Schau:Gegen das Vergessen

Die Filmemacherin Sybille Krafft erinnert in ihrer Ausstellung "Die Kinder vom Lager Föhrenwald" an junge, jüdische Displaced Persons. Eröffnung ist am 29. April im Foyer des Landratsamts

Von Sabine Bader, Starnberg

Sie zählen zu den Schwächsten der Gesellschaft, doch sie können auch unendlich stark sein: die Kinder. Das wird in aller Dramatik in den Filmen deutlich, die zeigen, wie es Kindern gelang, Konzentrationslager zu überleben. Auf Kinder hat auch die Filmemacherin Sybille Krafft in ihrer Ausstellung "Die Kinder vom Lager Föhrenwald" ihren Fokus gerichtet. Was nicht jeder im Fünfseenland weiß: Föhrenwald lag ganz nah.

Das DP-Lager entstand kurz nach dem Zweiten Weltkrieg im Wolfratshauser Forst. Es war das wohl größte und am längsten bestehende Lager für jüdische Displaced Persons in Deutschland. Heimatlos gewordene Juden aus Polen, Litauen, Russland, Rumänien und Ungarn warteten hier auf ihre Ausreise nach Israel oder hofften, in einem anderen Land ein neues Leben beginnen zu können.

Die Wanderausstellung über "Die Kinder vom Lager Föhrenwald" ist von Samstag, 29. April, an auch im Starnberger Landratsamt zu sehen. Um 15 Uhr findet am Pilgrim-Mahnmal vor der Kreisbehörde eine kurze, besinnliche Feier statt, in der an den Todeszug von Dachau erinnert wird. Gleich danach geht es weiter ins Landratsamt zur Ausstellungseröffnung. Landrat Karl Roth hofft darauf, dass viele Bürger dabei sein werden. Schließlich sei es eine Gelegenheit, gemeinsam mit dem Starnberger Dialog, einem überparteilichen Netzwerk, für ein friedliches Zusammenleben, für Demokratie und für Freiheit einzustehen.

Schau: Die Filmemacherin Sybille Krafft hat die Ausstellung "Die Kinder vom Lager Föhrenwald" konzipiert.

Die Filmemacherin Sybille Krafft hat die Ausstellung "Die Kinder vom Lager Föhrenwald" konzipiert.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

"Wie das Lager überhaupt so lange Zeit fast in Vergessenheit geraten konnte, ist mir ein Rätsel", sagt Sybille Krafft vorab bei einem Pressegespräch im Beisein von Landrat Roth und dem Starnberger Rainer Hange vom "Verein gegen Vergessen für Demokratie", der sich seit Jahren dafür einsetzt, dass das unermessliche Leid von KZ-Häftlingen in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs nicht in Vergessenheit gerät.

Zur Historie: In den letzten Apriltagen des Jahres 1945 haben die Nazis Tausende Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau und seiner Außenlager Allach und Kaufering in Todesmärschen durch das Würmtal, am Ostufer des Starnberger Sees entlang bis Waakirchen getrieben. Viele der entkräfteten Menschen überlebten die Tortur nicht. Sie starben an den Folgen körperlicher und seelischer Verletzungen oder an Entkräftung. Deshalb ist der Häftlingszug auch als "Todesmarsch" in die Geschichte eingegangen.

Die Gedenkfeier am Mahnmal wird in diesem Jahr relativ kurz ausfallen. Zuerst spricht Rainer Hange, dann tragen Schüler der Mittelschule Starnberg Erlebnisberichte ehemaliger KZ-Häftlinge vor. Im Anschluss an das Gedenken wird die Ausstellung im Foyer des Landratsamts eröffnet. Dort wird Landrat Karl Roth begrüßen, bevor Sybille Krafft vom Verein "Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald" die Ausstellung eröffnet. Diese zeigt weitgehend unbekannte Fotografien aus Privatbesitz und aus internationalen Archiven. Die musikalische Begleitung übernimmt Stefan Komarek, Klarinettenlehrer an der Starnberger Musikschule. Die Veranstaltung schließt mit einem Appell des evangelischen Pfarrers Stefan Koch.

Schau: Die Schau zeigt weitgehend unbekannte Fotografien aus Privatbesitz und aus internationalen Archiven.

Die Schau zeigt weitgehend unbekannte Fotografien aus Privatbesitz und aus internationalen Archiven.

(Foto: Bürger fürs Badehaus)

Ausstellung "Die Kinder vom Lager Föhrenwald" ist im Foyer Landratsamts von 29. April bis 18. Mai im Foyer des Landratsamtes gezeigt. Sie ist insbesondere auch für Schüler und Schulen geeignet, um sich mit der deutschen Geschichte vertraut zu machen.

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