Historische Güterhalle in SchondorfUnscheinbares Schmuckstück

Lesezeit: 2 Min.

Der Güterschuppen am Schondorfer Bahnhof soll nach einem Umbau öffentlich genutzt werden. Zur Debatte stehen Hochzeitszimmer, Bierbrauen und Ausstellungsraum.
Der Güterschuppen am Schondorfer Bahnhof soll nach einem Umbau öffentlich genutzt werden. Zur Debatte stehen Hochzeitszimmer, Bierbrauen und Ausstellungsraum. (Foto: Nila Thiel)

Was macht man mit einem Eisenbahnschuppen unter Denkmalschutz? Kultur, Trauzimmer, Touristeninfo oder Brauerei? Der Gemeinderat entscheidet sich beim Umbau für die billigste Lösung.

Von Renate Greil, Schondorf

Die Abstimmungen im Schondorfer Gemeinderat erinnern zuweilen ein wenig an eine Auktion. So war es auch wieder bei der jüngsten Ratssitzung, als es um die Zukunft des Zankapfels "historische Güterhalle" ging. Aber der Weg ist nun frei, damit aus dem unscheinbaren Gebäude ein Schmuckstück werden kann. Lange hatte ein Teil der Schondorfer den Abriss des kleinen Gebäudes, das zum denkmalgeschützten Ensemble des 1898 erbauten Schondorfer Bahnhofes gehört, gefordert. Als das Denkmalamt die Genehmigung versagte, da wichtige Gründe für die Beseitigung fehlten, blockierten die Befürworter des Abrisses jeden Nutzungsvorschlag. Nun brachte eine Machbarkeitsstudie im Rahmen der Städtebauförderung Bewegung in die verfahrene Angelegenheit, und schlussendlich lagen gleich mehrere Konzepte zur Abstimmung vor, wie die Güterhalle für unterschiedliche Zwecke hergerichtet und saniert werden kann. Lediglich das Festhalten am Stillstand und weiterhin nur das Allernötigste an dem Gebäude zu richten, wurde gleich aussortiert.

Bürgermeister Alexander Herrmann (Grüne) berichtete, das Denkmalamt habe schon mehrmals den desolaten Zustand des Denkmals angemahnt. Zugleich fehlen der Gemeinde Räumlichkeiten, insbesondere ein Trauzimmer wird gesucht. Derzeit dient das Studio Rose zum Heiraten, gleichzeitig laufen dort auch Ausstellungen. Darauf zielte der noch junge Schondorfer "Brauverein" ab, der die Doppelnutzung "Brau und Trau" bereits im Rahmen des Bürgerbudgets 2020 in Spiel gebracht hatte: Der "Bürgerbräu" sammelte damals die meisten Stimmen, wurde aber auf einen vormaligen Feuerwehrraum unterm Rathaus verwiesen. Dieser wiederum genügte aber nicht den Anforderungen des Gesundheitsamtes. Nun ist der vor knapp einem Jahr gegründete "Erste Brauverein Schondorf" wieder auf der Suche - und kam dabei zurück zur Ursprungsidee, ein Brauhaus im alten Güterschuppen einzurichten: Eine geteilte Nutzung mit einer flexiblen Trennwand oder einem Vorhang stellte sich der Verein vor. Äußerlich müsste sich nicht viel ändern, nur eine Rampe im Westen sollte einen barrierefreien Zugang ermöglichen. Allein "aus olfaktorischen Gründen" konnte sich Bürgermeister Herrmann, der sich noch gut an den Besuch eines Brauhauses erinnert, eine Doppelnutzung nicht vorstellen. Der zweite Vorschlag ist die "Box-in-Box"-Lösung des Schondorfer Künstlers Andreas Kloker, die er kürzlich im Gemeinderat vorgestellt hatte: Dabei wird ein Holzkubus in das Gebäude hineingestellt. Für den barrierefreien Zugang sorgt ein Hebelift auf der Westseite.

Beiden Varianten ist gemeinsam, dass die Güterhalle äußerlich wenig verändert wird und der Umbau ehrenamtlich unterstützt werden soll. Anders verhält es sich mit den Projekten, die das Architekturbüro WSM aus Pöcking vorgeschlagen hatte: In diesen Entwürfen wird der Fußboden abgesenkt, so dass das Gebäude ebenerdig betreten werden kann. Der darunter liegende kleine Keller würde ebenso wie Treppe und Laderampe entfallen. Auch ein weiterführendes Konzept für eine neue Ortsmitte wurde von den WSM-Architekten erstellt. "Wir sollten die Ortsmitte nicht aus den Augen verlieren", mahnte Helga Gall (Grüne) deshalb an. Für eine weitere Zusammenarbeit mit den Architekten plädierte Stefanie Windhausen-Grellmann (Grüne), sie fand, ein ebenerdiger Zugang sei "leichter für alle". Einen aufwendigen Umbau wollte Rainer Jünger (CSU) dagegen nicht unterstützen.

Wie die Güterhalle künftig genutzt werden soll, darauf legten sich die Gemeinderäte noch nicht fest. Nachdem die Planung mit den Architekten als weitestgehende Lösung ebenso deutlich abgelehnt wurde wie die Variante des Brauvereins, fand das kostengünstigere "Box-in-Box"-System von Kloker mit dreizehn Befürwortern und nur zwei Gegenstimmen eine deutliche Mehrheit. Ob für den Umbau Mittel aus der Städtebauförderung beantragt werden und ob dort Trauzimmer, Touristeninformation oder doch etwas ganz anderes einzieht, muss noch geklärt werden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kunstprojekt "Grenzen küssen"
:"Ich hätte eigentlich gedacht, dass wir darüber längst hinweg sind"

Zwei Künstlerinnen wollten ein Kunstprojekt entlang des Ammersees aufstellen - doch der Gemeinderat hat dagegen gestimmt. Warum? Weil es homosexuelle Paare beim Küssen darstellt.

SZ PlusVon Katja Sebald

Lesen Sie mehr zum Thema

  • Medizin, Gesundheit & Soziales
  • Tech. Entwicklung & Konstruktion
  • Consulting & Beratung
  • Marketing, PR & Werbung
  • Fahrzeugbau & Zulieferer
  • IT/TK Softwareentwicklung
  • Tech. Management & Projektplanung
  • Vertrieb, Verkauf & Handel
  • Forschung & Entwicklung
Jetzt entdecken

Gutscheine: