Seefeld:Proteste gegen neue Klinikpläne

  • Gemeinderat stimmt mehrheitlich für einen Neubau auf einer Fläche, die momentan noch im regionalen Grünzug liegt.
  • Das Aubachtal ist ein Niedermoor, in dem geschützte Arten beheimatet sind.
  • Gegner des Vorhabens haben eine Online-Petition ins Leben gerufen.

Von Christine Setzwein, Seefeld

Der Aubach schlängelt sich sieben Kilometer lang vom Plonnermoos bis in den Pilsensee. Das Aubachtal ist ein Niedermoor, in dem der seltene Kammfarn beheimatet ist und Kiebitze brüten. Jetzt soll dort ein Standort für den Neubau der Seefelder Klinik ausgewiesen werden. Gegen vier Stimmen beschloss der Gemeinderat Seefeld am Dienstagabend, beim Regionalen Planungsverband München (RPV) die Herausnahme eines entsprechenden Areals aus dem regionalen Grünzug zu beantragen. Es befindet sich zwischen den Staatsstraßen 2068 und 2348, an der Eichenallee gegenüber dem Technologiepark.

Diese Entscheidung hat schon im Vorfeld der Sitzung viele Seefelder aufgescheucht. Eine Online-Petition wurde gestartet, die Organisatoren standen am Dienstag mit Plakaten vor dem Rathaus im Technologiepark. "Dem Kiebitz und dem Biber ist der Neubau echt zuwider", stand auf einem der Transparente. Ortwin Gentz, der Sprecher der Bürgerinitiative, hoffte noch, dass der Gemeinderat sich nicht vorschnell festlege und die Entscheidung vertage. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht.

Seefeld: Im idyllischen Aubachtal neben der alten Seefelder Eichenallee könnte eine neue Klinik gebaut werden - wenn der Planungsverband zustimmt.

Im idyllischen Aubachtal neben der alten Seefelder Eichenallee könnte eine neue Klinik gebaut werden - wenn der Planungsverband zustimmt.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die Chirurgische Klinik Seefeld wird Mitte des Jahres Teil des Klinikverbunds Starnberg Penzberg. Wirtschaftlich betrieben werden kann das kommunale Krankenhaus mit seinen 73 Betten schon lange nicht mehr. Außerdem ist das Gebäude mehr als 100 Jahre alt, die Elektro- und Wasserleitungen sowie die Heizungsanlage in entsprechendem Zustand. Damit das Krankenhaus überleben kann, braucht es etwa 120 Betten. Heißt: entweder Generalsanierung oder Neubau. Wo seine Priorität liegt, machte der Starnberger Klinik-Geschäftsführer Thomas Weiler, der in die Sitzung gekommen war, deutlich: "Mein klarer Favorit ist die Generalsanierung am alten Standort", sagte er. Ob und wie das gehen könnte, werde gerade geprüft. Der Bedarf an "100 plus x" Klinikbetten sei jedenfalls vom Ministerium festgestellt worden. Falls die Generalsanierung des Hauses doch nicht möglich sei, gebe es nur zwei Möglichkeiten: "Neubau oder Schließung".

Die Seefelder Verwaltung hat sich schon mal Gedanken über Standorte gemacht: am Oberfeld in Hechendorf, unterhalb des Bahnhofs Hechendorf oder eben an der Eichenallee. Für Bürgermeister Wolfram Gum (CSU) ist das - obwohl im regionalen Grünzug und in einem überörtlichen Biotopverbund gelegen - der beste Platz: an zentraler Stelle gelegen und optimal angebunden. Gum wies im überfüllten Sitzungssaal auf die Wichtigkeit der Klinik für Seefeld hin. Immerhin sei sie der drittgrößte Arbeitgeber am Ort, sie erfülle eine gemeinnützigen Zweck und leiste einen wichtigen Beitrag zur medizinischen Versorgung. Den Erhalt "sind wir dem Ort und der Bevölkerung schuldig", sagte er. Wie groß das Areal, das nur zum Zwecke eines Krankenhausbaus aus dem Grünzug - der laut RPV nicht bebaut werden soll - eigentlich sein soll, wisse er nicht, sagte Gum. Warum die Entscheidung für den Standort jetzt so schnell gefällt werden müsse, erklärte er damit, dass der Regionale Planungsverband München gerade den Regionalplan fortschreibe. Die Frist für Anträge der Kommunen ende aber schon am 15. Mai. Wegen des tagelangen Ausfalls der Telefonanlage und der Osterferien sei es nicht möglich gewesen, die Thematik schon in der Aprilsitzung zu behandeln. Aber wenn Seefeld nicht jetzt eine Anpassung des Regionalplans beantrage, sei die Tür für lange Zeit zu. Eine Gesamtfortschreibung erfolge nämlich nur in langen zeitlichen Abständen. RPV-Geschäftsführer Christian Breu habe jedenfalls bei einem Besuch in Seefeld Zustimmung signalisiert.

Seefeld

Seefelder protestieren gegen einen Klinik-Standort im Aubachtal: (von links) Albert Augustin, Ortwin Gentz und Ildiko Gaal-Baier.

(Foto: Christine Setzwein)

Das wollten einige Gemeinderäte, allen voran Robert Benoist (Grüne) nicht glauben. "Diese Vorgehensweise ist unzumutbar", schimpfte er in der immer hitziger werdenden Debatte. "Wir fangen an, das Aubachtal zuzubauen." Das befürchten auch viele Seefelder. Die Online-Petition hatte am Mittwoch 239 Unterzeichner, auf Papier gebe es bereits mehr als 60 Unterzeichner, sagte Gentz. Er und seine Mitstreiter wehren sich gegen die Bebauung des regionalen Grünzugs, gegen die Versiegelung einer riesigen Fläche und eine "absehbare Folgebebauung". Die Klinik "ist nicht unser Gegner". Er hätte sich mehr Rückgrat erhofft vom Gremium. Aber: "Wir machen weiter und werden noch mehr Bürger mobilisieren."

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