Rettung:Die Feuerwehr ist nur bedingt löschbereit

Tagsüber fehlen in Feldafing Männer und Frauen, die Retter können nicht oder nur verspätet ausrücken. Nachbarfeuerwehren müssen aushelfen - kein Einzelfall im Landkreis.

Von Otto Fritscher

Bei der Feldafinger Feuerwehr, so könnte man sagen, ist Feuer auf dem Dach. "Wir haben ernsthafte Probleme beim Ausrücken", schilderte Kommandant Dirk Schiecke dem Gemeinderat am Dienstagabend seine Personalprobleme. Der Grund: Tagsüber gibt es zu wenig Feuerwehrler, die am Ort wohnen oder arbeiten und so schnell zu Einsätzen alarmiert werden könnten. Diese geringe "Tagesverfügbarkeit", wie es im Feuerwehrjargon heißt, habe schon dazu geführt, dass die Feuerwehr erst verspätet oder gar nicht ausrücken konnte. Das sei, so Schiecke, "vier, fünf Mal" vorgekommen und habe zur Folge gehabt, dass die benachbarten Feuerwehren aus Pöcking und Tutzing aushelfen mussten.

Doch selbst wenn sich genug Mann nach dem Alarm im Feuerwehrhaus einfinden, könne es vorkommen, dass die Feuerwehr immer noch nicht ausrücken kann. Der Grund: Es fehlt an Maschinisten, die den Führerschein besitzen, um ein 15 Tonnen schweres Feuerwehrauto fahren zu dürfen. Bürgermeister Bernhard Sontheim merkte sarkastisch an: "Wir können doch unsere Leute nicht mit dem Taxi zum Einsatz schicken."

Dennoch betonten Sontheim und Schiecke, die Sicherheit der Feldafinger Bürger und die Hilfe bei Verkehrsunfällen oder anderen Unglücken sei "gewährleistet". Dies habe sich auch beim Brand des Hauses in Pöcking vergangene Woche gezeigt, die Feldafinger Wehr sei schnell am Einsatzort gewesen und habe ihr Kontingent zu den insgesamt 80 Einsatzkräften beigesteuert.

Die Personalsituation dürfte sich nicht so schnell verbessern lassen. Denn die Feuerwehr habe, wie Vorstand Markus Mörtl erklärte, schon alle Register gezogen, um neue Mitglieder zu gewinnen. "Vom Tag der offenen Tür im Feuerwehrhaus bis hin zu unseren Aktivitäten in den sozialen Netzwerken haben wir alles versucht und versuchen es weiter." Momentan verfügt die Feuerwehr über 41 aktive Mitglieder, von denen allerdings viele in München, Weilheim oder sonstwo arbeiten.

Kommandant Schiecke forderte die Gemeinderäte auf, endlich bei einem geeigneten Ingenieurbüro einen Feuerwehrbedarfsplan in Auftrag zu geben. Dieser soll aufzeigen, wie viel Feuerwehr - dazu gehören Personal, Geräte, Immobilen und mehr - die Gemeinde eigentlich braucht. Dafür werden 25 000 Euro in den Haushalt eingestellt. Klar ist, dass die Feuerwehr schon längst ein neues Gebäude bräuchte. Die Feuerwehrleute ziehen sich in der Fahrzeughalle um, während die Motoren für den Einsatz warmlaufen. Die Tore der Halle sind so niedrig, dass die Blaulichter an den Fahrzeugen an der Seite statt auf dem Dach montiert sind. Und mit der künftigen zivilen Nutzung des Kasernenareals der IT-Schule der Bundeswehr wird der 5000-Einwohner-Ort um einen neuen Ortsteil wachsen - eine zusätzliche Aufgabe für die Wehr. Doch der Gemeinderat zögert. Sontheim verwies darauf, dass die Gemeinde künftig nur noch Mitarbeiter für den Bauhof einstellen werde, die auch bereit sind, aktiv bei der Wehr mitzumachen.

Kreisbrandrat Peter Bauch sieht den Grundschutz in Feldafing "noch knapp gewährleistet. Aber da muss etwas unternommen werden." Denn auf Dauer müsse eine Gemeinde den Grundschutz selbst leisten und dürfe sich nicht regelmäßig auf Hilfe aus den Nachbarorten verlassen. Letzte Möglichkeit sei eine Pflichtfeuerwehr, zu der Bürger verpflichtet werden können.

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