Reden wir über:Schmuck aus Patronenhülsen

Starnberger Gymnasiasten gründen erfolgreiche Schülerfirma

Interview von Manuela Warkocz, Starnberg

Sie wollten mit ihrer Junior-Schülerfirma etwas Kreatives unter dem Aspekt Recycling machen. Was die 15 Abiturientinnen und Abiturienten des Starnberger Gymnasiums schließlich mit der Lehrerin für Wirtschaft und Recht, Christine Schulz, recht erfolgreich auf den Markt brachten, waren Kopfhörer, Ohrringe und Armbänder - aus Patronenhülsen. Antonia Hendorfer (), Sprecherin des P-Seminars, erzählt, wie sie auf diese Idee kamen, welche Probleme es gab, und was die Juniorfirma "NoStereotypes" mit ihrem Gewinn macht.

Warum habt Ihr euch ausgerechnet Patronenhülsen als Material ausgesucht?

Hendorfer: Zuerst wollten wir ja Dekoartikel aus Glas machen, also alte Flaschen abschneiden und zu Gläsern, Vasen und Schalen umarbeiten. Aber das Glasschneiden war zu schwierig. Dann hat jemand ein Video im Internet gesehen, wo einer aus USA eine Anleitung gibt, wie man Kopfhörer aus Patronenhülsen bastelt.

Ganz schön martialisch, oder?

Das Material schaut halt total schön aus, mit so einem leicht goldenen Touch. Und wie es sich verarbeiten lässt, konnten wir mit Hülsen von Bekannten unserer Eltern, die Jäger sind, ausprobieren.

Aus so einem Ding kann man tatsächlich Kopfhörer zusammenstöpseln?

Es it genaugenommen so, dass wir Patronen in In-Ear-Kopfhörer eingearbeitet haben. Die Plastikkappe vom Kopfhörer wird quasi von einer Patronenhülse ersetzt, die zuvor zugeschnitten, abgeschliffen und poliert wurde. Im Ohr hat man am Ende ganz normal den Ohrstöpsel.

Schmuck hattet Ihr auch im Sortiment.

Ja, für Ohrstecker haben wir die Wand von den Patronen abgetrennt und sie in Scheiben geschnitten. Hinten wurde der Ohrstecker draufgeklebt. Armbänder entstanden aus einem einfachen bunten Gummiband mit einer Patronenscheibe.

Wie habt Ihr den Vertrieb organisiert?

Das lief super, nachdem wir unsere Prototypen auf dem Schulsommerfest vorgestellt hatten. Danach kamen Bestellungen über E-Mail, die wir extra eingerichtet haben. Bei Konzerten der Schule und im Pausenverkauf und am Christkindlmarkt Pöcking ging auch einiges weg.

Habt Ihr Euch auch an Läden gewandt?

Das wollten wir in Starnberg, aber wir kamen so schon nicht mit der Produktion nach. Die Kopfhörer waren sehr gefragt.

Alles aus gebrauchten Jägerpatronen?

Nein, wir haben dann rausgefunden, dass man leere, ungebrauchte Hülsen im Internet bestellen kann.

Woher kam das Kapital für das Material?

Wir haben am Anfang Anteilsscheine an Unterstützer verkauft, zehn Euro das Stück. 69 Leute haben unsere Idee so gefördert. Auch Bürgermeisterin John haben wir gebeten, sich zu beteiligen, aber nichts von ihr gehört.

An diesem Montag stellt Ihr den Anteilseignern in einer Hauptversammlung das Ergebnis vor. Wie schaut's finanziell aus?

Lief ganz gut. Wir hatten 1100 Euro Umsatz. 27 Kopfhörer wurden für je 35 Euro verkauft, 36 Paar Ohrringe für sieben und 22 von den Armbändern für fünf Euro. Andererseits hatten wir Materialkosten und mussten ein Lötgerät kaufen. Schätzungsweise bleiben 60 Euro übrig.

Damit steigt eine Party?

Nö, der Gewinn wird gespendet. Das Geld bekommt eine ehemalige Lehrerin, die für Projekte in Ladakh sammelt.

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