Vorsorge:Bling-Bling für den Tresor

Vorsorge: Sven und Bruni Frericks betreiben ein Atelier in Starnberg. Dort können Kunden Schmuck und Edelsteine kaufen.

Sven und Bruni Frericks betreiben ein Atelier in Starnberg. Dort können Kunden Schmuck und Edelsteine kaufen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Sie sind seltener als Diamanten und haben leuchtende Farben: Paraiba Turmaline. Das Ehepaar Frericks verkauft die Edelsteine in Starnberg. Manche Kunden bewahren sie als Wertanlage auf, andere tragen sie auch als Schmuck.

Von Christina Rebhahn-Roither

Die geschliffenen Edelsteine funkeln. Die Paraiba Turmaline - so heißen die Steine - leuchten in grün und türkisblau. Als "Gute-Laune-Farbe" beschreibt der 56-jährige Sven Frericks das Farbspektakel. Seine Frau Bruni Frericks, 38, findet auch einen treffenden Vergleich: "Swimmingpoolfarbe". Die beiden betreiben gemeinsam ein Atelier in Starnberg und erklären, dass die besondere Leuchtkraft der Steine durch das enthaltene Kupfer und Mangan entsteht.

"Das ist der Superstar unter den Edelsteinen", sagt Sven Frericks über den Paraiba Turmalin. Der Stein sei schön, laut Frericks zehntausend Mal seltener als ein Diamant und wird im Atelier nicht nur als Schmuck, sondern auch als Wertanlage gekauft. Ein Paraiba Turmalin sei der "sicherste Anlagestein" und ein "super solides Investment", sagt der 56-Jährige.

Vorsorge: Die Farben der Paraiba Turmaline unterscheiden sich leicht. Für den Stein in der Mitte müssen Kunden weit mehr als 100 000 Euro hinblättern.

Die Farben der Paraiba Turmaline unterscheiden sich leicht. Für den Stein in der Mitte müssen Kunden weit mehr als 100 000 Euro hinblättern.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Im Jahr 2002 hat Sven Frericks das Atelier in Starnberg eröffnet, in dem Kunden heute Stücke aus der eigenen Schmuckkollektion kaufen können - oder eben auch Edelsteine. Seit vier Jahren stehen Paraiba Turmaline als Schmuck und Wertanlage hier zum Verkauf. Auf dem Tisch findet man dazu eingerahmt den Hinweis: "Liebe Kunden, aufgrund der großen Nachfrage nach Edelsteinen als Wertanlage, bieten wir individuelle Anfertigungen ausschließlich mit Paraiba Turmalinen an."

Sven Frericks ist Goldschmied und Schmuckdesigner. Seine Frau erzählt, dass sie in das Geschäft "hineingewachsen" sei. Sie und ihr jetziger Mann haben sich 2013 kennengelernt, mittlerweile sind die beiden verheiratet. Die 38-Jährige ist ausgebildete Sprachlehrerin und hat früher Deutsch unterrichtet. Genau genommen hat jeder der beiden eine eigene Firma, im Atelier arbeiten die Eheleute gemeinsam.

Immobilie, Gold und Edelstein

Das Paar rät seinen Kunden zur Diversifikation, also dazu, ihr Vermögen in unterschiedlichen Bereichen anzulegen. Die meisten Edelstein-Interessenten hätten bereits Immobilien oder Gold, erzählt Sven Frericks. Zwei bis drei Paraiba Turmaline werden im Atelier nach eigenen Angaben im Monat verkauft. Die Preise starten bei 5000 Euro. Während des Gesprächs liegt ein Exemplar auf dem Tisch, das deutlich über 100 000 Euro kostet. Die meisten Kunden stammen aus dem Umkreis, manche kommen auch aus München. "Viele sind dankbar für die Idee", sagt Sven Frericks. Auch das Geschäftspaar besitzt selbst Steine zur Altersvorsorge.

An der Hand und im Tresor

Manche Kunden würden den Stein lieber in den Tresor legen, erzählen die beiden, doch die meisten würden ihn doch als Schmuckstück tragen, zum Beispiel als Ring. In dem Atelier in Starnberg bekommt man beides. Dass der Wert sich durch das Tragen mindern könnte, verneinen die Geschäftsleute. Paraiba Turmaline sind sehr hart, und wenn nach Jahren Tragespuren auftauchen, könnten sie einfach nachgeschliffen werden. Sven Frericks ist überzeugt, dass man praktisch "keinen Wertverlust" habe.

Dass der Wert des Steins über die Jahre steigt, zeigt ein Rechenbeispiel: Vor drei Jahren war ein bestimmtes Schmuckstück mit dem blauen Stein laut dem Ehepaar 68 000 Euro wert, heute mehr als 200 000 Euro. Und die Wertsteigerung halte an. Die Pandemie habe der Nachfrage keinen Abbruch getan, sagen die Geschäftsleute.

Vorsorge: Die meisten Kunden tragen den Edelstein als Schmuck, berichten Bruni und Sven Frericks. Manche würden ihn aber auch in den Tresor legen.

Die meisten Kunden tragen den Edelstein als Schmuck, berichten Bruni und Sven Frericks. Manche würden ihn aber auch in den Tresor legen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Steiniger Weg nach Starnberg

Die meisten Paraiba Turmaline, die das Ehepaar verkauft, stammen aus Mosambik, manche auch aus Brasilien. Die Vorkommen seien aber mittlerweile erschöpft, wie der Goldschmied erklärt. Es komme "fast nichts" mehr aus dem Abbaugebiet in Mosambik, zudem nicht in einer Qualität, die sich als Wertanlage eigne. Das unterscheidet den Stein von anderen, denn Diamanten, Rubine oder Saphire kommen noch nach, wie Sven Frericks erklärt. Er selbst war noch nie vor Ort in Mosambik, sagt aber, dass dort nach den ihnen bekannten Informationen nachhaltig und ohne Kinderarbeit abgebaut worden sei.

Als seine Passion rund um die Edelsteine beschreibt der 56-Jährige es, "die schönsten verfügbaren zu bekommen". Aktuell funktioniert das so: Händler verkaufen die farbintensiven Steine an Juweliere und Goldschmiede. "Wir haben immer nur Leckerbissen ausgesucht", sagt Bruni Frericks. Die Edelsteine des Ehepaars werden von der Deutschen Stiftung Edelsteinforschung untersucht. Ein Zertifikat belegt, dass es sich tatsächlich um einen Paraiba Turmalin handelt und dieser unbehandelt ist; es ist für einen späteren Verkauf wichtig.

Wie lange wird der Handel mit den Steinen für das Ehepaar noch möglich sein? Für dieses Jahr ist Sven Frericks optimistisch, für die Zeit danach ist er sich nicht mehr so sicher. Seine Frau Bruni sitzt neben ihm und wirkt, als wolle sie das gar nicht hören, das mache sie traurig. Sie hofft, dass weiterhin Paraiba Turmaline den Weg zu ihnen finden. "Wir lieben die Steine", sagt sie.

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