Seefeld:Kranke Eichen werden aufgepäppelt

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Die Gemeinde Seefeld testet eine Therapie gegen den Pilz: Ein Fachmann besprüht hundert Bäume drei Jahre lang mit Posphit.

Patrizia Steipe

Seefeld - Eiche Nummer 54 hat eine deutlich geschädigte Krone, bei Nummer 14 ist noch eine gewisse Vitalität vorhanden, dagegen sind bei der Nummer 308 und der 453 alle Seitenwurzeln weggefressen, und die Bäume können nur noch wenig Wasser aufnehmen: So schön die Seefelder Eichenallee mit ihren rund 700 Bäumen auf den ersten Blick wirkt, bei näherer Betrachtung erkennt selbst der Laie, dass eine Vielzahl davon krank ist. Vor allem der Phytophtora-Pilz macht den Pflanzen arg zu schaffen.

Seefeld Sanierung der Eichenallee (Foto: STA)

"Davon sind alle Bäume befallen, auch die Nachpflanzungen", sagte Baumfachmann Thomas Jung im Gemeinderat. Als Therapie hatte er im vergangenen Jahr dem Gemeinderat eine Behandlung mit Phosphit empfohlen. In hoher Dosis sei dies für die Pflanzen toxisch, in geringerer könne es ähnliche Effekte wie eine Impfung bei den Pflanzen bewirken. Vor allem bei Bäumen, die noch nicht so stark geschädigt sind, könne man damit gute Erfolge erzielen, berichtete der Fachmann. Als Beweis zeigte er Vorher-nachher-Bilder von behandelten Baumriesen in Münchner Parkanlagen.

Im vergangenen Herbst hat Jung bereits 20 Seefelder Eichen mit der Chemikalie besprüht. In diesem Jahr sollen weitere folgen. Während der Experte vor allem kräftige Bäume in die Behandlung aufnehmen möchte, weil bei denen die besten Erfolge erzielt werden können, lagen dem Gemeinderat die "großen alten Kerle", die ortsprägenden knorrigen Eichen mit ihren teilweise über 250 Jahren am Herzen. Bevor alle Bäume behandelt werden, soll die Therapie aber zunächst an einer kleinen Gruppe von Bäumen getestet werden.

Neben den 20 bereits behandelten Bäumen empfahl Marika Balke vom Staatlichen Bauamt Weilheim, das für die Instandhaltung der Mitte des 18. Jahrhunderts angelegten Allee zuständig ist, weitere 20: "Das ist repräsentativ, das kann man vergleichen." Dem Gemeinderat war das aber zu wenig. "Um dieses einmalige Naturdenkmal in unserer Gemeinde zu erhalten, sind ein paar tausend Euro vergleichsweise wenig Geld", findet Robert Benoist (Grüne), der am liebsten noch mehr Bäume behandelt hätte. Auch Bürgermeister Wolfram Gum sprach sich für eine größere Anzahl aus: "Sparen ist gut, aber nicht bei den Eichen."

Mit großer Mehrheit beschloss der Gemeinderat, 100 Eichen in die Therapie aufzunehmen und dabei auf eine Mischung aus alten und neuen Bäumen zu achten. Drei Jahre lang sollen sie mit Phosphit besprüht werden. Jede Behandlung kostet rund 9000 Euro. Für 40 Bäume übernimmt das Straßenbauamt gemeinsam mit Baumpaten die Kosten, den Rest zahlt die Gemeinde. Das Ganze muss aber erst noch mit der Unteren Naturschutzbehörde abgeklärt werden.

Als flankierende Maßnahme schlug Ute Dorschner (SPD) eine Geschwindigkeitsbegrenzung vor. Bei rund 13000 vorbeifahrenden Autos am Tag würde dies eine positive Auswirkungen haben. Der Grund für das Tempolimit könnte den Autofahrern auf Schildern klargemacht werden. In Brandenburg gebe es bereits solche Hinweise, erläuterte Balke: "Schöne Allee - schön langsam fahren". Das würde auch für Seefeld passen.

© SZ vom 25.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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