Süddeutsche Zeitung

Roseninsel:Neuer Schutz für Pfahlbauten

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Zusätzliche Bojen mit Hinweisschildern rund um die Roseninsel sollen Wassersportler abhalten, vor dem gefährdeten Unesco-Kulturerbe zu ankern.

Von Wolfgang Prochaska, Roseninsel

Die prähistorischen Pfahlbauten im Bereich der Roseninsel, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehören, sind in Gefahr. Die nur wenig unter der Wasserlinie liegenden Relikte haben in den vergangenen Jahren durch Wassersportler wie Segler und Schwimmer Schaden genommen. Im vergangenen Sommer haben die zuständigen Behörden - das sind das Landesamt für Denkmalpflege, die bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen und das Landratsamt Starnberg - drei Bojen gesetzt, die auf die Pfahlbauten unter Wasser hinweisen und die Segler davon abhalten sollen, dort zu ankern.

Da die Wirkung nicht so gewesen sei, wie man es sich gewünscht hätte, wie Landratsamtssprecher Stefan Diebl auf Anfrage berichtet, hat man in der vergangenen Woche sechs weitere Markierungen verankert. Auf den Bojen wurden zusätzliche Schilder mit dem Hinweis "Schutzzone Unesco-Welterbe Pfahlbauten" angebracht. Nun hoffen die Behörden, dass sich Schwimmer, Segler und Freizeitkapitäne daran halten, und nicht in den markierten Bereich einfahren. Noch schreckt man vor Bußgeldern zurück und setzt auf Information und Aufklärung, um das Kulturerbe vor weiteren Zerstörungen zu schützen. Ob sich die Badegäste und Wassersportler daran halten, ist eine andere Frage. "Wenn der Andrang und die davon ausgehende Gefahr für das Kulturerbe wirklich so groß sind, dann müssen wir über eine entsprechende Verordnung nachdenken", hatte der Starnberger Landrat Karl Roth schon im vergangenen Jahr angekündigt. Er war alarmiert, da der Kastellan der Insel, Alexander Hartl, und sein Stellvertreter, Tobias Schlenker, wegen des Ansturms im Dauereinsatz waren und immer wieder Badegäste und Ausflügler, die mit ihren Booten am Ufer der Roseninsel anlegten, auf die Gefährdung der Pfahlbauten hinweisen mussten. Das Landesamt für Denkmalpflege plädierte allerdings schon in der vergangenen Saison für eine Bojenkette rund um die Insel. Diese restriktive Maßnahme wurde bislang von den Genehmigungsbehörden aber abgelehnt.

Der Schutz ist wichtig, da die 5000 Jahre alten Bodendenkmäler aus der Bronzezeit und der frühkeltischen Zeit im Flachwasserbereich um die Insel liegen. Die aus dem Boden ragenden Pfahlköpfe und liegenden Bauhölzer sind nur durch eine wenige Zentimeter starke Schlick- und Sandschicht bedeckt. Wie sensibel die Umstände sind, machen die Behörden daran fest, dass selbst das Gehen im seichten Bereich die Funde schädigen kann. Umso dringlicher ist der Appell, außerhalb dieser markierten Zone zu bleiben. Wer auf die Roseninsel möchte, möge doch ausschließlich mit der Fähre auf die Roseninsel übersetzen. Ob dieser Appell reicht, wird sich im Sommer zeigen.

Das Bodendenkmal mit seinen datierbaren Bauhölzern und organischen Funden gibt Einblicke in die Lebenswelt der damaligen wohl ersten Menschen, die am See siedelten. Die Unesco hat die Roseninsel 2011 in die Welterbeliste eingetragen. Eine Ausstellung auf der Insel informiert über das Welterbe.

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Quelle:
SZ vom 16.05.2017
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