Seefeld:Geburtsurkunde to go

Seefeld nutzt als erste Gemeinde im Landkreis eine App, mit der die Bürger Verwaltungsvorgänge von unterwegs erledigen können.

Von Linus Freymark, Seefeld

Ein Wischer, ein paar Tipper - und zack, ist die Hundesteuer für das neue Haustier angemeldet. Oder das Führungszeugnis beantragt. Oder die Geburtsurkunde bestellt. Über den Info-Bereich lassen sich die spärlich verfügbaren Termine beim Einwohnermeldeamt buchen, unter "Aktuelles" informiert einen die Rathausverwaltung über die neuesten Entwicklungen im Ort. Die Gemeinde Seefeld hat seit Kurzem eine Bürger-App, mit der sich all das von unterwegs aus erledigen lässt - als erste Gemeinde im Landkreis, wie man nicht müde wird zu betonen. Man habe damit gar "eine neue Ära losgetreten", sagte Bürgermeister Klaus Kögel (CSU). Die Anwendung stelle eine "Dienstleistung für den Bürger, aber auch für die Kommune dar". Auch Geschäftsstellenleiter Fritz Cording war sichtlich ergriffen und sprach von einer "absoluten Win-Win-Situation".

Denn durch die weitere Digitalisierung der Verwaltung erhoffen sich die Seefelder Verantwortlichen, dass der Aufwand auf beiden Seiten geringer wird: Die Terminvereinbarung über die App etwa läuft automatisiert ab und muss nicht per E-Mail oder am Telefon bestätigt werden. Und die Bürger sparen sich den Anruf oder gar den Gang aufs Amt. Zwar können Behördengänge selbstverständlich auch weiterhin auf herkömmliche Art und Weise erledigt werden, die App soll das Prozedere aber für alle Beteiligten vereinfachen. Automatische Erinnerungen sollen verhindern, dass man seinen Termin verschwitzt, obendrein informiert die App darüber, welche Dokumente man für welche Behördengänge benötigt. Neben dem Bürgerservice gibt es zahlreiche weitere Informationen, von Angeboten für Kinder und Jugendliche bis hin zur Fahrplanauskunft. Dazu sind die Angebote kommunaler Dienstleister enthalten, so kann man sich etwa über die Öffnungszeiten des Wertstoffhofs informieren. Die App ist kostenlos im App-Store von Apple oder dem Google-Play-Store erhältlich. Man werde das Angebot ständig weiterentwickeln, versprach Cording. "Die App wächst auch noch", sagt er.

Mit der Anwendung treibt die Gemeinde Seefeld eine Entwicklung voran, die man in Deutschland lange verschlafen hat: die Digitalisierung der Verwaltung. Erst durch die Corona-Pandemie wird die Idee der digitalen Kommune nun weiter vorangetrieben. Beinahe alle Gemeinden bieten bereits einen Großteil ihrer Dienstleistungen auf ihrer Homepage an. Von den online abgewickelten Verwaltungsvorgängen würden inzwischen aber bis zu 70 Prozent über mobile Endgeräte abgewickelt werden, sagte Marco Vogl von der Entwicklerfirma Komuna.

Daraus ergebe sich der Bedarf, eine passende App für die Bürger zur Verfügung zu stellen. Bayernweit tun das laut Vogl in Bayern bereits 120 Kommunen. Die Kosten für dieses Angebot halten sich dabei im Rahmen: Weil die Gemeinde Seefeld auch andere Dienstleistungen von Komuna nutzt, lagen die einmaligen Kosten für die Entwicklung bei etwa 1500 Euro, die jährlich anfallenden Betriebskosten betragen rund 900 Euro.

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