Roseninsel:Enormer Aufwand für zwei Vasen

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Der Förderkreis lässt zwei "Krateren" rekonstruieren. Die Bronze-Gefäße stehen nun an der Terrasse des Casinos

Von Astrid Becker, Feldafing

Damals, 1989, bot die Roseninsel ein eher tristes Bild: Von einer Blütenpracht in einer gepflegten Anlage konnte noch keine Rede sein. Auch das "Casino", also die Villa dort, in der König Maximilian II. oder später auch sein Sohn König Ludwig II. viel Zeit verbracht haben, hatte viel vom einstigen Glanz eingebüßt - bis sich vor 19 Jahren ein Förderkreis gründete, der es sich zum Ziel setzte mitzuhelfen, damit die Insel das wird, was sie einmal war: ein Kleinod mitten im Starnberger See. Zu seinem 19. Jahrestag am vergangenen Freitag übergab der Förderkreis nun der Schlösserverwaltung zwei sogenannte "Krateren", die einst die Terrassenanlage der Villa zierten.

Das sind zwei Vasen, wie sie sich einst am Seitenaufgang der Süd-West-Terrasse befunden haben. Die Originale sind längst verschollen, allerdings gab es noch ein nicht sehr scharfes, historisches Foto aus dem Jahr 1856 , das ihre Existenz bezeugte. Demnach handelte es sich bei den beiden Stücken um zwei Gartenvasen, die dem Typus des Warwick-Kraters entsprechen. Das Vorbild dafür stammte aus der Antike und ist in der Zeit zwischen 118 und 133 nach Christus entstanden. Dieses 1,70 Meter hohe und 2,11 Meter breite Original wurde 1771 in der Villa Hadriana bei Tivoli entdeckt und gelangte drei Jahre später in den Besitz der namensgebenden Earls of Warwick.

Diese historische Foto diente als Vorlage für die Rekonstruktion. (Foto: oh)

Das Stück mit seinen charakteristischen, aus zwei ineinander verflochtenen Weinranken bestehenden Henkeln avancierte später zu einem beliebten Sammlerstück und wurde entsprechend oft in unterschiedlichen Materialien und Größen reproduziert. Auch König Maximilians II., der die Insel 1850 kaufte, große Leidenschaft gehörte dem Sammeln, und so ist es wohl auch nicht weiter verwunderlich, dass sich diese Art der Gefäße auch an seiner Sommerresidenz im Starnberger See fanden.

Für ihre Rekonstruktion an dieser Stelle wurde nun ein enormer Aufwand betrieben. Zunächst musste das vorhandenen Foto bearbeitet werden, um Rückschlüsse auf die Art und Herkunft dieser Vasen ziehen zu können. Dazu gesellte sich eine umfangreiche Recherche über die Abarten der Warwick-Kratere. Mittels mühsamer kleiner technischer und handwerklicher Schritte konnte die Vase schließlich am Computer visualisiert werden. In der Technischen Hochschule Deggendorf wurde anschließend unter der Leitung von Professor Joerg Maxzin ein dreidimensionales Modell erstellt. Dieses wurde dann von einer Altransberger Kunstgießerei traditionell in Bronze gegossen.

Eine der beiden "Krateren", die nun wieder am Casino zu sehen sind. (Foto: oh)

Der gesamte Reproduktionsprozess wurde von der Schlösserverwaltung begleitet - "in bewährtem bayerischen Zusammenspiel von Tradition und Fortschritt", wie Staatssekretär Hans Reichhart bei der Jahresversammlung des Förderkreises sagte. "Die Roseninsel wäre heute nicht die Roseninsel, wenn nicht zahlreiche Mitglieder und großzügige Spender maßgeblich dazu beigetragen hätten."

© SZ vom 23.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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