Süddeutsche Zeitung

Schule:Neue Debatte um Standort für geplantes Gymnasium in Herrsching

Ohne Rücksprache hat die Orts-CSU erneut Verhandlungen mit Grundstücksbesitzern an der Seefelder Straße aufgenommen. Ziel ist ein Bürgerbegehren.

Von Marcella Rau

Seit bald vier Jahren steht der Beschluss: Herrschings Gymnasium wird im Mühlfeld entstehen, vor dem Ortsausgang Richtung Andechs. Obgleich vom eigentlichen Bau noch immer nichts zu sehen ist, sind die Planungen bereits weit fortgeschritten. Verwunderung gab es aber im Gremium, als bekannt wurde, dass CSU-Gemeinderat Willi Welte gemeinsam mit dem ehemaligen CSU-Ortsvorsitzenden Gerhard Knülle erneut Verhandlungen mit Grundstückseigentümern an Seefelder- und Goethestraße geführt hatte, wo das Gymnasium ganz zu Beginn der Planung entstehen sollte. Damals waren die Verhandlungen gescheitert. In einem Schreiben an die Gemeinde fordern Welte und Knülle die Eigentümer nun auf, ihre Grundstücke zum Preis von 70 Euro pro Quadratmeter an die Gemeinde zu veräußern, um neben dem Gymnasium auch ein Einheimischenmodell und den Bau einer Entlastungsstraße ins Gewerbegebiet zu ermöglichen.

Voraussetzung für den Verkauf, so ist es in der Erklärung aufgeführt, die den Eignern zur Unterzeichnung vorgelegt wurde, sei, dass die Gemeinde rechtsverbindlich garantiere, 30 Prozent der veräußerten Fläche könne zur freien Nutzung zurückerworben werden. Zwei namhafte Rechtsanwaltsbüros hätten dieses Modell als erfolgversprechend beurteilt, heißt es in dem Schreiben. Ziel sei letztlich ein Bürgerbegehren, mit dem erreicht werden soll, dass das Gymnasium nun doch noch an der Seefelder Straße gebaut werde.

Der Bürgermeister ist enttäuscht

Mehrere Grundstückseigner hätten sich daraufhin verwundert an die Gemeinde gewandt, berichtete Bürgermeister Christian Schiller, der für das Vorgehen des CSU-Gemeinderats kein Verständnis hat: "Ich bin maßlos enttäuscht davon, dass Welte so ein Jahrhundertprojekt mit der Debatte um einen alternativen Standort gefährdet." Es sei schon lange nicht mehr möglich, eine Umkehr der Pläne in Erwägung zu ziehen. Schiller bezweifelt auch, dass ein Kopplungsgeschäft, wie im Brief beschrieben, zulässig ist. Auf Weltes Antrag hin sei ein solches Modell bereits im Jahr 2015 geprüft worden, der Rechtsanwalt habe damals eindeutig davon abgeraten.

Welte hingegen sieht einen großen Teil der Bevölkerung hinter sich. Der aktuelle Standort am Mühlfeld sei Wahnsinn, findet er - nicht zuletzt, weil ein Biotop auf dem Gelände den Bau ungemein erschwere. Den Vorwurf, hinter dem Rücken des Gemeinderates gehandelt zu haben, weist er von sich. "Wir hätten den Gemeinderat schon informiert - egal, ob wir Erfolg gehabt hätten oder nicht." Die meisten Grundstückseigner hätten die Erklärung im Übrigen unterzeichnet, berichtet Welte.

Der Vize-Landrat warnt vor Verzögerungen

Vize-Landrat Georg Scheitz, der anlässlich der Debatte mit Kreiskämmerer Stefan Pilgram über den aktuellen Projektstand berichtete, hält wenig davon, den mehrfach verzögerten Bau durch eine erneute Standortdebatte hinauszuschieben - auch wenn bisher wenig zu sehen sei. Pilgram erklärte, derzeit stünden die Vergabeverfahren kurz vor dem Abschluss. Im Dezember werde das Planungsteam erstmals zusammenkommen, im Mai könne mit einem ersten Vorentwurf gerechnet werden. Mit dem Bau eines Kreisverkehrs als erstes sichtbares Zeichen für das neue Gymnasium wird wohl im Frühjahr begonnen.

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Quelle:
SZ vom 14.11.2018
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