Schicksalstag:9. November

Lesezeit: 1 min

Kälte und Regen trotzten rund 70 Starnberger, die dem Aufruf zur Gedenkveranstaltung an den 9. November auf dem Kirchplatz gefolgt waren. Unter den Anwesenden war auch Jürgen Habermas. (Foto: Georgine Treybal)

Verein "Starnberger Dialog" setzt ein Zeichen für Demokratie

Von Lea Heinrich, Starnberg

Was haben der Hitler-Putsch 1923, die Reichspogromnacht 1938 und der deutsche Mauerfall 1989 gemeinsam? Alle Ereignisse fanden an einem 9. November statt. Dem oft als "Schicksalstag" bezeichneten Tag gedachten am Montagabend auf dem Starnberger Kirchplatz rund 70 Menschen, die im Zeichen des Gedenktages unter dem Motto "Unsere Demokratie - wir passen drauf auf!" mit Kerzen in der Hand ein Zeichen setzten. Zu den rund 70 Anwesenden - darunter auch einige wenige Stadträte - sprachen Vertreter des Vereins "Starnberger Dialog".

Die Initiatoren setzen sich für Weltoffenheit und Toleranz ein, wie Gründungsmitglied Pfarrer Stefan Koch betonte. Nicht nur Mahnung für die Demokratie, sondern auch Erinnerung stand im Fokus der Veranstaltung: Erinnerung daran, was der 9. November für die Deutschen bedeutet. Dazu zählt etwa der 9. November 1918. Die stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende Sissi Fuchsenberger erklärte, dass die Ausrufung der Weimarer Republik nach dem Ersten Weltkrieg den ersten Versuch einer Demokratie kennzeichnete. Anders als 1923, als Hitler mit einem Putsch im Hofbräukeller die Errungenschaften der Demokratie zunichte zu machen versuchte. Ein Tag, dem die Nazis in den Folgejahren mit martialischen Auftritten huldigten. 1938 hatten Hitler und seine NS-Schergen mit der Zerstörung von Hab und Gut von tausenden Juden in der Reichspogromnacht einen beschämenden Höhepunkt deutscher Geschichte. Über diese Zeit sprach Judith Baumann, die appellierte: "Möge eine solche Zeit nie wieder kommen." Der 9. November 1989 indes steht für den Fall der Mauer und die Wiedervereinung Deutschlands.

Die Demokratie zu bewahren und Toleranz zu praktizieren ist Aufgabe aller Bürger - darin sind sich Starnbergs Bürgermeisterin Eva John, Ex-Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Initiator Rainer Hange einig. Die Starnberger harrten selbst bei einsetzendem Nieselregen in der Kälte aus und sangen gemeinsam den Bob Dylan-Klassiker "Blowin' in the wind". Und zwei Flüchtlinge, die zu ihrem Deutschlandbild befragt wurden, machten deutlich: Starnberg sei ihre neue Heimat geworden.

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: