Schondorf:Dampfer kracht in Katamaran

Segelbootbesatzung wird von Flaute überrascht und kann MS Utting nicht ausweichen.

Christiane Bracht

Schondorf: Trotz Vollbremsung kann die MS Utting einen Zusammenstoß nicht verhindern. Foto: Fuchs

Trotz Vollbremsung kann die MS Utting einen Zusammenstoß nicht verhindern. Foto: Fuchs

(Foto: STA)

Für einen 53-jährigen Echinger und seine beiden Begleiterinnen, die am Sonntagnachmittag mit einem Segelkatamaran auf dem Ammersee unterwegs waren, muss es wie im Alptraum gewesen sein: Ihr Katamaran stand nahe dem Anlegesteg in Schondorf mitten in der Fahrrinne, die MS Utting nahte, warnte mit dem lang gezogenen Schiffshupen, dass die Segler aus der Fahrrinne verschwinden müssen. Doch die Segler kamen nicht vorwärts, es blies einfach kein Wind. In ihrer Not schnappten sich die beiden Frauen laut Polizei die Paddel und versuchten das Schiff auf die Seite zu bringen. Doch zu langsam. Der Dampfer krachte in das Segelboot und drückte es so unter Wasser, dass es kippte. Zwar hatte der 51-jährige Kapitän der MS Utting auch versucht, mit einer Vollbremsung einen Zusammenstoß zu verhindern, doch es gelang ihm offenbar nicht, das 36 Meter lange und 7,5o Meter breite Schiff zum Stillstand zu bringen. Ausweichen konnte er ersten Erkenntnissen zufolge auch nicht, weil überall Boote und Schwimmer auf dem Ammersee waren. "Es war viel Betrieb auf dem See", berichtete auch der Vorsitzende der Wasserwacht Schondorf Stefan Birkner. "Das Signal der Dampfer, zweimal Hupen, habe ich den ganzen Tag gehört." Birkner und seine Kollegen retteten die beiden Seglerinnen. Die eine, eine 35-jährige Augsburgerin, stand stark unter Schock. Sie musste deshalb und wegen einer kleinen Verletzung am Knie im Krankenhaus behandelt werden. Der Echinger wollte bei seinem Boot bleiben, um es an Land zu schleppen. Der Unfall hatte sich laut Birkner nur knapp 100 Meter vom Ufer entfernt ereignet. An dem Segelboot entstand laut Polizei ein Schaden von rund 700 Euro.

Die Polizei ermittelt nun sowohl gegen den Kapitän der MS Utting als auch den 53-jährigen Bootsführer aus Eching. "Der Dampfer hatte Vorfahrt", erklärte die Wasserschutzpolizei. Der Katamaran habe ihm die Vorfahrt genommen als er bei Flaute in der Fahrrinne stand. Hinsichtlich des Kapitäns der Seenschifffahrt müsse ermittelt werden, ob ihn eine Mitschuld trifft, etwa wegen zu hoher Geschwindigkeit oder wenn es doch Ausweichmöglichkeiten gegeben hat. Alkohol war wohl nicht im Spiel. Mehr als zehn Zeugen will die Polizei in den kommenden Tagen verhören. Vom Ufer und von anderen Booten aus hatten viele das Unglück beobachtet. Gegen wen dann Anklage erhoben wird, entscheidet die Staatsanwaltschaft. Die Bayerische Seenschifffahrt will sich zu dem Vorfall lieber nicht äußern. "Wir warten ab, wie die Polizei die Sache einschätzt", erklärte der stellvertretende Geschäftsführer Markus Weisbecker.

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