Seeanbindung:Neue Gleise und die Sichtachsen

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Seit mehr als 167 Jahren trennen Bahngleise und Bahnhof die Stadt Starnberg vom See. Die "Seeanbindung" könnte diesen Missstand beheben, doch das Vorhaben ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt unbezahlbar. (Foto: Stadt Starnberg)

Starnbergs Bürger nutzen die Bürgerversammlung, um wichtige Fragen zum wichtigsten Millionenprojekt der Stadt zu klären. Eine Auswahl.

Von Luzi Power-Feitz, Starnberg

Nach dem Vortrag von Bürgermeister Patrick Janik hatten die Starnberger bei der Bürgerversammlung am Donnerstag die Möglichkeit, Fragen zur Seeanbindung zu stellen. Hier die wichtigsten Aspekte, die dabei zur Sprache gekommen sind:

Finanzierung

Die Kosten für die Realisierung der Seeanbindung zu Lasten der Stadt werden auf etwa 177 Millionen Euro geschätzt. Die aktuelle Finanzierungslücke beträgt rund 80 Millionen Euro. Die Stadt trägt laut Vertrag die Verpflichtung zur Übernahme der Kostenlast, müsste sie allerdings im Fall einer Vertragskündigung mit der Bahn nicht übernehmen. Die Berechnung der Baukosten erfolgte laut Janik "seriös": Kosten im Schienenverkehr sind zwar stark reguliert, dennoch sei eine Erhöhung einkalkuliert worden. Nach heutigem Stand würde die Stadt lediglich 120 Millionen Euro für den Umbau ansetzen.

Abstell- und Wendegleis

Eines ist sicher: Die Gleisanlagen am Bahnhof müssen umgebaut werden. Vier Gleise reichen für die betrieblichen Erfordernisse nicht aus, der Bahnhof ist nicht barrierefrei. Nach Abwägen mehrerer Standorte (Janik: "Es gibt keine Variante, die wir nicht durchgespielt haben") soll das von der Bahn benötigte Wende- und Abstellgleis im Starnberger Süden im Bereich Oberer Seeweg, Oberfeld und Oskar-von-Miller-Straße entstehen. Technisch sei dies die beste Lösung. Wo das Abstellgleis genau liegt, ergibt noch eine Machbarkeitsstudie. Soviel steht fest: zwischen der Überführung Possenhofener Straße und vor der Bahnüberführung Oberer Seeweg.

Lärmschutz

Anwohner befürchten zusätzliche Lärmbelastungen durch das Abstellgleis. Zum Schutz könnten Züge in einer Einhausung Platz finden. Die Kosten hierfür sind bereits enthalten in dem Gesamtbudget in Höhe von 177 Millionen Euro auf Kosten der Stadt. Zusätzliche Schutzmaßnahmen könnten am Bahnhof See erforderlich sein. Dazu gibt es aber noch keine Informationen. Auch hier soll ein Planfeststellungsverfahren Klarheit bringen.

Betriebsgebäude

Mit dem Abstellgleis soll auch ein Betriebsgebäude für Mitarbeiter der Bahn gebaut werden. Die genaue Lage des "Hütterls" ist noch unklar. Geplant ist eine Zufahrt über die Wilhelmhöhenstraße. Die Stadt habe dort noch keine Grundstücke erworben, sei aber mit Eigentümern im Gespräch, hieß es bei der Bürgerversammlung. Enteignungen seien nicht vorgesehen, seien bei Projekten von allgemeinem Interesse allerdings möglich. Im Fall der Seenbindung geht es aber lediglich um einen kleinen Grünstreifen.

Regionalzughalt

Der Regionalzughalt - bislang am Bahnhof See - soll an den Bahnhof Nord verlegt werden. Der Pendlerschwerpunkt Starnbergs mit zentralem Busbahnhof und Park&Ride-Platz verfügt über die bessere Infrastruktur. Touristen, die den Starnberger See besuchen wollen, müssten dann am Bahnhof Nord in Bus oder S-Bahn umsteigen, um an den See zu gelangen.

Sichtachsen

Eine der wohl am häufigsten gestellten Fragen in der Starnberger Innenstadt lautet: Wo geht's denn hier zum See? Die Sichtachsen in Verlängerung von Kaiser-Wilhelm-Straße, Wittelsbacher-, Maximilian- und Bahnhofstraße sollen dieser Frage nun ein Ende setzen. Ob hierfür die Nebengebäude am Bahnhofsareal abgerissen werden, will der Bürgermeister nicht bestätigen, Janik erachtet die Flachbauten am Bahnhof jedoch nicht für erhaltenswert.

Bahnhofsareal

Nach dem Umbau der Gleisanlagen rechnet die Stadt Starnberg mit einer Investition in Höhe von 30 Millionen Euro für die "städtebauliche Entwicklung des Bahnhofsareals". Ein Konzept für Umbau und Sanierung des historischen Gebäudes sowie der Seepromenade liegt noch nicht vor. Die Stadt freue sich aber über Ideen von Bürgern und Bürgerinnen, die sich an der Gestaltung des Areals beteiligen wollen, hieß es.

Haushalt und Finanzen

Die Stadt Starnberg steht in den kommenden Jahren vor einem üppigen Investitions- und Pflichtprogramm: stadteigene Immobilien, marode Turnhallen, Schulen, Kindergärten, Straßen - es steht eine Menge an. Doch haben solche Projekte neben der Seeanbindung überhaupt noch Platz? Bürgermeister Janik sieht da kein großes Problem: Auch diese Vorhaben "sind für die Stadt zu stemmen - sogar mit dem Projekt Seeanbindung".

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