Seefeld:Leidenschaft und Schwärmerei
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Der Pianistenclub München im Schloss Seefeld
Von Reinhard Palmer, Seefeld
Seit 2003 finden die Konzerte des Pianistenclubs München im Seefelder Schloss statt. Die thematische Konzeption der Konzertprogramme sowie deren Präsentation - diesmal moderierte die Pianistin Annika Hörster - kommen beim Publikum gut an. Die diesjährigen "Gefühlswelten des menschlichen Seins" gingen mit "Leidenschaft und Schwärmerei" in die zweite Runde. Und gleich zwei Varianten der Leidenschaft und Schwärmerei Beethovens hielt der Abend parat, sind doch Gregor Arnsberg und Alex Schreiber sehr verschiedene Pianistentypen. Dass Letzterer als Mathematiker tätig ist, gab schon einen Aufschluss über seinen Zugriff auf die Grande Sonate Pathétique, die klar und transparent zum werkimmanenten Spannungsbogen durchdrang und mit leidenschaftlicher Fülle bisweilen eben auch ins selige Schwärmen geriet. Schreiber prägte sie deutlich aus, ohne sich Flüchtigkeiten zu erlauben. Bis zur letzten Konsequenz, wodurch allerdings die Schlusspointe etwas unspektakulär geriet. Anders indes Arnsbergs Interpretation Beethovens e-Moll-Sonate op. 90, eines der späteren Werke. Allzu viel Pedal sorgte hier für eine etwas breiige Textur. Ansonsten baute Arnsberg aufs expressive Kontrastprogramm zwischen Kraftausbrüchen in mächtiger Klangsubstanz und zarten Rücknahmen von blühender Schönmusikalität. Damit stieß er einen weiten interpretatorischen Raum auf, in dem er sich jedoch bisweilen selbst verlor und die Dramaturgie immer wieder versickerte.
Die "Suite bergamasque" von Debussy mit Leidenschaft und Schwärmerei in Verbindung zu bringen, wäre ohne die Überleitung mit den Sechs Liedern nach Texten von Erich Türk vom Pianisten und Komponisten Werner Türk schwer verständlich geraten. Die vitalen Interpretationen der Sopranistin Irene Wetzler-Mittmann waren in erster Linie erzählerisch ausgerichtet. Sie ist leichter, luzider und bildlich-suggestiver. Martin Keller verschleierte sie auch nicht etwa mit einem atmosphärischen Weichzeichner. Mit vielen spielfreudigen Charakterwendungen korrespondierte so die Suite in gewisser Weise mit dem Schlusswerk des Abends. Das Dumky-Klaviertrio op. 90 von Dvořák suchte aber nicht die feinen Nuancen als vielmehr deutliche Stimmungsumschwünge mit musikantischer Verve in Substanzfülle des schönfarbigen Ensembleklangs. Mit Oskar Merchan Alba (Violine), Yorick-Alexander Abel (Violoncello) und Carolin Danner (Klavier) saß hier ein Ensemble auf der Bühne, das die Leidenschaft und Schwärmerei dieses Werkes verinnerlicht hat.
Nächstes Konzert des Pianistenclubs in Seefeld: Sonntag 7. August, 19,30 Uhr mit "Magie und Rausch" in der Reihe "Seefelder Tastenspektakel".