Die Nachbarschaftshilfe in Seefeld gibt den ambulanten Pflegedienst auf. „Die unzureichende Personalsituation hat uns in diese schwierige Lage gebracht“, heißt es in einer Mitteilung von Geschäftsführung und Vorstand. Trotz aller Bemühungen sei es in den vergangenen Jahren nicht gelungen, die benötigten und qualifizierten Mitarbeiter zu gewinnen. Darum drohe nun die Zwangsschließung des Pflegedienstes durch die Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassen.
Der ambulante Pflegedienst gehört zur DNA der Nachbarschaftshilfe in Seefeld, „seine Notwendigkeit war damals ein Gründungsgrund“, sagt Geschäftsführerin Stefanie von Dehn. Umso schmerzhafter sei nun die Schließung. Der Bedarf ist freilich nach wie vor da: Etwa 30 Klienten habe der Verein zuletzt versorgt und 60 Beratungsgespräche im Jahr geführt. Man habe pflegebedürftige Menschen und deren Familien helfen und sie dabei unterstützen wollen, so lange wie möglich in ihrer häuslichen Umgebung zu leben. Dafür gab es ein Team von 15 Mitarbeitern, wovon zwei Leitungsfunktionen übernahmen. Der Pflegedienst war von der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände anerkannt und rechnete die erbrachten Leistungen mit den Pflege- und Krankenkassen ab.
Während die pflegerischen Leistungen des Dienstes als hervorragend galten, haperte es immer wieder bei der Organisation und Struktur. Es fehlte eine Pflegedienstleitung und deren Stellvertretung. Diese habe man weder über Stellenanzeigen und Flyer noch über Recruiting-Unternehmen oder Anreize wie „Kopfgeld“ gewinnen können, heißt es in der Mitteilung. Die Lücke blieb nicht ohne Folgen, die Nachbarschaftshilfe erhielt im November vergangenen Jahres eine „vernichtenden Bewertung“ des medizinischen Dienstes, wie die Vorstandschaft selbstkritisch kommuniziert. Während die pflegerische Leistung und die Empathie der Mitarbeiter für die Klienten lobend hervorgehoben und mit einer Note von 1,0 bewertet wurden, bekamen die Bereiche Organisation, Dokumentation und Qualitätsmanagement die Note fünf.

Die Pflegekassen hätten laut Geschäftsführerin von Dehn in der Folge massive Verbesserungen bis Ende Mai gefordert. Für die Nachbarschaftshilfe schien das nicht leistbar: „Ohne eine klare Führung durch eine Pflegedienstleitung und deren Stellvertretung können wir die notwendigen Standards nicht aufrechterhalten“, heißt es. Darum habe man sich für die Schließung entschlossen. Ende März sollen darüber bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die etwa 500 Mitglieder informiert werden. Deren Zustimmung braucht es allerdings nicht. Es gehe mehr darum, um Verständnis zu werben. Man wolle die schwierige Situation offen und ehrlich kommunizieren.
Das Ende des ambulanten Dienstes schmerze sehr, so die Geschäftsführerin. Nun gehe es darum, die künftige Versorgung der Kunden sicherzustellen. „Wir kriegen alle versorgt“, verspricht die Geschäftsführerin. Auch die Mitarbeiter würden nicht entlassen. Jeder, der weiterhin in der Nachbarschaftshilfe tätig sein will, bekäme dazu die Möglichkeit. Die Nachbarschaftshilfe plant, zusätzlich zu den bestehenden Angeboten die Unterstützung im Alltag auszubauen. „Wir bleiben als Alltagsbegleitung erhalten“, so von Dehn.