Süddeutsche Zeitung

Krankenhaus:Seefelder Alleingang

Landrat Roth und Klinik-Geschäftsführer Weiler wussten nichts von den Plänen des Seefelder Rathauschefs, den Grünzug im Aubachtal für einen möglichen Krankenhausneubau anzutasten.

Von Christine Setzwein, Seefeld

Karl Roth ist Landrat von Starnberg und als solcher Chef der "Kreiskrankenhaus Starnberg GmbH". Diese Gesellschaft hält zu 100 Prozent das Klinikum Starnberg, das Krankenhaus Penzberg und bald auch die Chirurgische Klinik Seefeld. In diesen Funktionen ist es Roth natürlich sehr wichtig, dass das Seefelder Krankenhaus bestehen bleibt und in Zukunft auch wirtschaftlich betrieben werden kann. Karl Roth ist aber auch gerade amtierender Vorsitzender des Regionalen Planungsverbands (RPV) und als solcher zuständig für das Wohl und Wehe der gesamten Region München, auch für die regionalen Grünzüge, die als Luftkorridore für die Städter dienen. Aber weder in der einen noch in der anderen Funktion wusste er von dem Plan des Seefelder Bürgermeisters Wolfram Gum, beim RPV die Herausnahme eines bis zu 40 000 Quadratmeter großen Areals aus dem Aubachtal - ein regionaler Grünzug - zu beantragen. So geschehen in der hitzigen Seefelder Gemeinderatsitzung am Dienstag.

Er werde sich jetzt weder für noch gegen den Standort aussprechen, sagte Roth am Donnerstag zur SZ. "Das ist ein Abwägungsprozess." Ganz sicher aber werde er sich - genauso wie der Starnberger Klinik-Geschäftsführer Thomas Weiler - dafür einsetzen, dass das Seefelder Krankenhaus an seinem jetzigen Standort ausgebaut und generalsaniert werden kann. Die Lage sei zentral und gut erschlossen, und "dort haben wir auch die Infrastruktur, die eine Klinik auch braucht, wie ein Café, einen Blumen- oder Zeitschriftenladen". Aber sollte die Sanierung am alten Standort aus technischen oder finanziellen Gründen überhaupt nicht möglich sein, "werde ich natürlich auf die Gemeinde zukommen und sie fragen, ob sie einen Alternativstandort hat". Wenn nicht, werden andere Gemeinden gefragt.

RPV-Geschäftsführer Christian Breu bestätigt, dass er mit Bürgermeister Gum über den Standort im Aubachtal gesprochen habe. Eine Zusage über die Herausnahme aus dem regionalen Grünzug habe er nicht gemacht. "Das kann ich ja gar nicht, das ist Sache des Planungsausschusses." In der Sitzungsvorlage der Verwaltung für die Seefelder Gemeinderäte heißt es aber: "Nach Aussage von Herrn Breu wäre die Herausnahme aufgrund des gemeinnützigen Zwecks . . . durchaus denkbar und würde vom Regionalen Planungsverband voraussichtlich auch positiv beurteilt." Die Sitzung des Planungsausschusses finde am 11. Juli statt, sagte Breu. Bis "spätestens Ende Mai" müssten die Anträge der Kommunen beim RPV eingegangen sein. Ob der Antrag Seefelds genehmigt werde, hänge auch von der Höhe und Größe einer geplanten Klinik ab. Die "grundsätzlichen Funktionen der Grünzüge" sollen auf jeden Fall erhalten werden.

Überrascht von der Standortdiskussion wurde am Dienstag auch Thomas Weiler, der im Gemeinderat über die Zukunft der Klinik Auskunft geben sollte. Ob der Standort im Aubachtal der geeignete ist, "mag und kann ich nicht bewerten", sagte er am Donnerstag zur SZ. "Ich vertrete nur die Klinikinteressen." Er werde aber die Generalsanierung am alten Standort "mit maximalem Nachdruck" verfolgen.

Gegen diesen Plan hat auch Gum nichts. Allerdings bezweifelt er, dass dies gelingt. Gebäudeteile und eine Tiefgarage müssten in den steilen Hang "hineingepresst" werden. Für ein 120-Betten-Haus sei wahrscheinlich ein dreistöckiges Gebäude mit Flachdach nötig. Für zwei bis drei Jahre bedeute das eine riesige Baustelle, die über die Hauptstraße abgewickelt werde. "Ich bin nicht auf Ärger aus", sagt Gum. Aber er werde sich mit aller Kraft für einen Klinikstandort in Seefeld einsetzen. "Und wenn ich von Haus zu Haus gehen muss."

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SZ vom 05.05.2017
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