Rathaus:Gemeinderat muss raus

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Im Saal "Ammersee" tagen die Seefelder Gemeinderäte seit dem Umzug der Verwaltung in den Technologiepark. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Seefelder Lokalpolitiker tagen in einer gemieteten Gewerbe-Immobilie. Jetzt hat ihnen der Eigentümer gekündigt.

Von Christine Setzwein, Seefeld

Oswald Gasser, Gemeinderat der FDP, hat es ja immer schon gesagt. Eine Verwaltung darf keine Gewerbeimmobilien blockieren, hat er gesagt, als es darum ging, ob das Seefelder Rathaus aus dem Rathaus aus- und in den Technologiepark einzieht. Freilich, recht viele andere Möglichkeiten hatten die Seefelder nicht. Das alte Rathaus aus dem Jahr 1870 platzte trotz Anbau aus allen Nähten, der Keller feucht und schimmelig, Risse in den Wänden, Büros ohne Fenster, kein Sozialraum, von Barrierefreiheit ganz zu schweigen. Ein paar Jahre hätte es die Verwaltung schon noch ausgehalten. So lange, bis das geplante neue Rathaus fertig gewesen wäre. Daraus wurde nichts, in einem Bürgerentscheid lehnte 2014 die Mehrheit der Seefelder den Neubau neben dem Krankenhaus ab. Ende März 2015 fand der Umzug in den Technologiepark statt.

Hätten sie mal auf Oswald Gasser gehört. Der sieht sich jetzt bestätigt. Weil der Inhaber des Technologieparks, Detlev Schneider, Chef des rasant wachsenden Unternehmens TQ Systems, mehr Platz für seine Mitarbeiter braucht, muss die Gemeinde den Sitzungssaal "Ammersee" räumen. Das ist zwar noch nicht offiziell bekannt und diskutiert wurde es auch noch nicht, aber beim Weihnachtsessen des Gemeinderats im "Alten Wirt" in Hechendorf war es Thema.

Dabei ist es nicht so, dass den Gemeinderäten der Abschied vom "Ammersee" sonderlich schwer fällt. Mal ist es zu kalt, mal zu warm, die Luft oft schlecht. Immerhin sitzen die Hitzköpfe Robert Schindlbeck, Parteifreier in der CSU-Fraktion, und Robert Benoist von den Grünen, die selten einer Meinung sind, so weit auseinander, dass Tätlichkeiten quasi unmöglich sind.

Platz für einen neuen Sitzungssaal gibt es, sogar im gleichen Gebäudetrakt, in dem auch die Verwaltung ihren Sitz hat. Denn eine Firma, die dort Räume gemietet hatte, ist ausgezogen. Es herrscht im Gemeinderat auch großes Verständnis für den Unternehmer, der am Ort expandiert und nicht abwandert. Schließlich brechen den Seefeldern gerade Millionen von Gewerbesteuereinnahmen weg. Es wurde sogar schon die Befürchtung geäußert, dass Seefeld jetzt eine "ganz normale Gemeinde" werde, die nicht mehr aus dem Vollen schöpfen kann, sondern sich genau überlegen muss, wofür sie Geld ausgibt.

Das wiederum führt zu dem Grund, warum die Gemeinderäte doch nicht ganz glücklich sind über den neuen Sitzungssaal. Kurz gesagt: Sie müssen dafür bezahlen. Bisher war der Saal "Ammersee" in der Pauschalmiete enthalten, weil er ja auch anderweitig für Seminare und Veranstaltungen zur Verfügung stand. Der neue Saal dagegen wird künftig nur noch von der Gemeinde genutzt. Macht summa summarum 30 000 Euro pro Jahr zusätzlich aus.

Insgesamt zahlt die Gemeinde dem Vernehmen nach für fünf Jahre im Technologiepark eine Miete von 850 000 Euro - kalt. Jetzt kommen, wenn der Gemeinderat dem Deal zustimmt, noch mal bis zu 90 000 Euro dazu. Ein neues Rathaus hätte um die acht Millionen Euro gekostet.

© SZ vom 21.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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