Süddeutsche Zeitung

Seefeld:Klares Votum für Bürgerentscheid

Die Initiative Aubachtal übergibt mehr als 1000 Unterschriften an Bürgermeister Wolfram Gum. Nun können die Seefelder abstimmen, ob sie für oder gegen einen Klinikneubau im Regionalen Grünzug sind

Von Christine Setzwein, Seefeld

In Seefeld steht ein Bürgerentscheid an. Wenn der Gemeinderat in seiner Sitzung am 8. August die Rechtmäßigkeit des Bürgerbegehrens Aubachtal feststellt, können die Seefelder darüber abstimmen, ob sie für oder gegen den Neubau eines Krankenhauses im Regionalen Grünzug sind. Vor der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend übergab die Initiative Eichenallee Bürgermeister Wolfram Gum mehr als 1000 Unterschriften. 580 wären nötig gewesen. Als Termin für den Bürgerentscheid schlägt die Initiative den 24. September vor, der Tag der Bundestagswahl.

Die Vertreter der Bürgerinitiative (BI), Ortwin Gentz und Ildiko Gaal-Baier, mussten sich sputen, um ihren dicken Ordner mit den Unterschriften an Bürgermeister Gum übergeben zu können. Eher ungehalten ließ sich Gum noch fotografieren. Dass er der Initiative nicht unbedingt wohlwollend gegenüber steht, hatte er erst kürzlich deutlich gemacht, als er sagte, er finde das Misstrauen gegenüber der Arbeit des Gemeinderats "zum Kotzen".

Auch Horst Guckelsberger, Kreisvorsitzender des Landesbunds für Vogelschutz (LBV), und Günter Schorn, Kreisvorsitzender vom Bund Naturschutz (BN), waren nach Seefeld gekommen. Sie unterstützen die Initiative Aubachtal und das Bürgerbegehren, weil sie ebenfalls gegen eine Bebauung des Zwickels zwischen den Staatsstraßen St 2068 und 2348 sind. Das Areal befindet sich im Regionalen Grünzug, im Landschaftsschutzgebiet und nur unweit der historischen Eichenallee. Die Gemeinde hat beim Regionalen Planungsverband beantragt, die Fläche aus dem Grünzug herauszunehmen. Für Guckelsberger wäre eine Bebauung dort ein "schwerer Eingriff" in die Eichenallee und eine "erhebliche Verschlechterung" des angrenzenden FFH-Gebiets, schreibt er an den Regionalen Planungsverband.

Für die BI sind die vielen Unterschriften ein "klares Votum für Landschaftsschutz und Grünzug". Die Flyer für das Bürgerbegehren waren an alle Haushalte verteilt worden, an Info-Ständen hatte die BI auf ihre Ziele aufmerksam gemacht. Dabei habe sich bestätigt, "dass die Menschen ihre beliebte Klinik im Ortskern behalten wollen", so Linda Rüger von der BI. "Sie wollen, dass Seefeld ein lebendiger Ort mit Geschäften, Dienstleistern und Gastronomie bleibt und sich in diese Richtung weiterentwickeln kann. Gleichzeitig wehren sie sich gegen die Zerstörung von Landschaftsschutzgebieten und Grünflächen in der Gemeinde." Gemeinsam ist allen Seefeldern, auch der Bürgerinitiative, dem LBV und dem BN, dass sie die Chirurgische Klinik am Ort erhalten wollen. Die Klinik sei von großer Bedeutung für das ganze westliche Fünfseenland und darüber hinaus, meint Guckelsberger - für die medizinische Versorgung wie auch als Arbeitgeber und Steuerzahler. "Zur Daseinsvorsorge gehört eine leistungsfähige Klinik, aber ebenso eine lebenswerte Umwelt."

Innerhalb eines Monats muss nun der Gemeinderat über die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens entscheiden. Gum hatte einen Bürgerentscheid befürwortet, da das Thema Klinik alle Seefelder angehe. Was den Standort im Grünzug gegenüber dem Technologiepark angeht, handle es sich nur um einen Vorratsbeschluss, betont der Bürgermeister immer wieder. Denn an erster Stelle stehe die Sanierung und Erweiterung des Krankenhauses in der Ortsmitte. Dafür läuft gerade das Planungsverfahren. Auch Landrat Karl Roth und der Geschäftsführer der Krankenhaus Starnberg GmbH, Thomas Weiler, bevorzugen den Ausbau am jetzigen Standort.

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SZ vom 20.07.2017
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