Gospel-Konzert:Souliger Advent

Gospel-Konzert: "Seasonal Concert" im Schloss Kempfenhausen mit (v.l.) Matthias Bublath, Norisha Campbell, Max Grosch, Mireille Tshibangu und Jessica Onuigwe.

"Seasonal Concert" im Schloss Kempfenhausen mit (v.l.) Matthias Bublath, Norisha Campbell, Max Grosch, Mireille Tshibangu und Jessica Onuigwe.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Hochkarätige Musiker setzen Sängerin Norisha Campbell bei ihrem Auftritt im Schloss Kempfenhausen gekonnt in Szene.

Von Reinhard Palmer, Berg

Man kann die Seasonal Concerts der umtriebigen Kulturgestalterin Elisabeth Carr von "Kunsträume am See" durchaus schon als etabliert bezeichnen. Zusammen mit dem Jazzgeiger Max Grosch ersonnen und von ihm im Duo mit dem Tasteninstrumentalisten Matthias Bublath mit Inhalt und Leben gefüllt, geriet die Reihe zwar pandemiebedingt ins Stocken, doch der postcoronale Neustart gelang nun im Rittersaal des Kempfenhauser Schlosses fulminant. Allerdings mit einem kleinen Trick.

Die Sängerin Norisha Campbell mit ihrer warmen, souligen Stimme hatte nach ihrem ersten Besuch eine neue Fangemeinde zurückgelassen, sodass beim erneuten Auftritt volle Auslastung gesichert war. Und die hier lebende, charmante Kalifornierin - dort wohl eher als Volleyballerin bekannt - kam nicht alleine. Zwei durchswingte Background-Sängerinnen, Mireille Tshibangu und Jessica Onuigwe, standen ihr für klangschöne Chorus-Höhepunkte zur Seite, stimmlich wie im geschmeidigen Hüftschwung absolut homogen.

Es war wie Doping in schlechten Zeiten, durchsetzt von klangschönen Wellnessharmonien

Zum ersten Advent führte kein Weg an Gospels und Weihnachtsliedern vorbei. Campbell, Grosch und Bublath waren sich aber offenbar einig: Hier sollte kein betuliches Säuseln mit Engelschören über die Bühne gehen. Es war vielmehr ein meist hymnisches Aufmunterungsprogramm, geeignet als Doping in schlechten Zeiten, immer wieder von klangschönen Wellnessharmonien durchsetzt. Etwa im Jazzarrangement des Weihnachtslieds "Leise rieselt der Schnee" von Bublath in zart schillernden Farbklängen. Oder in der heiter beschwingten Variante des kecken "Santa Claus is comin' to town", hier im flotten Tempo mit Humor. Und da Campbells Stimme auch eine rauchige Note anzubieten hat, waren Highlights des Pop, Blues und Softrock durchaus eine gute Wahl, etwa von Patricia Keys oder Sting. Mit dem Oldie "Stand by me" sollte indes ein Aufruf zum Zusammenrücken und für Solidarität untereinander nicht fehlen. Auch ohne diesen Hintergrund ging allerdings der Rhythm-&-Blues-Song ordentlich unter die Haut, zumal im Chor mit dem Publikum effektvoll gesteigert.

Einen echten Gänsehauteffekt zauberte das vokale Trio gleich im Anschluss mit dem Kirchensong "Let it shine", vorgetragen "wie er in Amerika in den Kirchen gesungen wird", so Campbell. Und das bedeutete hier: a cappella, hymnisch, ja geradezu beschwörend in leidenschaftlicher Hingabe. Für den späteren Einstieg in den Song von Grosch und Bublath bedeutet es, eine ekstatische Steigerung draufzulegen. Aber auch sonst zeigte sich das eingespielte Duo von der kraftvollen, mitreißenden Seite, satt in der Klangbildung und jeweils im guten Tempo, wodurch prägnante Rhythmen eine packende Wirkung zu entfalten vermochten.

Nicht zu unterschätzen ist die Rolle des treibenden Walking-Bass am Moog-Synthesizer

Ein scheinbares Detail sollte hier nicht unerwähnt bleiben: Bublath verstand es, neben seinem virtuosen Klavierspiel einen zuverlässig antreibenden Walking-Bass am Moog-Synthesizer zu kreieren. Das gab dem Ensemble mehr Fülle und unterstützte die Wärme in der Grundsubstanz. Auch Grosch übernahm mit Pizzicato auf den tiefen Saiten gelegentlich diese Aufgabe, wenn Bublath beide Hände für seine kernigen Soli brauchte. Grosch spielte hier zwar per Tonabnehmer verstärkt, aber ein analoges Instrument. Das war klanglich vom Vorteil, balancierte doch die Violinstimme das Timbre der Gesangsstimmen im Klangcharakter stimmiger aus, ohne gleich klassisch daherzukommen. Dennoch blieb seine Tonformung empfindsam modelliert, einer emotionalen Phrasierung folgend. Insbesondere, wenn es um Blues oder Soul ging, die dem zur Melancholie neigenden Instrument ohnehin am besten liegen.

Elektronisch etwas nachzuhelfen, scheute Grosch durchaus nicht, was in der Zugabe mit dem mitreißenden Gospel "Can't nobody do me like Jesus" geeignet war, zum Schluss noch etwas Außergewöhnliches auf den Heimweg mitzugeben. Nicht ohne Bedeutung zudem, dass Grosch und Bublath sich als genauso gewandte Begleiter erwiesen, die Campbell mit ihren einfühlsamen Begleiterinnen optimal in Szene zu setzen verstanden. Die Begeisterung des Publikums dürfte dafür gesorgt haben, dass es sicher nicht der letzte Besuch der Vokalistinnen in Kempfenhausen gewesen ist.

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