Seefeld:Probezeit

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Die Bürgermeister-Band "Dr. SchiWaGu" mit Gemeinderat Angerbauer bereitet sich gewissenhaft auf drei öffentliche Auftritte vor

Von Astrid Becker, Seefeld

Eigentlich ist Mittwochnachmittag ein idealer Termin für eine Generalprobe. Zumindest, wenn es sich bei denjenigen, die sich da zur ultimativ letzten Probe vor ihrem Auftritt treffen, um Bürgermeister handelt, deren Rathäuser an diesem Tag geschlossen sind und die es sich auch irgendwie sonst einrichten können, wichtige oder weniger wichtige Besprechungen oder die Büroarbeit einfach auf einen anderen Termin zu legen. Die drei Herren heißen Wolfram Gum, Manfred Walter und Christian Schiller: Vor mittlerweile acht Jahren haben die Rathauschefs der Gemeinden Seefeld, Gilching und Herrsching die Band "Dr. SchiWaGu" gegründet, mit der sie in den kommenden zwei Wochen gleich drei Mal auftreten werden.

Und deshalb treffen sich die Drei - zusammen mit Sänger und Gitarrist Claus Angerbauer, seines Zeichens Musiker und Gemeinderat in Weßling - an diesem Mittwoch bei Gum zuhause in Seefeld. Es dauert eine Weile, bis sie aus dem Keller Verstärker, Instrumente, Noten- und Mikrofonständer auf die Terrasse geschleppt haben. Denn die Band soll diesmal ihre Auftritte unter freiem Himmel absolvieren - und dafür wollte ihr Tontechniker Max Brunner schon mal die perfekte Klangmischung ausprobieren. Doch der Mann lässt an diesem Tag auf sich warten. Und zwar just so lange, bis sich der Seefelder Bürgermeister doch mal bemüßigt fühlt, ihn auf dem Handy anzurufen. Es entspinnt sich in etwa folgender Dialog: "Du, wo bist denn Du?" - "Ich? Ich bin in der Arbeit" - "Wolltest Du heute nicht vorbeikommen?" - "Nein, ich bin in der Arbeit." - "Aber wir haben jetzt alles raufgeschleppt, wir wollten doch ausprobieren, wie das alles ist im Freien" - "Ich sitze jetzt aber in der Arbeit." Tja, das war schon mal nichts und stellt die Band vor einige Probleme. Denn ohne Tontechniker fehlt die Gesangsanlage und quasi der Verstärker für Schillers elektronisches Schlagzeug. Dies wiederum bedeutet, dass Schiller noch einmal nach Hause fahren und so ein Ding holen muss. Immerhin besitzt er so etwas, was bemerkenswert ist für einen Mann, der eigentlich Gitarre spielt. "Aber der Posten des Gitarristen war schon vergeben. Da habe ich halt erzählt, dass ich in meiner Jugend schon mal Schlagzeug gespielt habe", sagt Schiller.

Ich möcht' so gern Dave Dudley hör'n, Hank Snow und Charlie Pride: die Bürgermeisterband rockt stilecht. (Foto: Franz X. Fuchs)

Der Gitarrist ist Wolfram Gum. Und er war es auch, der damals vor acht Jahren, in einer Bürgermeister-Dienstbesprechung einfach mal seinen Amtskollegen aus Gilching, Manfred Walter, angesprochen hatte, ob nicht mal was zusammenginge, musikalisch und so. Denn Gum hat sein Leben lang Gitarre gespielt, in diversen Bands - beispielsweise bei "Southern Tumbleweed", einer Countryband, mit der Gum regelmäßig im legendären und mittlerweile längst geschlossenen Münchner "Oklahoma" auftrat. Wie es sich für leidenschaftliche Gitarristen gehört, hängen auch in Gums Keller diverse Gitarren an der Wand. Am Boden steht ein Deezer-Verstärker: "Der ist extra für mich gebaut worden", erzählt Gum. Sein Lieblingsstück aber dürfte eine "Fender" sein, die mit einem Autogramm des in den 1960er- und 1970er-Jahren bekannten amerikanischen Countrymusikers Dave Dudley versehen ist: "Da haben wir mal auf einem Country-Festival als Vorgruppe gespielt", erzählt Gum. Und wirkt dabei schon ein wenig stolz.

Stolz ist er auch auf den Sänger seiner Schiwagus: auf den blinden Musiker und Gemeinderat Claus Angerbauer. Der sagt: "Mei, als ich von Dr. SchiWaGu gehört habe, hab' ich gedacht: jetzt hast Du nur zwei Möglichkeiten. Entweder Bürgermeister zu werden oder gut genug zu sein." Er, der selbst Musiker ist, war gut genug. Als Gum eine CD von ihm hörte, rief er ihn sofort an. Das war vor fünf Jahren am ersten Weihnachtsfeiertag. Ob er nicht bei Gum in Seefeld zu einer Session vorbeikommen wolle? Angerbauer kam und siegte: Seither ist er der einzige Nicht-Bürgermeister in der Formation: "Gum sagt immer, der Landrat hätte da eine Ausnahmegenehmigung erteilt."

Die Bürgermeisterband "Dr.SchiWaGu" mit (v.li.) Christian Schiller, Klaus Angerbauer, Wolfram Gum und Manfred Walter probt für ihre Landkreis-Tournee. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Neben ihm taucht auch der Bassist der Band, der Gilchinger Manfred Walter, als Sänger auf. Auch er hat schon immer Musik gemacht, zuletzt in der Tanzkombo "Take It Easy". Zehn Jahre lang habe er dort gespielt - bis er Bürgermeister geworden sei, sagt er: "Dann hab' ich gedacht, dass ich dafür keine Zeit mehr habe." Bis Gum ihn ansprach, doch zusammen eine Band zu gründen. Besonders viel Zeit braucht er dafür nicht: "Wir proben vielleicht zweimal im Jahr, halt vor Auftritten."

Wie an diesem Mittwoch. Ihr Repertoire - lauter Klassiker wie "Smoke On the Water", "Johnny Be Good" oder "Knocking On Heavens Door" - müssen sie an diesem Tag, zumindest als Sänger, ohne Gesangsanlage absolvieren. Aber auch das klappt erstaunlich gut.

"Dr. SchiWaGu" spielen Freitag, 13. Juli, um 19 Uhr bei der 50-Jahr-Feier der Realschule Herrsching, am Sonntag, 22. Juli, von 11 Uhr an beim Straßenfest in Gilching an der Rudolf-Diesel-Straße sowie am Samstag, 28. Juli (20 Uhr), auf dem Schlossgartenfest Herrsching - für Letzteres holen sie sich noch den Keyboarder Roland Jonk dazu.

© SZ vom 13.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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