Da war sogar Bürgermeister Wolfram Gum überrascht. Nach einer viermonatigen intensiven Analyse des Personal- und Raumbedarfs ist Gabriele Übler zu dem Ergebnis gekommen, dass im Seefelder Rathaus eine Personallücke von 2,5 Stellen klafft - das sind drei bis vier Arbeitsplätze zu wenig. Außerdem liegt das errechnete Raumprogramm nur 50 Quadratmeter - das entspricht zwei Prozent - unter dem, was für den Rathausneubau vorgesehen gewesen wäre. Das Ergebnis der Untersuchung, das am Mittwoch der Presse vorgestellt wurde, war für Gum deshalb Bestätigung und Freude zugleich. Denn die selbständige Organisationsberaterin Übler, die für die Bayerische Akademie für Verwaltungsmanagement tätig ist, fand noch etwas heraus: Obwohl Personal fehlt, sei das Rathaus sehr gut aufgestellt und das Betriebsklima sehr gut.
Übler ging bei ihrer Analyse in drei Schritten vor. Zunächst wurden alle Aufgabenbereiche und Tätigkeiten im Rathaus erfasst, dann führte sie mit allen 20 Mitarbeitern Interviews. Zuletzt nahm sie einzelne Geschäftsprozesse und verwaltungsinterne Regelungen und Abläufe unter die Lupe. Begleitet wurde die Untersuchung von einer Steuerungsgruppe, die aus dem Bürgermeister, den Fraktionsvorsitzenden und den Amtsleitern bestand.
Was der Dießenerin vor allem auffiel: "die große Zufriedenheit, die hohe Selbstverantwortung und das Engagement der Leute", wie sie sagte. Sie habe ein waches, lebendiges und gutes Team angetroffen, trotz Personalmangels. "Das ist mir noch nie passiert." Und Übler hat durchaus Vergleiche. Sie macht seit 1996 Organisationsuntersuchen, nicht nur in Bayern, sie war auch in Hessen und Nordrhein-Westfalen tätig.
Den zusätzlichen Personalbedarf sieht Übler wegen der Aufgabenzuwächse in den nächsten fünf bis zehn Jahren. Dazu zählt sie die Bereiche Asyl, Ortsentwicklung, Bürgerservice und Ausbau des Bürgerdialogs. Verwaltungsintern kommen die Erfassung und Bewertung des gemeindlichen Liegenschaftsvermögens und die Einführung eines Dokumentenmanagementsystems dazu. Eine systematische Digitalisierung des Schriftverkehrs führe zwar zu einer Reduzierung des Platzbedarfs für Aktenablage und Registratur. Trotzdem kommt Übler auf ein Raumprogramm von knapp 1500 Quadratmetern für ein modernes Rathaus. 1508 Quadratmeter sollte der geplante Rathaus-Kubus haben, der im vergangenen Oktober per Bürgerentscheid abgelehnt worden war.
Wie sieht ein Rathaus der Zukunft aus? Aber vor allem: Was ist den Seefeldern an ihrem Rathaus wichtig? Diese Fragen gilt es zu beantworten, und zwar bei einem Bürgerforum am 29. Oktober. Bis dahin sollen von Architekten Modelle mit dem notwendigen Raumprogramm entworfen werden. Ob diese Modelle mit dem umstrittenen Um- und Ausbau des alten Rathauses in Einklang gebracht werden können, soll dann sichtbar gemacht werden.
Rathausgeschäftsleiter Fritz Cording betonte ausdrücklich, dass diesem Bürgerforum keine Entscheidung präsentiert werde. Die werde später fallen. "Wir wollen eine vernünftige Lösung", sagte er - ob im Technologiepark, in einem Neubau oder im alten Rathaus. Bürgermeister Gum wurde noch deutlicher: "Wir erwarten von unseren Leuten gute Arbeit, dafür geben wir ihnen gute Arbeitsplätze."