Konzert in Seefeld:Einfühlsame Bläser mit grandioser Spieltechnik

Konzert in Seefeld: Das Quintett Harmonic Brass überzeugt im Haus Peter & Paul in Seefeld: (v. li.) )Karl-Wilhelm Hultsch (Tuba), Alexander Steixner (Posaune), Andreas Binder(Horn), Elisabeth Fessler (Trompete) und Hans Zellner (Trompete).

Das Quintett Harmonic Brass überzeugt im Haus Peter & Paul in Seefeld: (v. li.) )Karl-Wilhelm Hultsch (Tuba), Alexander Steixner (Posaune), Andreas Binder(Horn), Elisabeth Fessler (Trompete) und Hans Zellner (Trompete).

(Foto: Georgine Treybal)

Das Quintett "Harmonic Brass München" begeistert das Publikum am Pilsensee mit seiner musikalischen Reise entlang der Donau.

Von Reinhard Palmer, Seefeld

Der Verein "Kultur im Schloss Seefeld" war zwar aufgrund der zu erwartenden Lautstärke ins Haus Peter und Paul in Oberalting ausgewichen, doch es war auch aus anderen Gründen sinnvoll. Blechblasmusik hat hierzulande viele Anhänger, ein gesteigerter Andrang war zu erwarten, bei dem die Kapazitäten des Sudhauses schnell erschöpft gewesen wären. Die Erwartungen an das 1991 gegründete Ensemble Harmonic Brass München waren wohl zunächst anders gelagert, fiel doch der Applaus anfänglich noch etwas spärlich aus. Aber der sollte sich bald deutlich steigern - bis zum frenetischen Schlussjubel.

Wer sich hier so etwas wie LaBrassBanda erhoffte, war vermutlich erst einmal etwas enttäuscht, denn die Mitglieder der Harmonic Brass sind allesamt klassisch ausgebildet, Sinfonieorchester erfahren und der ernsten Musik verpflichtet. Aber selbst klassische Blechbläser sind bekanntlich humorvoll, gesellig und zu vielen Schandtaten bereit. Volksmusik ist also kein Tabu, erst recht, wenn sie anspruchsvoll ist und gewisse Virtuosität fordert. Ohne Folklore wäre das Quintett auf der musikalischen Reise entlang der Donau im letzten Abschnitt kaum ausgekommen, ist doch die ernste Musik in Serbien und Rumänien erst seit dem 20. Jahrhundert zu finden und dann vermutlich mit der vergnüglichen "Donaureise" kaum vereinbar.

In der Art der "Promenade" in "Bilder einer Ausstellung" Mussorgskys gab es auch hier eine Reisemusik, die das Programm zu einer Einheit verband. Hornist Andreas Binder komponierte die packende, dramatisch-elegische Zwischenmusik, was dem szenischen Auftritt ein gutes Tempo gab, auch wenn sich zwischendurch auch Langsames Gehör verschaffte. Sich eine Geschichte fürs Programm auszudenken, war geschickt. Auch wenn die fünf Bläser mit grandioser Spieltechnik nie außer Atem gerieten und recht entspannt zu Werke gingen, wäre ein pausenloser Einsatz allzu kräftezehrend. Mit Binders kurzweiliger, als humoristischer Reisebericht konzipierter Moderation wurde der Auftritt mit etwas Bühnendekoration zudem unterhaltsamer fürs Publikum.

Die Reise der Besatzung an Bord im Auftrag der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft begann in Ulm mit barocker Feierlichkeit der "Ouverture á 5" eines Theodor Schwartzkopff, dessen getragen-sangliche Musik ein gutes Bild der breit und ruhig fließenden Donau abgab. Mit hervorragenden Bearbeitungen der Trompeter Hans Zellner und Elisabeth Fessler gelangten aber auch bekannte Stücke zum Vortrag, wie etwa an der Regensburger Station Beethovens "Für Elise" oder anschließend in der Orgelstadt Passau mit Bachs Toccata und Fuge d-Moll, die in der Bläserfassung weit farbenreicher und klang differenzierter als an den Originalinstrumenten ausfielen.

Mit starkem Ausdruck brillieren die Musiker und nehmen die Zuhörer mit auf die Reise

Von der Klangfülle und -dynamik kann ein Blechbläserquintett durchaus auch symphonische Dimensionen stemmen, so auch das Rondo aus Hummels Trompetenkonzert Es-Dur mit spritziger Leichtigkeit an der Wiener Station, nachdem in Linz die Motette Bruckners "Locus Iste" für klangschöne Einfühlsamkeit gesorgt hatte.

Dass Mozarts "Rondo alla turca" in Erinnerung an die türkische Belagerung Wiens mit Hi-Hat-Schlag ergänzt wurde, erinnerte an eine Mode im 18 Jahrhundert, die dem Hammerflügel den sogenannten Janitscharenzug bescherte, mit dem ein solches Schlagwerk per Pedal betätigt werden konnte. Eine klangliche Besonderheit war zudem Montis Csárdás, in dem die Tuba von Karl-Wilhelm Hutsch, sonst mit dem behutsamen Posaunisten Alexander Steixner für den mächtigen Unterbau sorgend, eine Hauptrolle spielen durfte, in der Hutsch mit starkem Ausdruck brillierte. Bevor das folkloristische Finale begann, ließ das Quintett bereits Erlebtes noch einmal Revue passieren - mit dem "Concerto Danubio" der Trompeterin Fessler, die zwar keine Avantgardistin, aber klangverständige Tonsetzerin ist und in ihrem dreisätzigen Werk einen ausgeprägten Sinn für musikalische Dramaturgie bewies.

Maßgeschneidert gab das Werk dem Ensemble eine gute Gelegenheit, den Klangreichtum des Blechblasquintetts in vollen Zügen auszukosten. Ein spaßig choreographiertes "An der schönen, blauen Donau" des Wiener Walzerkönig Strauß setzte in der Zugabe dem Programm noch eine kaiserliche Krone auf.

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