Normalerweise gehen die Touren, die Herbert Petsch unternimmt, ziemlich hoch hinauf. Auf den Wetterstein etwa, da sind von Elmau aus immerhin 870 Höhenmeter zu überwinden, der Aufstieg dauert etwa drei Stunden. An diesem Tag aber sind nur die Treppen in den ersten Stock zu erklimmen. Trotzdem strahlt Petsch über das ganze Gesicht. Denn zum ersten Mal in ihrer Geschichte hat die Sektion Vierseenland des Deutschen Alpenvereins (DAV) eine eigene Geschäftsstelle. Im ersten Stock des alten Seefelder Rathauses wird nun alles abgewickelt, was so anfällt in einem Verein, der 2563 Mitglieder zählt. Die Miete, die die Gemeinde verlangt, sagt Vorsitzender Petsch, "ist sehr moderat".
Die Verwaltung der Mitglieder, wie Neuaufnahmen oder Änderungen der persönlichen Daten, der Verleih von Material, wie Lawinensuchgeräte, Schneeschuhe, Helme, Seile oder Pickel, die Ausleihe von Büchern, die Ausgabe und Rücknahme des Hüttenschlüssels oder der Verkauf von Hüttenschlafsäcken laufen vom 4. Juli an nur noch über die Geschäftsstelle. Bisher musste das alles im Privathaus von Petsch erledigt werden.
1999 hat Petsch den Sektionsvorsitz übernommen - mit 1000 Mitgliedern. Heute sind es mehr als doppelt so viele, von den gut 2500 Alpinbegeisterten gehören 600 Jugendliche dem Jugendalter bis 25 Jahren an. "Wir haben drei Familiengruppen und eine sehr aktive Seniorenabteilung", berichtet Petsch stolz. Pro Jahr bietet die Sektion etwa 350 geführte Touren an, so viele wie kaum eine andere. Das reicht von leichten Wanderungen im Fünfseenland bis zum mehrtägigen Dolomiten-Trekking. Dazu gibt es monatliche Stammtische, Dia-Vorträge, einen Bergflohmarkt, Kletterkurse, Ausflüge für die ganze Familie und Nordic Walking-Treffs. Die Mitgliedsbeiträge wurden heuer leicht erhöht und kosten vom kommenden Jahr an zwischen 13 Euro (Kinder) bis 93 Euro (Familien).
Immer im Frühjahr steht eine Arbeitstour an. Seit 2003 betreibt die Sektion Vierseenland die Hochkopfhütte, 1299 Meter über dem Walchensee. Eine Selbstversorgerhütte, die die Sektion renoviert hat. 6383 Stunden ehrenamtliche Arbeit haben 83 Frauen und Männer investiert bis zur Einweihung im September 2003. Es ist eine einfache Hütte, aber eine mit Geschichte. Gebaut wurde sie unter Maximilian II. um das Jahr 1850 herum. Der König nutze sie zur Jagd, später war sie ein beliebter Aufenthaltsort von Ludwig II., der Märchenkönig feierte sogar zweimal seinen Geburtstag dort. Auch Richard Wagner war da. Die Hütte verfügt über 15 Plätze im Matratzenlager, Trinkwasser gibt es nicht, nur eine Zisterne für 3500 Liter Regenwasser. Hüttenwart ist der Inninger Josef Loder.
Gegründet wurde die Sektion Vierseenland 1957 im Gasthof zur Post in Seefeld. Zuvor hatten sich die Gipfelstürmer aus dem westlichen Landkreis Starnberg in Peißenberg getroffen. So lange ist auch schon Herbert Petsch Mitglied. Und noch immer zieht es den ausgebildeten Skihochtourenführer in die Berge, am liebsten ins Stubaital.
Die DAV-Geschäftsstelle in der Hauptstraße 42 in Seefeld hat vom 4. Juli an Montag und Donnerstag von 17 bis 19 Uhr geöffnet, Telefon: 08152/9839280.