Süddeutsche Zeitung

Seeanbindung:Um Schadensbegrenzung bemüht

Stadträte wollen auch nach dem Scheitern der Mediation mit der Bahn im Gespräch bleiben. Drei Varianten einer Gleisverlegung sind im Gespräch

Von David Costanzo, Starnberg

Wie sollen die Gleise am Starnberger See verlegt werden, damit das Ufer attraktiver und der Bahnhof barrierefrei erreichbar werden? Kann sich die Stadt den Umbau leisten? Auch nach dem Scheitern der Verhandlungen über die Verträge mit der Bahn will eine Mehrheit des Stadtrats mit dem Konzern im Gespräch bleiben und einen Prozess verhindern. Diskutiert wurden im Ferienausschuss am Montag drei Umbauvarianten, von der eine die Verlegung der Bahnsteige vorsieht. Darüber entscheiden soll jedoch der Stadtrat.

Die Bahn hatte der Stadt Ende Juli noch ein "finales Angebot" vorgelegt, wie Bürgermeisterin Eva John es nannte, obwohl der Konzern selbst bereits Anfang Juli die Mediation hatte platzen lassen. Tatsächlich sei der Bahn auch nicht an einer Einigung gelegen, erklärte Anwalt Max Josef Böck, der die Stadt vertritt. Der Konzern wolle vielmehr seine Position im Fall einer Klage verbessern. Zwei Angebote habe die Bahn gemacht: Entweder solle die Stadt den Vertrag von 1987 erfüllen, dann wäre eine Mediation unnötig gewesen. Oder man könne sich statt auf die "Vertragsvariante" auch auf eine "Variante eins" einigen, die jedoch auch die Stadt finanzieren müsse.

Die Varianten unterscheiden sich in der Lage des Bahnhofs und des Wendegleises, das die Bahn benötigt. In der "Vertragsvariante" würden die Gleiskurven großflächig so verschwenkt, dass Züge mit Tempo 80 statt bislang 60 durchfahren könnten. Nachteil laut Stadt: Die Gleise würden sehr nah an das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude rücken, so dass der Spielraum für eine Gestaltung des Umfelds schwinde. Auf diese Beschleunigung hatte die Bahn bereits in der Mediation verzichtet.

In der nun in Aussicht gestellten "Variante eins" könnten die Bahnsteige entlang der Trasse knapp 200 Meter in Richtung Norden verschoben werden - etwa parallel zum Parkplatz. Dadurch gewänne die Stadt im Bereich des jetzigen Bahnhofs Flächen zur Umgestaltung. In der Sitzung nannte Anwalt Böck zudem eine "Variante sieben", mit der sich die Stadt noch besser stelle. Darin könnten die Gleisanlagen verschlankt werden, weil das Wendegleis Richtung Süden in etwa zwischen Oberfeld und Oberer Seeweg verschoben würde. Vorteil aus Sicht der Stadt: Aufgrund der Gleisführung könnte die Seepromenade breiter und attraktiver als in "Variante eins" gestaltet werden.

Anwalt Böck riet den Stadträten zu prüfen, wie die Erfolgsaussichten auf die Varianten eins und sieben sind sowie ob nicht doch Fördertöpfe angezapft werden können. Dem folgte der Ferienausschuss einstimmig. Eine Mehrheit forderte von der Stadtverwaltung ein Finanzierungskonzept, das mehr als die bislang von der Stadt angebotenen 15 Millionen Euro vorsieht. Insgesamt ist von Kosten von 110 bis 150 Millionen Euro die Rede. Überlegungen von Josef Pfister (BMS), wonach die Stadt in einem Prozess "nicht viel schlechtere Karten" als die Bahn hätte, widersprach Böck. Er bewerte die Chancen des Konzerns besser als die der Stadt. Das sei aber kein Grund, in Panik zu verfallen. Schließlich könne man sich immer noch einigen.

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SZ vom 21.08.2019
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