Seefeld:Bürgermeister wollen Klinik retten

Zweckverbandsvorsitzender Wolfram Gum verbürgt sich für den Erhalt des Seefelder Krankenhauses. Ob dazu ein Partner nötig ist, wird eine Überprüfung der Geschäftsbücher zeigen

Von Christine Setzwein und Christian Deussing, Seefeld

"Ich verbürge mich für den Erhalt der Klinik, nicht für deren Selbstständigkeit." Das hat Wolfram Gum, Vorsitzender des Krankenhauszweckverbands Seefeld, den Mitarbeitern der Chirurgischen Klinik versprochen. Das ist mutig, werden doch überall unrentable Häuser geschlossen. Aber der Seefelder Bürgermeister ist offenbar mit seiner Haltung nicht alleine. Wie Gum am Dienstabend nach der Sitzung des Zweckverbands mitteilte, sei es "einstimmige Meinung von Landrat Karl Roth und den Bürgermeistern der Mitgliedsgemeinden, das Haus zu erhalten".

Wie schlecht die finanzielle Situation der Klinik ist, weiß die Öffentlichkeit seit einigen Tagen. Das Defizit wird die Träger, den Landkreis Starnberg und die Gemeinden Andechs, Gilching, Inning, Herrsching, Seefeld, Weßling und Wörthsee, wohl noch viel Geld kosten. Geschäftsführer Thomas Deppenkemper soll die Zahlen geschönt haben. Er wurde bereits fristlos entlassen. Wie groß der Fehlbetrag tatsächlich ist, könne er noch nicht sagen, meinte Gum am Dienstag. Der Kommunale Prüfungsverband, der die Bücher gerade untersucht, habe ihn dringend darum gebeten. In spätestens zwei Wochen soll das Ergebnis vorliegen.

Ob die Klinik das Defizit allein stemmen kann, ist fraglich. Um die Wirtschaftsbilanz des 72-Betten-Hauses gut dastehen zu lassen, soll Deppenkemper mit Kassenkrediten jongliert haben. Das müsse man sich vorstellen wie einen Überziehungskredit auf dem Giro-Konto, sagt Kreiskämmerer Stefan Pilgram, ohne die Seefelder Vorfälle kommentieren zu wollen. Der Höchstbetrag des Kredits wird in Artikel 73 der Gemeindeordnung festgelegt. Der Kassenkredit sei ein Mittel, Fehlbeträge unter dem Jahr auszugleichen, sollte aber nur "kurzfristig" genutzt werden.

Das kommunale Seefelder Krankenhaus muss sparen, darüber sind sich alle einig. Auch das Personal, wie Gum berichtet. "Den Mitarbeitern ist klar, dass es Umstrukturierungen braucht." Wie die aussehen werden, soll bis Ende des Jahres geprüft werden. Dann soll auch ein Wirtschaftsplan 2016 aufgestellt werden. Auf keinen Fall soll die medizinische Qualität der Klinik leiden, das sei Chefärztin Regine Hahn am wichtigsten, sagte Gum. "Wir wollen keine Billigmedizin."

Der Posten des Geschäftsführers bleibt vorerst vakant. Der neue Wirtschaftsplan werde mit Mitarbeiter der Personalabteilung und der Geschäftsführung erarbeitet, sagt Gum. Sie sollen Deppenkemper gewarnt haben, die Zahlen zu beschönigen. Sollten sich nach den Prüfungen hinreichende Verdachtsmomente wegen möglichen Betrugs gegen den entlassenen Geschäftsführer Thomas Deppenkemper ergeben, müsste auch ohne Strafanzeige von Amts wegen gegen ihn ermittelt werden. Zu prüfen wäre womöglich auch, ob eine Konkursverschleppung vorliegt.

Deppenkemper wird von einer Anwaltskanzlei in Hamm aus seiner westfälischen Heimat vertreten. Ob der Ex-Verwaltungsleiter gegen seine fristlose Entlassung arbeitsrechtlich vorgehen wird, ist aber noch offen. Eine Anwältin sagte auf Anfrage am Dienstag lediglich, dass die Entwicklung noch abzuwarten sei. Auch die Aufsichtsbehörde der Klinik Seefeld, die Regierung von Oberbayern, gab sich bedeckt und will sich erst an diesem Mittwoch zum Seefelder Fall äußern. Bevor Deppenkemper im Januar 2008 den Chefposten in Seefeld übernommen hatte, war er zwei Jahre als Kaufmännischer Leiter einer Privatklinik in München-Schwabing tätig; die Stelle war wegen Elternzeit befristet.

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