Seefeld:Seefelder Zahlenspiele

Bürgerinitiative, Gemeinderat und Verwaltung sind sich über den Raumbedarf des Rathauses nicht einig. Auch über die Kosten gibt es verschiedene Versionen. Bürgermeister Gum wäre eine friedliche Einigung am liebsten

Von Christine Setzwein, Seefeld

Ist es möglich, für drei Millionen Euro einen Anbau am alten Rathaus Seefeld zu errichten? Hat die Verwaltung dann auch genug Platz? Kann Tengelmann nach hinten erweitern? Die Gemeinde meint: nein. Die Initiative Rathaus Seefeld, die für den Erhalt des alten Gebäudes erfolgreich ein Bürgerbegehren auf den Weg gebracht hat, muss mittlerweile einräumen, dass einige ihrer Behauptungen nicht mehr haltbar seien. Trotzdem blieb Josef Hofmann, einer der Initiative-Sprecher, am Montag dabei: Die Seefelder sollen beim Bürgerentscheid am 26. Oktober darüber abstimmen, ob sie für oder gegen den bereits beschlossenen Rathausneubau sind.

Josef Hofmann gegen den Rest der Welt, so sah es zumindest aus bei dem Pressegespräch im Sitzungssaal des Rathauses. Bürgermeister Wolfram Gum war trotz seines Urlaubs gekommen, mit dabei waren auch sein Vize Josef Schneider, die Gemeinderäte Johanna Senft, Brigitte Altenberger und Oswald Gasser, von der Verwaltung Fritz Cording und Imke Friedrich. Diesem Termin vorangegangen war ein Treffen am 31. Juli, das vier Stunden gedauert hatte und an dem Bürgermeister, Verwaltung, Architekten, Planer und Hofmann teilgenommen hatten. Laut Protokoll war man dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass der Verwaltung immer noch 600 Quadratmeter fehlen würden, wenn das alte Rathaus saniert und mit einem Anbau versehen würde. Aber auch dann würde die Maßnahme keine drei Millionen, wie von der Bürgerinitiative (BI) behauptet, sondern mindestens 5,3 Millionen Euro kosten. Die Kostenschätzung für den Neubau neben dem Krankenhaus liegt bei 7,8 Millionen.

Seefeld Rathaus PK

Wühlen im Papier: Bürgermeister Wolfram Gum (v.li.), Josef Schneider und Josef Hofmann bei der Pressekonferenz im Rathaus.

(Foto: Georgine Treybal)

Es geht viel um Zahlen in der Auseinandersetzung um den Rathausneubau. Die neueste Presseerklärung der BI hat den Flächenbedarf der Gemeindeverwaltung zum Thema. "Eine deutliche Steigerung" in den Jahren 2006 bis 2013 hat die BI festgestellt; von 619 Quadratmetern Ist-Zustand auf knapp 1600. Und wieso die Gemeinde die Kosten für den Neubau mit 1970 Euro pro Quadratmeter plane, wenn der durchschnittliche Standardwert doch bei 2875 Euro liege, könne er sich auch nicht erklären, sagte Hofmann.

Da platzte Johanna Senft (Bürgerverein Seefeld) der Kragen. "Das sind doch nur statistische Zahlen", sagte sie. Der Gemeinderat habe in einem monatelangen Prozess eine optimale, detaillierte Kostenschätzung aufgestellt. Im Gegensatz zum Bürgerbegehren. "Sie können das nicht einhalten, was Sie versprechen, und Sie schließen die Augen vor der Realität", warf sie Hofmann vor.

Für Bürgermeister Gum ist die Planung für das neue Rathaus "optimiert für die nächsten 50 Jahre". Für ihn sind drei Punkte des Bürgerbegehrens nicht mehr haltbar: der Anbau auf dem alten Rathausgelände für drei Millionen Euro, die Behauptung, die Flächenanforderungen für die Verwaltung aus dem Jahr 2006 (1247 Quadratmeter) seien dort umsetzbar, und die Aussage, die Erweiterung des Tengelmann-Marktes auf dem Grundstück des Eigentümers sei möglich. "Sie führen die Leute aufs Glatteis", sagte er zu Hofmann.

Seefeld Rathaus

Einigkeit besteht darüber, dass das Seefelder Rathaus zu klein ist - und keine guten Arbeitsbedingungen mehr bietet.

(Foto: Georgine Treybal)

Der räumte zwar ein, dass die drei Millionen nicht haltbar seien und das Raumprogramm von 2013 nicht in einem Anbau untergebracht werden könne. Aber für eine moderne Verwaltung reiche eine Verdoppelung der Bürofläche aus, es müssten nicht 158 Prozent mehr sein. Er wisse auch, dass Walther Kloiber auf seinem Grundstück die Erweiterung des Tengelmann-Marktes nicht wolle, trotzdem sei sie doch "möglich".

Wenn wesentliche Punkte des Bürgerbegehrens nicht mehr stimmten und umsetzbar seien, wie "geht dann die BI damit um?" fragte Oswald Gasser. Das Ganze führe nur zu einer Verunsicherung der Bürger, "sollen sie trotzdem darüber abstimmen?" Man wolle die Bürger an der Entscheidung beteiligen, sagte Hofmann. Schließlich hätten fast 1000 Seefelder unterschrieben. Aber er werde die neueste Entwicklung intern besprechen. Nach den Sommerferien wollen sich Gemeinde und BI noch einmal zusammensetzen. "Mit wäre nichts lieber als eine friedliche Einigung", sagte Bürgermeister Gum. "Und wenn wir die bis dahin schon gedruckten Stimmzettel gemeinsam verbrennen."

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