Regionalplan für Starnberg:Horror vor dem grünen Kessel

In einer Neufassung soll Starnberg als grüne Lunge Münchens fungieren. Der Stadtrat beschwört Horrorszenarien - und warnt vor der Invasion der Münchner.

Sabine Bader

Von dem inneren Auge der Starnberger Stadträte tut sich ein wahres Horrorszenario auf: Es ist Sommer, ganz München fährt zum Baden an den Starnberger See. Die Straßen sind verstopft - auch wegen der Lastwagen, die nicht mehr durch die Landeshauptstadt fahren dürfen - und der neu gefasste Regionalplan verhindert, dass Entlastungsstraßen wie die Westtangente gebaut werden.

Sommer am Starnberger See

Urlauber am Starnberger See: Der Regionalplan sieht vor, dass Starnberg künftig als grüne Lunge Münchens fungieren soll.

(Foto: dpa)

Die läge dann nämlich mitten im regionalen Grünzug, der als eine Art grüne Lunge für die Landeshauptstadt fungieren soll. Mehr als zwei Drittel des Stadtgebiets würden so quasi zur nächtlichen Kaltluftschneise für München erklärt. Starnberg würde "eingekesselt" vom Grünland, sagt Stadtbaumeister Stephan Weinl. Am Montagabend im Stadtrat warnte er davor, den Entwurf unwidersprochen zu akzeptieren. "Das tangiert unsere Planungshoheit in erheblichem Maße."

So sah es auch die Mehrheit der Stadträte. Schon, weil beabsichtigt ist, das Gelände in Schorn speziell zu schützen und als vorrangiges Gebiet für die Trinkwassergewinnung auszuweisen. Hier sehen die Stadträte einen Konflikt mit der geplanten Entwicklung des Gewerbegebiets am ehemaligen Milchwerksgelände.

Ganz anders die Argumentation der Grünen im Gremium. "Der Regionalplan setzt auf Nachhaltigkeit, in so weit begrüßen wir die Intention", sagte Fraktionssprecherin Martina Neubauer. Da die Grünen die Erweiterung des Gewerbegebiets Schorn ebenso wenig mittragen, wie den geplanten Bau der Westumfahrung bei Hadorf, sind sie mit der Neuauflage des Papiers zufrieden. Wenngleich auch sie es ablehnen, dass Starnberg seine Attraktivität als Naherholungsgebiet für die Landeshauptstadt weiter steigert.

Und so votierten letztlich einzig die drei Stadträte der Grünen gegen die ablehnende Stellungnahme der Verwaltung und damit für die geplante Neufassung des Regionalplans.

An die Adresse der übrigen Ratskollegen gerichtet, erklärte Franz Sengl (Grüne) nach der Abstimmung: "Wir nehmen hier zu Protokoll, dass wir die Landschaft erhalten wollen, aber der Straßenbau unter keinen Umständen tangiert werden darf." Ein Votum, ganz nach dem Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.

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