Schäftlarn:Ansprechend und anspruchsvoll

Schäftlarn: Vater und Sohn teilen sich das Dirigat: Benno und Michael Forster.

Vater und Sohn teilen sich das Dirigat: Benno und Michael Forster.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die "Schäftlarner Konzerte" gehen aufs goldene Jubiläum zu

Von Reinhard Szyszka, Schäftlarn

Konzertreihen gibt es viele, auch solche mit langer Tradition. Dass aber eine Reihe 48 Jahre lang unter derselben musikalischen Leitung steht, ist schon außergewöhnlich. Die Schäftlarner Konzerte sind ein solches Unikat: Benno Forster hat die Reihe 1968 ins Leben gerufen, und auch in diesem Jahr wird er wieder zwei Konzerte dirigieren. Bei den übrigen dreien steht sein Sohn Michael am Pult. Familientradition also, die gleichbleibend hohe Qualität garantiert. Und die Klosterkirche in Schäftlarn gibt ein einmaliges Ambiente dafür ab.

Am kommenden Samstag beginnt die Saison 2016, und passend zur aktuellen Wetterlage führt das Programm vom Winter in den Frühling, von der düsteren f-Moll-Sinfonie Haydns zur Mozart-Sinfonie im strahlenden A-Dur. Zwischen beiden Sinfonien erklingt das Trompetenkonzert von Michael Haydn, eine der anspruchsvollsten Kompositionen für die Trompete überhaupt. Der ungarische Trompeter Ferenc Mausz wagt sich an den höllisch schwierigen Solopart heran.

Auch beim zweiten Konzert (4. Juni) bilden Sinfonien von Haydn und Mozart den Rahmen. Von Mozart gibt es die "Alte Lambacher" Sinfonie zu hören, ein Frühwerk, das der Komponist als Kind zum Zeitvertreib schrieb, während sein Vater schwer krank zu Bett lag und nicht gestört werden durfte. Und die Haydn-Sinfonie in G-Dur gehört zu den kostbarsten Schöpfungen aus der mittleren Schaffenszeit des Meisters. Dazwischen steht ein Harfenkonzert von Carl Ditters von Dittersdorf auf dem Programm, ursprünglich ein Werk für Cembalo, das sich aber auch sehr gut für die Harfe eignet.

Das Konzert im Juli spürt den verschiedenen Aspekten der Liebe nach. Zunächst der langsame Satz für Streichquartett von Anton Webern, ein romantisch-tonales Frühwerk, inspiriert von einer unglücklichen Liebesgeschichte des Komponisten. Sodann die vergeistigte, transzendente Liebe zu Gott, wie Bach sie in seiner Kantate "Ich habe genug" besingt. Und zum Abschluss die sehr irdische, sinnliche Liebe, die sich in Mozarts Divertimento in D-Dur niederschlägt.

Nach der Sommerpause geht es weiter mit dem schon traditionellen Auftritt des Blechbläserensembles Wes10brass (17. September). Der Trompeter Klaus Osterloh von der WDR-Big-Band ist der Solist, und er wird die Klosterkirche von Schäftlarn mit ungewohnten, jazzigen Klängen erfüllen. Aber auch Renaissance-Musik und die "Simple Symphony" von Benjamin Britten stehen auf dem Programm des Abends.

Das musikalische Jahr klingt aus mit dem Konzert am 15. Oktober, wo Sinfonien von Boccherini und Haydn zu hören sein werden, dazu das Klarinettenkonzert von Mozart. Boccherini liegt Benno Forster besonders am Herzen, denn das umfangreiche Schaffen dieses Komponisten ist nur wenig bekannt. Und die Haydn-Sinfonie in Es-Dur gehört zu den letzten Werken, die der Meister für Kontinentaleuropa geschrieben hat, bevor er sein sinfonisches Lebenswerk mit den Londoner Sinfonien krönte. Es ist den Forsters wieder gelungen, ein so ansprechendes wie anspruchsvolles Programm zusammenzustellen. Weitere Planungen sind voll im Gange. 2018, zum goldenen Jubiläum der Reihe, soll die "Schöpfung" von Haydn mit dem BR-Chor aufgeführt werden, und auch für die Zeit danach ist angedacht, jedes zweite Jahr ein großes Chorwerk in Schäftlarn aufs Programm zu setzen.

Schäftlarner Konzerte: 30. April; 4. Juni; 16. Juli; 17. September; 15. Oktober; Konzertbeginn jeweils 19 Uhr, Klosterkirche Schäftlarn. www.muenchenticket.de

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