Schifffahrt im Landkreis Starnberg:Mit 700 PS über den See

Lesezeit: 2 min

Mit der Bayerischen Seenschifffahrt startet auch das neue Starnberger Polizeiboot nach einer aufwendigen Modernisierung in die Sommersaison. Neue Technik erleichtert den Beamten die Manöver auf dem Wasser.

Von Otto Fritscher, Starnberg

Keine Kapelle der Bereitschaftspolizei, kein Minister wie damals, dafür pfeift ein eisiger Wind über den See. Dennoch: Gute Laune im Starnberger Hafen, wo am Freitagvormittag im Beisein vieler blau uniformierter Menschen das Polizeiboot wieder in Dienst gestellt wurde. Das 33 Jahre alte Boot wurde über den Wintern in einer Werft völlig entkernt und neu aufgebaut, nur der Rumpf ist geblieben. 560 000 Euro hat die Modernisierung des Schiffs gekostet.

In Mannschaftsstärke tritt die Polizei bei der Einweihung des modernisierten Polizeiboots auf dem Starnberger See an. (Foto: Nila Thiel)

Nur wer ganz genau hinschaut, wird von außen einige Unterschiede erkennen. Der Rumpf ist nun in einem etwas dunklerem Blau gestrichen, der Mast, auf dem die Suchscheinwerfer montiert waren, fehlt, die LED-Scheinwerfer sind stattdessen auf dem Dach montiert; sie können nun vom Fahrerstand aus gesteuert werden. Vorher mussten sie mittels eines Gestänges von einem zweiten Mann in die gewünschte Richtung gedreht werden.

Im Innenleben des Schiffs fällt sofort der neue Führerstand auf: Ein Bootsführer kann nun das 14 Meter lange und 14 Tonnen schwere Schiff alleine steuern und dazu den digitalen Funk und das neue Echolotsystem bedienen, mit dem auch der Seegrund abgesucht werden kann. In der Pantry, der kleinen Küche gibt es eine kleine Kochgelegenheit mit zwei Induktionskochfeldern, eine moderne Toilette, aber keine Koje für ein Mittagsschläfchen. "Das brauchen wir nicht", erklärt Kai Motschmann, einer der Wasserpolizisten.

Am meisten hat sich im Unterdeck der WSP 1, so der etwas nüchterne Bootsname, getan: Zwei neue Schiffsdiesel-Aggregate leisten zusammen 699 PS, mit maximal 40 Kilometern pro Stunde kann die Besatzung die Verfolgung eines anderen Bootes aufnehmen oder schnell zur Einsatzstelle gelangen. Die Maschinen wiegen nur zwei Drittel der alten Aggregate, was das Boot leichter macht und damit den Treibstoffverbrauch sowie die Emissionen senkt.

Ende Februar wurde das Boot aus der Siemerwerft in Barßen im Landkreis Cloppenburg in Niedersachsen an den Starnberger See zurückgebracht. Seitdem trainieren die sechs Beamten der Starnberger Polizeiinspektion, die über eine spezielle Zusatzausbildung als Wasserschutzpolizisten verfügen, mit ihrem neuen Gefährt.

Die beiden Motoren sind leistungsstärker, aber dennoch umweltfreundlicher als die alten Aggregate. (Foto: Nila Thiel)

Der größte Unterschied liegt in der Steuerung. Bisher mussten die Polizisten kräftig am großen Steuerrad drehen, nun reicht eine kleine Bewegung mit der rechten Hand an einem Hebel - dem sogenannten Tiller - im Führerstand, um das Schiff mittels der beiden am Heck angebrachten Ruder nach Backbord oder Steuerbord zu bewegen. "Das ist schon ganz anders", sagt Motschmann. Auch der Gashebel liegt nun geschmeidig in der linken Hand, der jeweils an Back- und Steuerbord verbaute Motor kann extra angesteuert werden, was bei speziellen Manövern wie dem Anlegen an einem Steg von Vorteil ist. "Jetzt ist auch die Polizei in der Generation Joystick angekommen", frotzelte Michael Grießer, Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt, bei der "Wiederindienststellungsfeier", wie Polizeipräsident Günther Gietl am Freitag sagte. Grießer meint damit, dass die Kapitäne der Seenschifffahrt die Ausflugsdampfer schon längst mittels Joysticks dirigieren. Mit vier Funkkreisen können die Beamten an Bord bei einem Einsatz Kontakt zu ihren Kollegen an Land, aber auch zu den Wasserrettern und zur Feuerwehr aufnehmen.

Das 33 Jahre alte Boot wurde über den Winter in einer Werft völlig entkernt und neu aufgebaut, nur der Rumpf ist geblieben. (Foto: Nila Thiel)

Vom Polizeiauto aufs Polizeiboot wechseln die Beamten der Starnberger Inspektion an jedem Wochenende, zum ersten Mal an diesem Samstag, an dem auch die Seenschifffahrt ihren Dienst wieder aufnimmt. "Und natürlich rechtzeitig zum Beginn der Wassersportsaison", erklärt Motschmann. Auch bei der zweiten Jungfernfahrt sozusagen wurde schon der ein oder andere Stehpaddler gesichtet. 420 Stunden waren die Starnberger Seepolizisten in der vergangenen Saison auf dem Wasser unterwegs. Außer der Kontrolle von Sportbooten und der Ahndung von umweltrechtlichen Verstößen mussten die Beamten auch zu vier Unfällen, zum Teil mit Tauchern, am See ausrücken. Die WSP 1 ist nicht das einzige Gerät der Starnberger Wasserschutzpolizei. Sie verfügt mit der WSP 2 noch über ein wesentlich kleineres und flacheres Boot mit einem 80-PS-Motor. "Das ist nicht nur im Flachwasser sehr gut einsetzbar, sondern es ist bei Sportbootkontrollen erst sehr spät als Polizeischiff zu erkennen ist", sagt Motschmann.

© SZ vom 13.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: