Starnberger See:Im Takt der Ruderschläge übers Wasser
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Knapp 80 Mannschaften starten am Wochenende beim Roseninsel-Achter auf dem Starnberger See. Die Regatta hat sich zu einem Wettbewerb von internationalem Rang entwickelt, die schnellsten Boote brauchen für die zwölf Kilometer lange Strecke nur 40 Minuten.
Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg
Bevor die Sportler starten können, haben sie eine schwere Last zu tragen. Auf Kommando heben sie das 120 Kilogramm schwere und 17,5 Meter lange Ruderboot hoch, tragen es zum Steg und lassen es vorsichtig "auf Kante" ins Wasser. Es sind nur noch wenige Tage bis zur internationalen Ruderregatta "Roseninselachter" am kommenden Samstag, 23. September, am Starnberger See und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Wie jedes Jahr, werden etwa 1000 Zuschauer erwartet.
Die Wettkampfveranstaltung wurde vor knapp 40 Jahren vom Cheftrainer des Münchener Ruder- und Segelvereins Bayern (MRSV), Thomas Thallmair, ins Leben gerufen. Was zunächst als Familienevent gedacht war, hat sich schnell zur größten deutschen 8er-Ruderregatta von internationalem Rang entwickelt und ist eine der größten Breitensportveranstaltungen in Deutschland. In diesem Jahr haben sich etwa 80 Mannschaften aus Deutschland und Europa angemeldet.
Es ist ein spektakuläres Ereignis, wenn alle eineinhalb Stunden 20 dieser 17,5 Meter langen Boote mit jeweils acht Ruderern und einem Steuermann gleichzeitig starten und majestätisch über den Starnberger See gleiten. Der Start ist in Höhe der Grünfläche zwischen dem Restaurant "Undosa" und dem MRSV-Gelände. Das Event wird von einem Großaufgebot an Rettungsmannschaften aus dem Landkreis betreut. Nach Angaben von Michael Schemel vom MRSV-Organisations-Team werden etwa 100 Wasserwacht- Mitglieder und Rettungsschwimmer im Einsatz sein. "Es ist Wiesn-Zeit. Da sind viele Segler unterwegs", sagt er. Daher helfen die Segler aus dem Verein laut Schemel ebenfalls mit. Der See ist dicht befahren, weshalb es gar nicht so einfach ist, so einen großen Wettbewerb zu organisieren. Es ist viel Abstimmung im Vorfeld notwendig, damit man sich nicht in die Quere kommt. Es könne nicht einfach ein Wasser-Streifen gesperrt werden, da die Bayerische Seenschifffahrt und auch einige Segler Vorfahrt haben. Laut Mitorganisatorin Christiane von Oerthel wird daher jedes Mal ein bestimmter Korridor festgelegt, der befahren werden darf.
Die langen Regatta-Boote, in denen neun Ruderer mit einem Gesamtgewicht von durchschnittlich etwa 720 Kilogramm sitzen, können nicht einfach abgebremst werden. Da spielt der Steuermann eine herausragende Rolle. Es kommt auf seine Erfahrung an, dass das Boot richtig gesteuert und der Wendepunkt umrundet wird. Dieser liegt übrigens vor der Roseninsel, da das streng geschützte Eiland aus Naturschutzgründen nicht umfahren werden darf.
Die zwischen 16 und 75 Jahre alten Sportler benötigen für die zwölf Kilometer lange Strecke 40 bis 50 Minuten. Der Streckenrekord liegt bei 39 Minuten. Eine dänische Mannschaft hat ihn im Jahr 2004 aufgestellt und seither ist er nie übertroffen worden. Die Sportler trainieren für den Wettkampf mehrmals pro Woche. Nach Angaben von Ruder-Vorstand Till Fincke gehört die Strecke zum Trainingsalltag der MRSV-Ruderer. "Das ist unsere Standard-Trainingsstecke, nur nicht so schnell." Das Wichtigste sei, seine Kräfte richtig einzuteilen. Man brauche eine saubere Technik, um keine Kräfte zu vergeuden. "Da kann man viel falsch machen", sagt Fincke, der natürlich selbst an der Regatta teilnimmt. Es gibt verschiedene Altersklassen und so genannte Mixed-Mannschaften, bei denen Eltern und ihre jugendlichen Kinder gemeinsam in einem Boot sitzen. Zudem stellt der MRSV seine 8er-Boote auch anderen Mannschaften zur Verfügung. Denn für Teilnehmer, die von weither kommen, sei es schwierig, die langen Ruderboote zu transportieren, erklärt Schemel.
Der Starnberger Verein stellt alleine schon sechs Mannschaften. Denn Nachwuchssorgen hat er nicht. Etwa die Hälfte der 770 Mitglieder sind Schüler, viele sind aber auch im Rentenalter. Wie in anderen Vereinen auch, ist die mittlere Altersgruppe der 30- bis 45-Jährigen nicht so stark vertreten. Im Verein glaubt man, es liegt daran, dass diese Bevölkerungsgruppe zu sehr eingespannt ist mit Beruf und Familie. Seit dem vergangenen Jahr hat der Verein auch Flüchtlingskinder aus der Ukraine aufgenommen.