Schondorf:Verletzliche Natur

Der Maler und Fotograf Johannes Simon zeigt zusammen mit Bildhauerin Hilde Seyboth neue Arbeiten, die sich mit Landschaft und ihrer Fragilität beschäftigen.

Sabine Bader

Schondorf am Ammersee: STUDIO ROSE - Kunstausstellung Hilde Seyboth / Johannes Simon

Schondorf am Ammersee: STUDIO ROSE - Kunstausstellung Hilde Seyboth / Johannes Simon STA / Starnberg / FFB / Fuerstenfeldbruck 15.08.2013 Schondorf am Ammersee: STUDIO ROSE - Kunstausstellung Hilde Seyboth / Johannes Simon *** Die Kuenstler Johannes Simon (li.) und Hilde Seyboth in der Ausstellung Studio Rose © Johannes Simon

(Foto: Johannes Simon)

Nein, man muss Phalsbourg nicht kennen. Wirklich nicht. Wer es aber dennoch wissen will: Phalsbourg ist ein kleines ehemaliges Garnisonsstädtchen in Lothringen. Reichlich grau, reichlich einfach, reichlich unbedeutend. Und doch ist es eben gerade wegen dieser Gründe so bestechend ehrlich. Es geht etwas Sinnliches von dieser Stadt aus, wie auch von der Landschaft in ihrer Umgebung. Flache Hügel, Wiesen, Felder, viel Landwirtschaft, ab und an Gewerbeparks, die nicht besonders kleidsam sind und ausgedehnte Wälder: Keine bombastische Natur, aber dennoch schön.

Der Maler Johannes Simon hat sich viel mit jenem unaufdringlichen Landstrich befasst, als er während seines Kunststudiums in Karlsruhe im nahen Elsass lebte. Ein Bild der neuen Ausstellung, die er gemeinsam mit der Bildhauerin Hilde Seyboth derzeit im Studio Rose in Schondorf zeigt, trägt darum den Titel "Phalsbourg". Es zeigt die bestechende Einfachheit jenes Jahrzehnte umkämpften Grenzlands zwischen Frankreich und Deutschland.

Simons Landschaften sind präsent. Egal, ob er sich in seinem Bild "Sant Carles de la Ràpita" mit der katalonischen Küste beschäftigt, in "Japanese Outfall - Prinzeninsel" eine fein ziselierte Ferne aufscheinen lässt oder den Betrachter, in der "kleinen Ebene", aus einen erhöhten Blickwinkel über Felder in eine Weite schauen lässt, die nie mehr zu enden scheint.

Nichts an diesen Bildern ist lieblich. Der in München geborene Maler und Fotograf, der sein Atelier im Raum Landsberg hat, spricht darum wohl auch von "Landschaftsfragmenten". Denn er zeigt die Natur fragmentarisch und unvollkommen, in all ihrer Zerrissenheit. Seine Farben sind vorwiegend dunkel - braun, grün, Blautöne, schwarz, erdig. Simons Bilder berühren vielleicht deshalb so tief, weil sie den Betrachter in eine Natur hineinziehen, die trotz ihrer Wucht fragil und verletzlich scheint. Sepp Dürr, Biobauer und Landtagsabgeordneter der Grünen, spricht daher in seiner Laudatio bei der Vernissage zurecht auch von der "nicht heilen Landschaft".

Und das trifft auf beide Künstler zu: Auch der Wald der Bildhauerin Hilde Seyboth ist alles andere als heil. Grob sägt sie ihre Bäume - die "Waldstücke", wie es die in Vornbach am Inn (Niederbayern) geborene Künstlerin nennt - mit der Kettensäge aus halbierten Baumstämmen heraus. Gefährlich wie Speerspitzen ragen die Baumwipfel empor. Schwarze und archaisch stehen die fünf Bauminseln in der Mitte des Ausstellungsraumes - direkt beleuchtet durch die hohe, geschwungene Fensterfront, die den rechteckigen Raum fast schon sakral erscheinen lässt. Auf jeder dieser hölzernen Inseln stehen die Stämme dicht an dicht. Die ein Meter hohen Holzskulpturen Seyboths sind Mahnmale der Zerstörung, auch wenn sie selbst reichlich unversehrt wirken. Ähnlich wie die Bilder an den Wänden ringsum - sind sie schon deshalb von massiver Präsenz.

Das ist vielleicht auch der Grund, warum die beiden Künstler nicht zum ersten Mal gemeinsam ausstellen. Dass ihre Kunst harmoniert, ist unverkennbar. Schon 1993 zeigten sie bei einer Ausstellung im italienischen Santo Stefano Belbo, im Geburtshaus des Dichters Cesare Pavese, ihre Kunstwerke gemeinsam. In unregelmäßigen Abständen haben die beiden seitdem unter anderem im südfranzösischen Saint-Étienne, in Perugia und München, in der Kunsthalle Worpswede, in Eindhoven, Augsburg und in der Würmtalgemeinde Gauting gemeinsam ausgestellt. Nach einer Pause von vier Jahren sind sie jetzt mit ihren Waldstücken und Landschaftsfragmenten im Studio Rose in Schondorf zu sehen. Und das schlichte Atelier ist gut gewählt: ein idealer Raum für ihre verletzliche Natur.

Die Ausstellung "Waldstücke - Landschaftsfragmente" im Studio Rose in Schondorf am Ammersee (Bahnhofstraße 35) ist noch am kommenden Samstag und Sonntag, 31. August und 1. September, zwischen 11 und 18 Uhr geöffnet oder nach telefonischer Vereinbarung unter Tel: 0175/1625618 zu besichtigen.

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