Am 1. Mai 2020 gibt es in Seefeld einen neuen Bürgermeister oder eine neue Bürgermeisterin. Das steht fest, weil der bisherige Amtsinhaber, Wolfram Gum, nicht mehr antritt. Ganz abgesehen von der Herausforderung, einer Gemeinde vorzustehen, könnte der Rathauschef auch gleich vor einem größeren Problem stehen. Sollte Fritz Cording in Emmering im Landkreis Fürstenfeldbruck zum Bürgermeister gewählt werden, steht Seefeld ohne Geschäftsleitenden Beamten da.
Seit 2012 ist Cording Geschäftsleiter im Rathaus Seefeld. Zuvor war der Diplom-Verwaltungswirt 23 Jahre lang bei der Stadt Fürstenfeldbruck als Amtsleiter für Jugend, Soziales und Sport beschäftigt. Cording weiß also genau, wie Gemeinderäte ticken und Bürgermeister arbeiten. Er weiß auch, wie viel Zeit der Bürgermeisterjob beansprucht und es eigentlich unmöglich ist, es allen recht zu machen. Trotzdem hat sich der Emmeringer Cording von den Freien Wählern (FW) Emmering aufstellen lassen. Erst im vergangenen Oktober war er in seiner Heimatgemeinde ins Ratsgremium berufen worden, nachdem ein Gemeinderat überraschend gestorben war. 2014 hatte er für die Freien Wähler auf Platz vier kandidiert.
Nun will er Bürgermeister werden. "Für mich bedeutet das eine komplett neue Lebensplanung", sagt er. Seine Frau und er hätten intensiv darüber nachgedacht, ob er sich diese Verantwortung mit 60 Jahren noch antun soll. Aber die Aussicht, selbst entscheiden und gestalten zu können mit der Erfahrung, die er sich in den vergangenen Jahrzehnten angeeignet hat, sei zu reizvoll. Für die FW trete er an, weil ihm als politisch Unabhängiger eine sachorientierte, ideologiefreie Herangehensweise "am besten gefällt".
In Seefeld ist Cording nicht nur für die laufenden Geschäfte zuständig. Zu seinen Aufgaben gehören auch Kinder- und Jugendthemen. Über die Seefelder Krippen, Kindergärten und Horte, über Angebot und Nachfrage, über Kosten und gesetzliche Vorgaben weiß er alles. Besonders am Herzen liegt ihm auch das Jugendhaus Seefeld. Wenn die Emmeringer Cording, Vater von zwei erwachsenen Söhnen und Großvater von zwei Enkeln, am 15. März zu ihrem Bürgermeister wählen, hätten die Seefelder sechs Wochen Zeit, einen Nachfolger für ihn zu finden. Angesichts des leer gefegten Arbeitsmarktes dürfte das schwer werden.