Saisonbeginn:Schneller aufs Wasser

Starnberg See Dampfersteg

Am 1. April beginnt auf dem Ammer- und Starnberger See die Schifffahrt-Saison. Im vergangenen Jahr stiegen am Starnberger See etwa 250 000 Passagiere ein, am Ammersee 300 000.

(Foto: Georgine Treybal)

Die Bayerische Seenschifffahrt will die Routen auf dem Starnberger See komplett umkrempeln. Künftig sollen die Dampfer häufiger ablegen.

Von Astrid Becker

Die Bayerische Seenschifffahrt hat große Pläne. Bis spätestens 2020 will sie die Routen auf dem Starnberger See komplett verändern. So soll Tutzing künftig neuer Knotenpunkt auf dem See werden. Die Schifffahrt will damit an ihre guten Erfahrungen in Herrsching anknüpfen, das diese Rolle seit 2002 auf dem Ammersee einnimmt. Offenbar mit Erfolg: Der zweitgrößte See im Fünfseenland schlägt seither den Starnberger See in Sachen Fahrgastzahlen um Längen. Ganz so einfach ist das Vorhaben allerdings nicht umzusetzen. Die Gemeinde Tutzing zeigte sich von dem Vorhaben bislang wenig begeistert - unter anderem, weil der Steg dort neu gebaut werden müsste.

Und damit fangen die Probleme auch schon an. Der Uferbereich in Tutzing fällt relativ steil ab. Wie steil genau, wird derzeit noch in einem Bodengutachten geklärt. Anders als bisher soll es dort einen Steg geben, der nicht "über Kopf" angefahren wird, wie der Leiter der Bayerischen Seenschifffahrt, Michael Grießer, es nennt. Künftig es sollen dort zwei Schiffe zeitgleich an dem Haltepunkt von zwei Seiten, also parallel, anlegen können. Damit könnten Fahrgäste künftig von der nördlichen Route aus Starnberg kommend direkt ohne jede Verzögerung in ein anderes Schiff in Richtung Süden umsteigen. Geplant ist quasi eine nördliche Route die von Starnberg in Richtung Tutzing und dann vermutlich von Ammerland aus wieder nach Starnberg verläuft. Die südliche Runde würde dann von Tutzing nach Seeshaupt und über Ammerland wieder zurück nach Tutzing führen.

Eine klassische Win-win-Situation könnte dies sowohl für Erholungssuchende als auch für die Schifffahrt selbst sein. Denn obwohl der Starnberger See gerade für Münchner eines der Ausflugsziele Nummer eins ist, stagniert die Zahl der Fahrgäste dort seit Jahren bei etwa 250 000 und liegt mittlerweile deutlich hinter denen des Ammersees. Dort unternehmen etwa 300 000 Menschen pro Saison Ausflüge auf dem See mit dem Schiff.

Gründe für die Stagnation am Starnberger See sieht Grießer vor allem in dessen Größe und den bisher damit verbundenen langen Fahrzeiten: "Da dauert es halt dann schon mal vier Stunden, bis wieder ein Schiff in Starnberg ablegt." Unkomfortabel für die Fahrgäste, wie er findet - zumal gerade in Starnberg bedingt durch die Nähe zu München und zur S-Bahn besonders viele Ausflügler zusteigen. "Die meisten Menschen beginnen ihre Fahrt von der Kreisstadt aus, gefolgt von Tutzing." Auch dort, in der Gemeinde, die quasi in der Mitte der Strecke zum südlichen Ende des Sees liegt, gibt es eine S-Bahn, auch sie ist noch gut frequentiert. "Weit mehr als die Hälfte unserer Fahrgäste am Starnberger See besteigen unsere Schiffe in Starnberg und Tutzing." Und genau damit hat sich die Gemeinde am Westufer des Sees zum Knotenpunkt qualifiziert - wie einst Herrsching am Ammersee. Dort gibt es das sogenannte "Zwei-Kreis-System", das Grießer nun gerne auch am Starnberger See einführen will, bereits seit 16 Jahren. Auch dort sei die Idee der Schifffahrt anfangs argwöhnisch beäugt worden. Das habe sich aber schnell gelegt, sagt er. Irgendwelche Probleme mit dem Knotenpunkt habe es seither nie gegeben.

Auch in Tutzing ist derzeit die Skepsis noch groß. Um den neuen Routenverlauf - also die Zweiteilung in Nord und Süd - zu realisieren, müsste der jetzige Steg am Brahmspavillon etwa 20 Meter länger in den See ragen als bisher. Und genau das stößt in der Seegemeinde auf Widerstand. Bei einer Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses im November sprachen sich sowohl Gemeinderäte als auch Verwaltung gegen diese Pläne aus. Dies würde nicht nur den Pavillon am See als eines der schönsten Fotomotive Tutzings verdecken, sondern auch mehr Menschengedränge Richtung Bade- und Bootshütten sowie größere Parkprobleme am Ufer nach sich ziehen, so der Tenor in der Sitzung damals.

Kurz zuvor hatte es ein Treffen gegeben, an dem viele Vertreter der Kommunen und touristischer Einrichtungen am See sowie die Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung teilgenommen hatten. Dort wurde einhellig die Meinung vertreten, dass von so einem neuen Knotenpunkt alle profitieren würden, auch die Gemeinde Tutzing selbst. Diese hatte aber an den Gesprächen gar nicht teilgenommen - die Einladung dazu war versehentlich an die Privatadresse des gestorbenen Bürgermeisters Rudolf Krug geschickt worden.

Der Leiter der Seenschifffahrt, Michael Grießer, ist dennoch optimistisch, Tutzing noch überzeugen zu können. "Ich glaube, dort stellt man sich unsere Pläne viel schlimmer vor als sie sind." Wenn die Schifffahrt sie genau ausgearbeitet habe, wolle sie diese dann auch der Gemeinde präsentieren: "Dann wird man dort sehen, dass es hier nicht um massenweise Schiffe und Menschen geht." Dafür allerdings muss die Machbarkeitsstudie ein positives Ergebnis bringen. Denn um einen neuen Steg bauen zu können, darf der Uferbereich nicht zu weit abfallen: "Wir müssen ja Pfähle für den Steg setzen", so Grießer. Technisch möglich sei da heutzutage vieles, sagt er: "Aber wenn das dann viel zu teuer wird und sich das Ganze erst in gefühlten 300 Jahren amortisieren lässt, macht es keinen Sinn." Ebenso wenig ist ihm aber auch daran gelegen, den Gemeinden "etwas aufzudrücken, was sie nicht wollen." Vielmehr sollten die Pläne gemeinsam und in Abstimmung vorangetrieben werden: "Da geht uns Gründlichkeit vor Schnelligkeit." Und auch wenn er sie gern schon 2019 verwirklicht sähe, "kann sich die Umsetzung auch bis 2020 hinziehen."

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