Wie geht es weiter in Schorn? Diese Frage beschäftigt den Starnberger Stadtrat seit Jahren, ach was, Jahrzehnten. Zumindest die grobe Richtung ist politisch definiert: Die Stadt möchte auf dem 47 Hektar großen Gelände ein Gewerbegebiet einrichten. Damit will die Politik eine der wenigen Einnahmequellen, auf die eine Kommune Einfluss hat, anzapfen: die Gewerbesteuer. In Zeiten knapper Kassen wäre das ein willkommener Eintrag im Haushaltsplan.
Gleichzeitig ist das Vorhaben seit jeher von Widerstand begleitet: Unter anderem eine Bürgerinitiative und der örtliche Bund Naturschutz kritisieren das Projekt, weil für das Gewerbegebiet Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet genommen werden müssten. Zudem befürchten Anwohner unter anderem eine starke Verkehrsbelastung. Und dann ist da noch der zeitliche Aspekt: Die Entwicklung des Areals zum modernen Wirtschaftsstandort mit rund 3000 Arbeitsplätzen wird weitere Jahre in Anspruch nehmen. Das bedeutet: Es wird dauern, bis die Stadt mit den ersten Einnahmen rechnen kann.
Was also tun in Schorn? Eine Idee liefert ein Antrag aus der Ortsteilbürgerversammlung in Wangen vom Januar, der in dieser Woche im Stadtrat behandelt wurde. Der Initiator schlägt einen Solarpark vor. Denn die Photovoltaik-Anlagen auf den für das Gewerbegebiet vorgesehenen Flächen hätten viele Vorteile: Sie seien deutlich einfacher und somit schneller zu realisieren als das Gewerbegebiet, würden eine deutlich geringere Verkehrsbelastung mit sich bringen und würden obendrein deutlich früher Einnahmen für die Stadtkasse bedeuten. Die Belastung für die Natur sei zudem gering. Und: Die Panels könnten, nachdem sich der Solarpark nach 20 bis 30 Jahren amortisiert hat, wieder leicht abgebaut werden und würden so Platz für Gewerbeflächen machen.
Ist der Solarpark also die ideale Zwischennutzung für die Flächen in Schorn? Oder sollte man die Planungen für das Wirtschaftsquartier gleich ganz auf Eis legen, weil der Solarpark die bessere Alternative ist? Im Stadtrat herrschte weitgehend Einigkeit darüber, dass großflächige Photovoltaik-Anlagen auf dem Areal zumindest zwischenzeitlich eine denkbare Nutzung wären. Das aber kann die Stadt natürlich nicht im Alleingang entscheiden: Die Verwaltung soll nun mit dem etwaigen Betreiber des Solarparks und dem Grundstückseigentümer abstimmen, inwieweit diese Form der Nutzung wirtschaftlich und planungsrechtlich sinnvoll ist. Erst dann könnte die konkrete Planung beginnen.
Ein Antrag zum Edeka-Gelände am Bahnhof-Nord wurde knapp abgelehnt
Solaranlagen im großen Stil würde Starnberg übrigens nicht nur in finanzieller Hinsicht helfen: Die Stadt ist weit von den angestrebten Zielen der Energiewende entfernt. Denn der Landkreis Starnberg will bis 2035 klimaneutral werden und sich somit fast ausschließlich über erneuerbare Energien versorgen. Die Kreisstadt aber hinkt diesen Vorgaben noch ein deutliches Stück hinterher.
Unabhängig vom Solarpark bekräftigen die Starnberger Stadträte, an den Planungen für Schorn festzuhalten. Denn ein weiterer Antrag aus der Wangener Ortsteilbürgerversammlung sah vor, die Planungen für das Areal auf der Prioritätenliste der Stadtverwaltung zugunsten des Edeka-Geländes am Bahnhof-Nord herabzustufen. Mit einer denkbar knappen Mehrheit von 14:12 wurde dieser Vorstoß jedoch abgelehnt. Und dann gab es da noch einen dritten Antrag aus Wangen, der von der Grünen-Stadträtin und Vorsitzenden der Bürgerinitiative gegen das Gewerbegebiet, Ursula Lauer, lanciert wurde. Er sah vor, die Planungen für das Quartier komplett auf Eis zu legen, „um künftigen Schaden unter anderem für Gesundheit und Wohlbefinden von den Bürgerinnen und Bürgern in Wangen und Schorn abzuwenden“. Mit 19:7 Stimmen sprachen sich die Stadträte dafür aus, an den Planungen festzuhalten. Ein Großteil der Kommunalpolitik ist von der Sinnhaftigkeit des Projekts also nach wie vor überzeugt. Klar ist aber auch: Die Skepsis andernorts bleibt.