr, Haus der bayerischen Landwirtschaft). Und das Marotte-Figurentheater aus Karlsruhe zeigt "Pit Pinguin", eine Geschichte frei nach einem Bilderbuch von Marcus Pfister, die erzählt, wie aus einem kleinen Pinguin ein großer wird (23. März, 16 Uhr). Zwischendrin gibt Christian Springer sein Programm "Trotzdem" (19. März).

Kabarettist Michael Krebs

Musikkabarettist Michael Krebs nimmt ein Schaumbad im Flügel.

(Foto: Sven Hagolani/oh)

Wer gern weit im voraus plant, kann sich gleich auch den 29. April und den 21. Mai freihalten: Boogie-Woogie- und Blues-Pianist Martin Schmitt aus Weßling gastiert mit neuem Programm in Seefeld (20 Uhr), danach gibt es eine Vorpremiere: Jazzpianist Edgar Knecht stellt mit seinem Trio sein neues Album vor, das erst im Herbst 2017 auf den Markt kommen soll. Die Vorgänger-CD "Dance on Deep Waters" hatte immerhin die Top 30 der deutschen Jazz Charts erreicht.

Das komplette Halbjahresprogramm findet sich im Internet unter www.kultur-schloss-seefeld.de. Die Abende beginnen, wenn nicht anders im Text angegeben, um 18 Uhr. Die Kartenpreise bewegen sich zwischen sechs und 23 Euro. Vorverkauf bei München Ticket unter 089/54818181.

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