Süddeutsche Zeitung

Seefeld:Frisches vom Fieranten

Der Seefelder Ortsteil Hechendorf bekommt einen Wochenmarkt. An den Ständen wird Obst, Gemüse, Fleisch, Brot, Kuchen, Fisch und Feinkost angeboten

Von Patrizia Steipe, Seefeld

Die Händler stehen fest, die Verträge sind unterschrieben und die Rahmenbedingungen geklärt - nach etwa einem Jahr Vorbereitungszeit bekommt Hechendorf einen Wochenmarkt. Zum ersten Mal öffnen die Fieranten ihre Verkaufswagen am Freitag, 11. Juni, vor dem Bürgerstadl. Zum Auftakt treten zwei Alphornbläser, Stelzenläufer und Jongleure auf, kündigt Johanna Senft an, die gemeinsam mit Sepp Schneider und Katharina Braun Ansprechpartnerin für den neuen Wochenmarkt ist.

Der Bürgerverein Seefeld (BVS) hatte vor einem Jahr die Idee der Bürger aufgegriffen, die in der Diskussion über die Ortsentwicklung einen Wochenmarkt gefordert hatten. Der Antrag stieß im Gemeinderat auf positive Resonanz. Es sei dann aber gar nicht so einfach gewesen, eine gute Mischung an Fieranten zu finden. "Derzeit sprießen Wochenmärkte wie Pilze aus der Erde", sagt Gemeinderätin Senft. Deswegen hätten viele, die angefragt worden waren, abgesagt, weil sie keine zusätzlichen Kapazitäten mehr frei gehabt hätten.

Der Markt startet mit sechs Händlern. Falls er gut ankommt, könnte er erweitert werden, denn am Schlagenhofener Weg, der an den Markttagen auf 200 Metern Länge für den Autoverkehr gesperrt werden soll, wäre noch Platz für weitere Verkaufsstände. "Zum Beispiel hätten wir noch gerne einen Käsewagen", sagt Senft.

Bisher gibt es in der Gemeinde einen Wochenmarkt in Seefeld. Der findet donnerstags statt. "Für Berufstätige ist das ungünstig", meint Senft. Sie können jetzt freitags von 14 bis 18 Uhr am Schlagenhofener Weg in Hechendorf regionale Lebensmittel aus eigenem Anbau oder Handwerk kaufen, "wir wollten keine Großmarkt-Produkte".

Martina und Rainer Ehrle aus Bettnau am Bodensee hatten ihren Verkaufswagen bei der Vorstellung der Fieranten schon einmal zur Probe vor dem Bürgerstadl aufgestellt. Routiniert verwandelten sie den Anhänger mit ein paar Handgriffen in eine Theke. Die beiden verkaufen bereits auf Wochenmärkten in München Obst und Gemüse aus der Bodenseeregion. "Es gefällt uns, unsere Produkte vom Anpflanzen bis zum Verkauf zu begleiten", sagt Martina Ehrle. Thomas Rainer, Metzger aus Germering, hatte bereits Beziehungen nach Hechendorf. Hier kauft er nämlich das Rindfleisch von Johann Hirschvogel. Um den Tieren Transportstress zu ersparen, wird am Hof geschlachtet. Brotaufstriche, Antipasti und andere südländische Delikatessen werden am Stand von Mezzito Feinkost aus Puchheim verkauft. Die Dorfbäckerei Köbler aus Fischach ergänzt das Angebot um Brote, Semmeln, Feingebäck, Kuchen und Dinkelprodukte. Esma Agac bietet Fisch und Meeresfrüchte an ihrer Verkaufstheke. Auch auf Nachhaltigkeit wird geachtet. Den Apfelsaft der Ehrles kann man beispielsweise in mitgebrachte Flaschen füllen lassen. Ab Oktober wird "der wilde Max" das Angebot um Wildspezialitäten aus dem Fünfseenland bereichern. Die Jäger verzichten auf Drückjagd und Hetze, versichert Senft.

Auf Synergieeffekte für den Bürgerstadl hofft Koordinatorin Petra Schwienbacher. Sie möchte Kreativangebote für Kinder anbieten. Die Kleinen können den Spielplatz nutzen, und die Standlbesitzer bekommen Strom, Wasser und ordentliche Toiletten. Wenn es wieder erlaubt ist, dann sollen sich die Hechendorfer an Markttagen im Bürgerstadl auch zu Kaffee und Getränken treffen können. "Wir hoffen, dass sich der Wochenmarkt zu einem Treffpunkt entwickelt und den Ort belebt", sagt Senft. An die etwa 3500 Hechendorfer richtet sie die Bitte, die Einkaufsmöglichkeit rege zu nutzen und "die Fieranten nicht hängen zu lassen".

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Quelle:
SZ vom 31.05.2021
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