Im hinteren Winkel einer fast 200 Meter langen Tiefgarage gegenüber der Starnberger Kreisklinik waren am Abend des 16. April am Wohnquartier Sonnenhof die Schüsse gefallen. Dabei traf eine von insgesamt wohl vier Kugeln einen 33-jährigen Mann ins Bein, der nach Polizeiangaben mit weiteren Personen aus dem Münchner Rockermilieu womöglich ein Rauschgiftgeschäft mit zwei Italienern abwickeln wollte. Bereits einen Tag nach der Tat wurden zwei der Beteiligten in Baden-Württemberg wegen der Schüsse verhaftet. Es sei bei dem Treffen in der Garage aus noch ungeklärten Gründen vermutlich zu einem Streit gekommen, sagt Manfred Frei, Leiter der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck.
Die Ermittler haben nicht nur Patronenhülsen und andere Spuren am Tatort gesichert, sondern ihn inzwischen auch dreidimensional mit Hightech präzise vermessen. Mit dieser Virtual-Reality-Tatortanalyse (Holodeck-Methode) können annähernd denkbare Szenerien sichtbar gemacht werden. Das ermöglicht den Ermittlern, den Tatablauf zu rekonstruieren und später mit Aussagen abzugleichen. Nach bisherigen Erkenntnissen sind mindestens vier Schüsse gefallen, die auch zwei geparkte Auto von Bewohnern beschädigten. Bilder gibt es auch von einer Dashcam, die in einem abgestellten Fahrzeug installiert war.
Bislang spricht einiges dafür, dass es zwischen den fünf Männern aus dem Großraum München und den beiden Italienern um ein Rauschgiftgeschäft gegangen seien könnte. In Waiblingen wurde beim 34-jährigen Komplizen des mutmaßlichen Pistolenschützen bei seiner Verhaftung ein Kilogramm Kokain gefunden. Dessen Herkunft und Vertriebswege sind noch unklar, ebenso die potenziellen Abnehmer und Hintermänner. Gegründet wurde daher die Kripo-Ermittlungsgruppe „Sonnenhof“ mit 20 Beamten. „Vielleicht haben wir ja in ein Wespennest gestochen“, sagt ein Polizeisprecher.


Doch noch ist es ein mühsames Puzzlespiel für die Fahnder, denn sowohl das Schussopfer und seine Begleiter als auch die beiden festgenommenen Männer sind schweigsam und wenig kooperativ. Das Auto, mit dem die Italiener aus der Tiegarage geflohen sind, wurde ebenso beschlagnahmt wie der Wagen der Münchner Gruppe. Man ermittele weiter unter Hochdruck in jede Richtung, sagte Kripo-Chef Frei.