Schulübernahme:Ins Blaue hinein

Tutzing will sein Gymnasium schnell los sein und die Kreisräte stimmen zu ohne die Kosten zu kennen. Das ist ungewöhnlich und hätte auch anderes laufen können

Von Sabine Bader

Es ist schön für die Tutzinger, dass sie ihr Gymnasium bald vom Hals haben. Bürgermeisterin Marlene Greinwald kann froh sein, alle Kreisräte haben ein Einsehen mit ihr. Zumal ihre Gemeinde wahrlich nicht im Geld schwimmt, das es in Dagobert-Duck-Manier einmal wöchentlich umzuschaufeln gilt. Tutzing ist chronisch klamm.

Natürlich ist es eine Pflichtaufgabe der Landkreise, die weiterführenden Schulen zu übernehmen. Doch im Fünfseenland war das immer anders. Die Gemeinden waren stolz auf ihre Gymnasien und Realschulen und wollten bei Investitionen mitreden. Vor gut zwei Jahren noch hatte Landrat Karl Roth mit allen Bürgermeistern, die weiterführende Schulen in ihren Gemeindegebieten haben, Gespräche darüber führt, ob sie ihre Schulen an den Landkreis abgeben wollen. Alle hatten dankend abgelehnt. Wäre die Antwort damals anders ausgefallen, hätte der Landkreis die Kosten eruieren, den erforderlichen Personalaufwand ausrechnen und dem Kreistag dann das ganze Schul-Paket zur Abstimmung vorlegen können. Dann hätten alle Kreisräte gewusst, worauf sie sich einlassen.

Auch wenn ihm nichts anderes übrig bleibt - der Kreistag zäumt das Pferd jetzt von hinten auf. Die Kreisräte wissen nicht, wie viel das Ganze kosten wird und wie viele Stellen sie schaffen müssen. Das Einzige, was sie wissen: Sie haben beschlossen, das Tutzinger Gymnasium zu übernehmen, koste es, was es wolle. Bravo. Jürgen Busse hat völlig recht, wenn er sagt: "Das wird uns noch einige Überraschungen bescheren." Und dann wird das Geschrei im Kreistag groß sein.

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