Seefeld:Die ersten Jobs sind vermittelt

Hechendorf: Bürgerstadl Johann Bart

Im Bürgerstadl Hechendorf kümmert sich Johann Barth um seine Schützlinge aus Eritrea, Somalia und Albanien.

(Foto: Nila Thiel)

Drei Eritreer arbeiten nun auf den Wertstoffhöfen in Seefeld und Herrsching. Das ist ein Verdienst des gut organisierten Helferkreises, der auch Deutschkurse und geschenkte Fahrräder anbietet

Von Christine Setzwein, Seefeld

Den Überblick behalten, logisch denken und ordnen zu können, das zeichnet Mathematiker aus. Johanna Senft ist Diplom-Statistikerin und arbeitet im Fernerkundungsdatenzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenofen. Für die Agenda Integration und Asyl in Seefeld ist es deshalb ein Gewinn, dass die engagierte BVS-Gemeinderätin - bei aller Empathie für die Flüchtlinge - das Thema sachlich angeht und die Gesamtkoordination im Helferkreis übernommen hat.

17 Männer und Frauen kümmern sich jetzt um das Wohl der 40 Asylbewerber, die seit vier Wochen im Hechendorfer Bürgerstadl leben. 42 waren es, aber zwei Männer aus Albanien haben ihre Asylanträge zurückgezogen und sind wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Vom ersten Tag an läuft es im Helferkreis wie geschmiert. Die jungen Männer bekommen Deutschkurse, die Jutta Rieck koordiniert. Um Kleidung kümmert sich Patricia Kalchschmidt, um Patenschaften FDP-Gemeinderat Oswald Gasser. Aktuell stehen Paten für 28 Flüchtlinge bereit. Die SPD-Gemeinderätin Brigitte Altenberger ist Internistin im Ruhestand und versorgt zusammen mit ihrem Mann die Flüchtlinge medizinisch. "Den Jungs geht es gut", sagte sie beim jüngsten Treffen des Helferkreises.

Erfolgreich war auch schon Ute Dorschner, die bei der Jobsuche hilft. Drei Eritreer dürfen von kommender Woche an für 1,05 Euro pro Stunde in den Wertstoffhöfen in Seefeld und Herrsching arbeiten; allerdings nur 20 Stunden pro Woche. Die Flüchtlinge unterzubringen, ist nicht einfach. Sie dürfen nur arbeiten, wenn den Job kein Deutscher oder anderer EU-Bürger übernehmen könnte.

Gut zu tun hat auch Katharina Putz. Sie bringt den Männern das Fahrradfahren bei und vor allem die Verkehrszeichen und -regeln. Dafür hat sie selber Schilder gemalt, das Fahrtraining findet auf dem Hechendorfer Schulgelände satt. Zehn Räder wurden bereits gespendet, zwei weitere hat Putz in Aussicht. Noch mehr wären schön. Wer ein fahrtüchtiges Rad verschenken will, kann es werktags zwischen 9 und 12 Uhr und mittwochs zwischen 16 und 20 Uhr bei der Nachbarschaftshilfe Seefeld abgeben. Auch Sportschuhe werden gebraucht

Für die rechtlichen Fragen, zum Beispiel die Begleitung der Asylsuchenden zu Anhörungen, sind Roman Maksymiw und Jens Heilmann zuständig, für sportliche Aktivitäten beim TSV Hechendorf Elisabeth Bröcker. Seit einigen Tagen ist der Bürgerstadl auf Kosten der Gemeinde mit W-Lan ausgestattet und seit Mittwoch auch mit einer Satellitenschüssel.

Die Öffentlichkeitsarbeit liegt in den Händen von Grünen-Gemeinderätin Evelyn Villing und Natalie Kettinger. Täglich bestücken sie die Facebook-Seite Agenda Integration und Asyl in Seefeld mit drei bis vier Einträgen. "Das wird sehr positiv angenommen", sagte Viling.

Ein bisschen stolz sind die Helfer von Seefeld schon. Schließlich hatten sie die erste Notunterkunft im Landkreis, sie bieten umfassende Informationen und haben eine Datensammlung - im Internet gibt es einen Kalender mit allen Terminen und Aktivitäten -, an der auch andere Helferkreise und sogar das Landratsamt Interesse zeigen. Echte Pionierarbeit also, die ohne fundierte Koordinatorin nicht möglich wäre.

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