Digitalisierung:Ein Assistent für die Feuerwehr

Digitalisierung: André Koppany präsentiert seine App "FF Agent" im Gerätehaus der Feuerwehr Oberalting-Seefeld.

André Koppany präsentiert seine App "FF Agent" im Gerätehaus der Feuerwehr Oberalting-Seefeld.

(Foto: Franz Xaver Fuchs/Starnberger SZ)

Die App "FF Agent" soll die Digitalisierung der Feuerwehren vorantreiben. Was als Pilotprojekt in Seefeld begann, kommt mittlerweile deutschlandweit zum Einsatz: Genese einer Erfolgsgeschichte.

Von Nikolai Vack

Der Funkmelder piepte. "Das muss ein Einsatz sein", dachte sich André Koppany, sein erster Einsatz. Eben noch wollte er mit der Familie zu Abend essen. Doch stattdessen hieß es: Alles stehen und liegen lassen und schnellstmöglich ins Gerätehaus der Feuerwehr Oberalting-Seefeld. "Doch wie kann ich Rückmeldung an die Einsatzstelle geben, dass ich zur Hilfe eile?", fragte er sich. Geht nicht, sollte er später erfahren, als er vor Ort eintrifft. Es ist ein Probeeinsatz.

Zehn Jahre später schildert Koppany die Szene im Gemeinschaftsraum der Freiwilligen Feuerwehr im Seefelder Ortsteil Oberalting. Ein hochgewachsener Mann, der schnell spricht. Als er anfing, sagt er, musste er feststellen, dass dort so gut wie alles analog ablief. Das hat sich geändert: Mittlerweile kommt der "FF Agent" zum Einsatz. Seine eigens entwickelte App, die diese digitale Lücke schließen soll, kommt seither sogar deutschlandweit zum Einsatz. Koppanys Erfindung zeigt, was möglich ist, wenn einer mit Fachkompetenz ein ganz praktisches Problem angeht.

Digitalisierung: Über das Dashboard lassen sich genauere Informationen über die Einsätze anzeigen.

Über das Dashboard lassen sich genauere Informationen über die Einsätze anzeigen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs/Starnberger SZ)

Wo ist der Einsatz? Was ist los? Über den Funkspruch erhalten Einsatzkräfte die wichtigsten Informationen. Viele Fragen blieben dabei aber offen, sagt Koppany. Auch jene, die er sich bei seinem ersten Probeeinsatz stellte. Wie kann er sagen, dass er kommt? "Über die App ist viel mehr abbildbar", erklärt der 47-Jährige. Gibt es Kartenmaterial oder Stichpunkte zum Einsatz? Sind andere Feuerwehren alarmiert worden? Alles wichtige Infos für die Einsatzkräfte.

Die App zeigt, welcher der Helfer sich überhaupt im Umfeld befindet

"FF Agent" beschränke sich aber nicht nur auf eine Alarmierung. "Für den Einsatzleiter ist es enorm wichtig zu wissen, wer zur Verfügung steht", sagt der Softwareentwickler. Über seine App ließe sich koordinieren, wer überhaupt an Ort und Stelle sein kann. Und wer den Ortsradius verlässt, werde automatisch aus dem System geloggt. Anhand dieser Informationen könne der Einsatzleiter dann taktisch überlegen, ob er möglicherweise die Hilfe einer anderen Feuerwehr beanspruchen muss.

Wie gelangt der Notruf überhaupt an die Einsatzkräfte? Wer im Landkreis Starnberg die 112 wählt, gelangt zunächst an die Leitstelle in Fürstenfeldbruck. Der Disponent nimmt den Notruf entgegen und erkundigt sich über die wichtigsten Informationen des Vorfalls. Handelt es sich um einen Brand in einem Mehrfamilienhaus oder bloß um eine Ölspur auf einer Landstraße? Eine wichtige Frage für die Beurteilung der Maßnahmen, die ergriffen werden müssen. Dann folgt die Alarmierung der Einsatzkräfte per Funkmelder - und für die, die es haben, eben zusätzlich per "FF Agent". Die App soll den herkömmlichen Weg aber keineswegs ablösen, stellt der 47-Jährige klar: Sie stelle lediglich einen Zusatz dar.

Digitalisierung: André Koppany, Erfinder der "FF Agent"-App, hat sein kleines Pilotprojekt in der Feuerwehr Oberalting-Seefeld gestartet.

André Koppany, Erfinder der "FF Agent"-App, hat sein kleines Pilotprojekt in der Feuerwehr Oberalting-Seefeld gestartet.

(Foto: Franz Xaver Fuchs/Starnberger SZ)

Zunächst war "FF Agent" nur ein kleines Pilotprojekt für die Feuerwehr in Oberalting. Mittlerweile ist daraus ein deutschlandweites Angebot geworden, das nicht nur von Feuerwehren genutzt wird. Das System werde vereinzelt auch vom Roten Kreuz, Technischen Hilfswerk und der Bergwacht verwendet. "Ja sicherlich, wir waren nie alleine", antwortet Koppany auf die Frage, ob es auch Konkurrenz gebe. "FF Agent" habe aber einen anderen Ansatz als viele der vergleichbaren Angebote, erklärt der 47-Jährige. Seine App lege den Fokus nicht allein auf die Alarmierung, sondern soll die Arbeitslast der Feuerwehren auch vor und nach dem Einsatz erleichtern. Die ehrenamtlichen Retter seien um jede Hilfestellung dankbar. Schließlich ist deren Engagement vor allem eines: freiwillig.

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