Süddeutsche Zeitung

Klinikneubau:Gum lehnt Ratsbegehren ab

Der Seefelder Rathauschef befürwortet einen Bürgerentscheid in punkto Klinikneubau an der Eichenallee. Er will auch am Gemeinderatsbeschluss nicht rütteln für den neuen Standort

Von Wolfgang Prochaska, Seefeld

Der Seefelder Bürgermeister Wolfram Gum hat ein Ratsbegehren in punkto Klinikneubau im Aubachtal abgelehnt. "Derzeit sieht die Gemeinde keine Notwendigkeit (...) in dieser Angelegenheit", ließ er die Bürgerinitiative Eichenallee schriftlich wissen. Diese hatte Gum in der Gemeinderatssitzung vor den Pfingstferien im Rahmen der Bürgerfragestunde gebeten, auf dieses Entscheidungsinstrument zurückzugreifen, "um Zeit zu sparen, da kein Bürgerbegehren vorher nötig" wäre. Nun ist klar: Um einen Neubau im regionalen Grünzug zu verhindern, muss die BI ein Bürgerbegehren initiieren, das zum Bürgerentscheid führt.

Gum hatte sich vorher schon dafür ausgesprochen, "weil die Frage der Klinik alle Bewohner unserer Gemeinde angehe". Im Mai hatte die BI insgesamt 730 Unterschriften gesammelt und die Liste vor der Sitzung an Vizebürgermeister Josef Schneider übergeben. Darin wird der Gemeinderat ersucht, den Beschluss vom 2. Mai zu revidieren und die weitere Planung des Krankenhauses auf den Standort Ortsmitte zu beschränken. An diesem Tag hatte das Gremium beschlossen, ein Grundstück an der Auinger Straße in unmittelbarer Nähe der Eichenallee in der Fortschreibung des Regionalplans als möglichen Alternativ-Standort zu deklarieren. Es ist dort ein sensibles Eck: Die Eichenalleen von Delling nach Seefeld und von Seefeld nach Auing sind Teil des geschützten FFH-Gebiets "Eichenalleen und Wälder um Meiling und Weßling". Entsprechend heftig waren die Reaktionen bei den Seefeldern.

Aus der schriftlichen Beantwortung der Fragen aus der Bürgerfragestunde geht auch hervor, dass Gum am Beschluss seines Gremiums nicht rütteln wird. Das wird bei den Bürgern keine Begeisterung auslösen. Die Agendagruppe Ortsbild/Ortsgestaltung hatte den Bürgermeister um Stellungnahme gebeten. Gum: "Ja, der Gemeinderat wird diesen Beschluss aufrechterhalten." Und fügte hinzu: Der Natur- und Umweltschutz liege dem Gremium "sehr am Herzen". Deshalb solle der alternative Standort von Fachleuten auf seine Tauglichkeit hin geprüft werden. Die Aspekte des Natur- und Umweltschutzes spielten dabei und bei dem nachfolgend gegebenenfalls benötigten Herausnahmeverfahren aus dem Landschaftsschutz eine maßgebliche Rolle. "Durch entsprechenden Abstand zur Eichenallee werden diese und das Aubachtal nach unserer Ansicht nicht tangiert", so Gum.

Der Seefelder Rathauschef will aber auf jeden Fall am bisherigen Standort der Klinik in der Hauptstraße festhalten, weiß aber auch um die Probleme des Areals aufgrund der geologischen Verhältnisse. Von "drückendem Hangwasser" spricht Gum in diesem Zusammenhang. Derzeit wird die Sache auf Erweiterungsmöglichkeiten hin untersucht. Die Klinik soll, um wirtschaftlich betrieben werden zu können, von gut 70 auf etwa 120 Betten erweitert werden. Ginge es allein nach Landrat Karl Roth und Thomas Weiler, Geschäftsführer des Klinikverbunds Starnberg, Penzberg und Seefeld, soll dies am jetzigen Standort passieren.

Neu dürfte allerdings sein, dass das Grundstück neben der Klinik der Gemeinde mit jener Zweckbindung übertragen wurde, es für eine Erweiterung der Klinik zu verwenden. Der Rathauschef bestätigt dies in seiner Antwort: "Ich selbst habe den Grundstückskauf neben dem Krankenhaus verhandelt und für die Gemeinde abgeschlossen. Die Gemeinde wird das Grundstück bei Bedarf für die Krankenhauserweiterung selbstverständlich zur Verfügung stellen."

Zwei Szenarien nehmen nun Gestalt an: Sollte sich herausstellen, dass eine Klinikerweiterung am alten Standort sinnvoll ist, ist der Bürgerentscheid obsolet. Andernfalls könnte es in Seefeld zu einem heißen Herbst kommen, wenn die Auinger Straße der neue Standort wird, und ein Entscheid die Klinik verhindern will.

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Quelle:
SZ vom 17.06.2017
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